Kaffee mit dem Konsul…

„Eines der schönsten und interessantesten Amtsbezirke“

Foto: Zoltán Pázmány

Die Kulturhauptstadt 2021 und die Vorbereitungen darauf seien auch eine Herausforderung für das Deutsche Konsulat in Temeswar, sagt Konsul Ralf Krautkrämer. „Wir versuchen, Akteure mit deutschem Hintergrund einzubringen“, so der Diplomat kurz vor dem Tag der Deutschen Einheit. Wenn diese Zeitung nämlich am Abend des 2. Oktober auf dem Weg zu ihren Lesern ist, feiert das Konsulat in Temeswar den Tag der Deutschen Einheit in der Temeswarer Staatsoper. Deshalb nicht von ungefähr unser Foto – im Hintergrund das eben erwähnte Operngebäude. Für den Konsulatsleiter ist auch der geschichtsträchtige Opernplatz, auf dem 1989 die Revolution in Temeswar ihren zentralen Platz hatte, von hoher Bedeutung. Nicht zuletzt ist im gleichen Gebäude das Deutsche Staatstheater Temeswar untergebracht, bei dem es nach dem Prozessgewinn des ehemaligen Intendanten, Lucian Vărșăndan, gegen die Stadt, um die (Neu)Besetzung der zuletzt vakanten Intendanz geht. „Ich gehe davon aus, dass die Entscheidung in der Stadtverwaltung, fair und transparent, zur bestmöglichen Entscheidung führen wird“, so Konsul Krautkrämer.

Wenn Konsul Krautkrämer sich freut, dass er „eines der schönsten und interessantesten Amtsbezirke leitet, das das Auswärtige Amt zu bieten hat“, da kommt ihm vieles in den Sinn: Die überregionale Erstreckung, von unten an der Donau bis in den Nordwesten in die Maramuresch, die Wirtschaftskraft in der Region, die vielen kulturellen Aktivitäten und nicht zuletzt „die deutsche Minderheit, die die oft zitierte Brückenfunktion wahrnimmt“. Gespräche mit den öffentlichen Institutionen stehen für das Konsulat immer wieder im Fokus, vor allem wenn es darum geht, die Hauptanliegen der Investoren zu unterstützen. Dabei denkt der Konsul an das akut gewordene Problem der Arbeitskräfte. „Wir möchten auch weiterhin ein offenes Konsulat sein, denn man soll nicht nur zu uns kommen, wenn man seinen Reisepass verloren hat“, untermauert Krautkrämer das, was er bereits vor eignen Monaten begonnen hat, als ein Berliner Künstler im Konsulat ausstellen durfte und ein Vernissage mit breitem Publikum stattfand.

„Der Deutsche Außenmister hat innerhalb weniger Wochen Rumänien bereits zweimal besucht, was sicher auch ein Zeichen der guten Deutsch-Rumänischen Beziehungen ist, die auf lange Jahre gemeinsamer deutsch- rumänischer Geschichte  blickt. In diesem Jahr feiern Sie den 100. Jahrestag der Gründung eines modernen Rumäniens. La multi ani!“ So der Konsul dann gestern Abend vor den geladenen Gästen.

Und weiter aus der Rede: „Der Außenminister hat aber auch in seiner Rede anlässlich der rumänischen Botschafterkonferenz auf die großen Herausforderungen hingewiesen, denen wir in Europa gegenüber stehen.

Vieles zum Nachdenken, er hat davon gesprochen, dass es Anzeichen einer Weltordnung in Auflösung gibt. Und die Notwendigkeit, dass die europäischen Länder und dabei hat er insbesondere Rumänien erwähnt noch enger zusammen rücken müssen.

Der 3. Oktober, der Tag an dem die Deutsche Einheit  im Einklang und mit Zustimmung unserer europäischen Partner und Nachbarn, offiziell vollendet wurde, ist ein glückliches Datum in der Geschichte Deutschlands. Und es ist ein glückliches Datum in der Geschichte Europas. Der Fall der Berliner Mauer besiegelte den Untergang der Blockkonfrontation in Europa, mit dem Willen, einen Raum des Rechts, des Friedens und der Freiheit zu schaffen. Aber auch in Rumänien haben die Menschen ausgehend von Temeswar ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen. Vielleicht ist dafür die Oper hier ein besonderer Ort, sich daran zu erinnern. Und liebe Gäste, die heute aus Deutschland zu uns gekommen sind, werfen Sie doch beim Verlassen der Oper ein Blick auf das gegenüberliegende Haus auf der linken Seite: im oberen Teil der Fassade können Sie noch deutlich die Spuren der Revolution erkennen.“