Jugendliche ebnen einen Weg für Jugendliche

Manyfest und T4T könnten die Startrampen großer Karrieren sein

Manyfest besteht aus Kurzfilm-, Foto- und Grafikwerkstätten. Zehn Tage lang arbeiten Jugendliche unter der Aufsicht von Dozenten an eigenen Projekten, die sich mit denen der Teilnehmer am englischsprachigen Jugendtheaterfestival T4T überschneiden Foto: Zoltán Pázmány

Das internationale deutschsprachige Jugendtheaterfestival wurde auf Anregung professioneller Schauspieler ins Leben gerufen und erhält seit mehreren Jahren nicht nur finanzielle sondern auch organisatorische Unterstützung von Institutionen wie etwas das Deutsche Staatstheater Temeswar. Es ist ein Theaterfestival für Jugendliche jedoch nicht unbedingt von Jugendlichen gemacht. Ganz anders das englische Pendant des deutschsprachigen Jugendtheaterfestivals, das International Theatre Festival for Teenagers oder kurz T4T. Das Akronym steht für „Theatre for Teenager“ also „Theater für Jugendliche“ könnte aber auch genauso gut für „Teenager for Teenager“ also „Jugendliche für Jugendliche“ stehen. Denn seit der Gründung anno 2002 bis heute waren die maßgeblichen Organisatoren dieses englischsprachigen Festivals Jugendliche. Zwar helfen Erwachsene aus, unterstützen die Nachwuchsschauspieler und -organisatoren, doch im wesentlichen sind sie die Drahtzieher, die über alle Aspekte entscheiden.

Nicht anders verhält sich ManyFest – ein zweites Festival, das von den T4T-Organisatoren drei Jahre später als Parallelveranstaltung initiiert wurde. Inzwischen ist auch T4T ein eingeschriebener Verein bestehend aus den Alumni der ersten Theaterfestivals, die, das was sie einst erhalten haben, weitertragen und Theater und Film fördern möchten.

Darum widmet sich ManyFest den anderen Facetten der Theater- und Filmkunst, nämlich dem kreativen Prozess des Regisseurs, Drehbuchschreibers und Bühnenbildners. ManyFest besteht aus Kurzfilm-, Foto- und Kunstwerkstätten, die von erfahrenen Dozenten der Kunsthochschule Temeswar gehalten werden. Auch die Einschreibung zum Festival erfolgt nur durch die Teilnahme an einem Wettbewerb und die Einreichung persönlicher Arbeiten. Wer Interesse an der Grafikwerkstatt hatte, musste bis am 27. Juli zwei Grafiken einschicken, für die Fotowerkstatt waren zwei Fotografien notwendig und für die Kurzfilmwerkstatt einen höchstens zehnminütigen Film. Zwei Altersgruppen dürfen teilnehmen: Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren sowie zwischen 19 und 24.

ManyFest und T4T finden gleichzeitig statt. Dadurch sollen die Teilnehmer der beiden Festivals zusammenarbeiten und gemeinsam etwas schaffen. Immerhin gilt der Film als sechste Kunstform, weil die sämtlichen Formen durch den Film zusammenkommen. Nach diesem Prinzip sollen auch die beiden Festivals funktionieren.

Junge aufstrebende Regisseure, Fotografen oder Grafiker sollen mit jungen, aufstrebenden Schauspielern zusammenarbeiten und sich gemeinsam unterstützen. Wie wichtig ManyFests begleitende Rolle für das T4T-Theaterfestival wird, zeigt die wachsende Zahl an Teilnehmern an den Kurzfilmwerkstätten. Während in den Anfangsjahren die meisten Jugendlichen auf Fotografie setzten, gewinnt heute das bewegte Bild zunehmend an Bedeutung. Kurzfilme gelten als der beste Einstieg in die Filmkunst. Sie erlauben es einem mit dem Medium zu experimentieren und die eigenen Stärken und Schwächen herauszufinden. Ist man eher als Drehbuchschreiber geeignet, eher als Kamerakünstler oder als Regisseur. Inzwischen werden mehrere Kurzfilmwerkstätten gehalten, weil die Nachfrage so groß ist. Dagegen hat die Fotografie an Attraktivität verloren.

Natürlich müssen sowohl die eingereichten Arbeiten, als auch die, die im Laufe der zehntägigen Werkstätten entstehen, ein Motto erfüllen. Als Richtlinie wurde in diesem Jahr ein Fragment gegeben: „Sei ein Kind, aber keiner der zu unreif ist. Arbeite, um deine Träume zu erfüllen, aber vergiss nicht, dich am Leben zu erfreuen. Frag dich stets: Mag ich das überhaupt, was ich mache?“

Aus ganz Rumänien pilgern Jugendliche jedes Jahr an. Die meisten sind inzwischen Dauergäste, manche werden als Alumni später Mitorganisatoren. Was sowohl das deutschsprachige und das englischsprachige Theaterfestival gemein haben, ist der Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen. Worin sie sich unterscheiden, ist im kreativen Schaffensprozess. Die T4T-Teilnehmer arbeiten fast ausschließlich im Alleingang an den Stücken. Bekannte Theatergruppen wie „Heavenly Hell“ schreiben und inszenieren ihre Stücke selbst. Da scheinen ihre Vorbilder eher Independent-Gruppen wie Aoăleu zu sein. Denn „Learning by Doing“ scheint das wichtigste aller Mottos zu sein, wonach sich T4T, ManyFest und ihre Teilnehmer richten. Und das seit inzwischen elf bzw. neun Jahren.

Wer weiß, vielleicht wird der nächste Cristi Puiu oder der nächste Mungiu in seinem Lebenslauf „ManyFest“ als Veranstaltung auflisten, wo er oder sie die ersten Erfahrungen gesammelt hat. Hier könnte auch die nächste Maia Morgenstern oder der nächste Marcel Iureş entdeckt werden.

Selber davon überzeugen kann sich jeder am Freitag beim feierlichen Abschluss der diesjährigen Jugendfestivals T4T und ManyFest. Filmvorführungen und eine Ausstellung werden uns einen Einblick gewähren, was zehn Tage lang Jugendliche aus dem In- und Ausland geleistet haben.