Jubiläen, Partnerschaften und Visionen

Kulturdirektion Temesch und Ioan-Slavici-Theater Arad starten gemeinsames Projekt

Vor 65 Jahren wurde das rumänische Staatstheater Arad gegründet. Anlässlich des Jubiläums startet das Theaterhaus mit der Kulturdirektion Temesch das Projekt „Theaterbrücke“.

Bogdan Costea möchte Brücken schlagen. Der Intendant des Ioan-Slavici-Theaters aus Arad sieht keinen Grund, dass benachbarte Städte im Wettstreit zueinander stehen, wenn auch beide für den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ kandidieren. Costea denkt überregional und pocht auf Zusammenarbeit. Er träumt von einem großen internationalen Festival, gemeinsam organisiert von den Theaterhäusern aus den Städten Temeswar/Timi{oara, Arad und Großwardein/Oradea. „Miteinander statt gegeneinander“ lautet auch die Devise des neuen Leiters der Kulturdirektion Temesch, Sorin Predescu. Aus dem gemeinsamen Wunsch nach mehr Kooperation entstand das Projekt „Theaterbrücke“, welches die beiden Mitte September in Temeswar vorstellten.

Der Name ist Programm: In den nächsten Monaten werden kleinere Stücke des Ioan-Slavici-Theaters in dem Vorstellungsraum oder im Hof des Direktionssitzes auf der Augustin-Pacha-Straße aufgeführt. Die erste Produktion made in Arad, die nach Temeswar kommt, ist Anton Tschechows „Der Heiratsantrag“. Allroundtalent Florin Covalciuc übersetzte den Einakter ins Rumänische, führte Regie, konzipierte das Bühnenbild und spielt auch an der Seite von Angela Petrean Varjasi und Ionel Bulbuc mit. Die Vorstellung wird am Samstag, den 28. September, ab 20 Uhr gezeigt.

Gleich am darauffolgenden Abend um die gleiche Uhrzeit wird die One-Man-Show „Übrigens, habt ihr die Feuerwehr gerufen?“ von Liana Didilescu gespielt. Predescu hofft auf schönes Wetter, damit die beiden Vorstellungen im Hof aufgeführt werden können. Er habe die Vorhersage überprüft und sei zuversichtlich. Weniger optimistisch drückte sich Predescu zur Frage aus, was denn seine Einrichtung konkret für die Temeswarer Kultur leisten könnte. Die Direktion kümmere sich in erster Linie um die Denkmalpflege in der Stadt, Grund, weshalb sie vom Kulturministerium kaum Gelder für die Kulturarbeit erhält. Besonders gut läuft gegenwärtig die Pygmalion Galerie. Bis im kommenden Frühjahr werden dort regelmäßig Ausstellungen stattfinden. 

 

65 Jahre klassisches Theater

 

Es wird ein spannendes Jahr für das Ioan-Slavici-Theater. Im Oktober findet die inzwischen 19. Auflage des Internationalen Festivals für klassisches Theater statt. Das Festival startet mit einer Inszenierung von William Shakespeare und endet mit einem „Temeswarer Abend“. Die Festtage sind jedoch nur einige von mehreren Großereignissen, die das Theaterhaus in der neuen Spielzeit plant. Denn das Ioan-Slavici feiert 65 Jahre seit seiner Umwandlung in ein rumänischsprachiges Theaterhaus. Das geschichtsträchtige Theater aus Arad wurde ursprünglich am 21. September 1874 eingeweiht. Die erste Vorstellung fand in Anwesenheit des damaligen österreichischen Kaisers Franz Joseph I. Bis 1945 wurden die Vorstellungen nur auf Deutsch und Ungarisch gespielt.

Im Rahmen dieses besonderen Jubiläums möchte Costea ein reicheres Programm, das nicht ausschließlich auf neue Premieren sowie bewährte Inszenierungen setzt. Man sei offen für gewagte Experimente, so der Intendant. Die eventreiche Saison steht darum auch unter dem Motto „Reper 65“. Und darum werden auch in diesem Jahr die Festtage mit dem EuroUnderground-Festival vereint. Dieses Vorhaben wird auch von der Arader Stadtverwaltung unterstützt: Das Theater hat eine Finanzierung im Wert von 250.000 Lei erhalten, um 25 Prozent mehr als im Vorjahr.

 

Neuer Leiter, alte Sitten

Mit der Ankündigung der neuen Partnerschaft zwischen dem Ioan-Slavici-Theater und der Kulturdirektion Temesch kamen auch Fragen bezüglich des neuen Leiters, Sorin Predescu. Er sei kein Kulturmensch, aber er würde sich von fähigen Experten beraten lassen, versicherte er, als die Presse nach weiteren konkreten Projekten fragte. Er würde sich für mehr Transparenz einsetzen wollen.

Mehr als Zusicherungen und Versprechen könnte Predescu allerdings momentan nicht geben. Dafür reicht die Finanzierung nicht aus. Eine Platte, die auch seine Vorgänger bereits aufgelegt haben.