Kirchweih - erneut kulturelles Stadtereignis

Dettaer Forum beging sein größtes Fest im Jahr

Trachtenzug durch Detta: Im Hintergrund die katholische Kirche. Seit zwei Jahren wird das Kirchenfest erneut mit jungem Elan und bunten Trachten begangen.

Für Elena Şămanţu ist die schwäbische Kirchweihtracht nichts Neues. Ende der 1980er Jahre, hatte sie eine solche schon einmal als Kirchweihmädchen in Detta getragen. „Damals war ich eine der ganz wenigen Nichtdeutschen, die mitmachten, heute ist unsere Tochter die einzige mit deutschen Wurzeln aus dem Kirchweihzug“, sagt die Frau, die selbst „eine Tracht aus der Banater Tiefebene“ trägt, wie sie der Banater Zeitung sagte. 29 Jahre nach dem letzten Kirchweihfest mit Trachtenpaaren, Strauß, Hut und Tuch hatte das Demokratische Forum der Deutschen in Detta 2015 erneut diesen Brauch aufleben lassen und ihm in diesem Jahr Kontinuität verliehen.

Elf Trachtenpaare aus Detta marschierten am vergangenen Samstag durch die Straßen der Kleinstadt, zu ihnen hatten sich weitere Teilnehmer aus den Temescher Großgemeinden Billed und Warjasch gesellt. Musik machte die Blaskapelle Nădlăcanca aus Nadlak, Kirchweihvater war Tanzlehrer Hansi Müller aus Warjasch. „Die Kirchweih der Deutschen ist sozusagen die Eröffnung zu den Festtagen der Dettaer“, sagt Bürgermeister Petru Roman im Stadtzentrum von Detta, bei einer Begegnung mit dem DFDB-Vorsitzenden Johann Fernbach. „Wir haben alle Minderheiten für ihre Kirweihfeste aus dem Kommunalhaushalt unterstützt und sind auch der Höhe der beantragten Summen nachgekommen“, setzt Roman fort. „Etwa drei Prozent der Bürger der 6000-Einwohner-Stadt haben sich als Deutsche erklärt. Die meisten davon kommen aus Mischehen“, erläutert Petru Roman. „Es ist erfreulich, dass diese großen Feste der Schwaben erneut verstärkt in den Ortschaften des Banats gefeiert werden, Anklang finden und somit eine einstige Tradition wieder aufleben kann“, sagte seinerseits der DFDB-Vorsitzende Johann Fernbach.

Kommunalrat und Deutsches Forum sind vor einigen Jahren einen Deal eingegangen, der beispielhaft sein kann. Ein baulich etwas mitgenommenes Haus der deutschen Gemeinschaft schenkte diese der Stadt, die ihrerseits auf Anregung des DFDR-Abgeordneten Ovidiu Gan] ein Kulturzentrum errichtete. Das deutsche Ortsforum erhielt im neuen Gebäude seinen Sitz und kann die restlichen Räumlichkeiten für seine Tätigkeiten uneingeschränkt nutzen. Diese logistischen Voraussetzungen und ein Projekt mit einem multiethnischen Ensemble waren nicht zuletzt vor zwei Jahren Anstoß zur Gründung der schwäbischen Tanzgruppe. Das Ensemble ist mittlerweile aufgelöst; geblieben ist die Tanzgruppe Edelweiß, deren Mitglieder - Kinder bis zu 14 Jahren - bereits ihre ersten Erfolge aufweisen kann. „Im ersten Jahr war es ein dritter Platz in unserer Beteiligungskategorie beim Folklorefestival ´Lada cu zestre´ des Temescher Kulturzentrums, in diesem Jahr schafften wir sogar den zweiten Platz“, sagt Elena Şămanţu, Leiterin der Tanzgruppe und Gattin des Forumsvorsitzenden Gerhart Şămanţu. Er hatte – wie die BZ berichtete – im vergangenen Jahr die Nachfolge vom langjährigen Vorsitzenden Matthias Kirsch angetreten, der sich nach mehr als zwei Jahrzehnten als Vorsitzender nicht mehr zur Wahl gestellt hatte und es sich nun als Ehrenvorsitzender auch im Alter von 85 Jahren nicht nehmen lässt, vor allem für die ältere Generation der Mitglieder zu sorgen. „Wir ziehen die betagteren Forumsmitglieder zu unseren Aktivitäten hinzu, laden sie zu unseren Vorstellungen ein“, sagt der Dettaer DFD-Vorsitzende Gerhart Şămanţu. Nicht nur die Tanzgruppe tritt vor das Publikum, sondern seit einiger Zeit gibt es im Dettaer Forum auch ein Musikensemble mit Geige, Gitarre und Akkordeon.

Mit einigen Abstrichen feiern die Dettaer auch heute noch Kirchweih wie vor vielen Jahren, marschieren mit dem Rosmarein-Strauß durch die Straßen der Stadt. Es gab sogar Konkurrenz, wer den Strauß für sich sichern wollte, sagt der Forumsvorsitzende, was für ihn soviel bedeutet wie, „das Interesse am Fest und Verständnis für diese Veranstaltung ist da und nimmt zu“.