Kirchweih mit Jubiläen und Gedenkmomenten

Sanktanna empfing hohe Würdenträger und viele Landsleute

Pfarrer Andreas Straub mit dem Kirchweihstrauß Foto: der Verfasser

Der Minister für Justiz und Europaangelegenheiten aus Baden Württemberg, Guido Wolf, war zugegen, aber auch Deutschlands Botschafter in Bukarest, Cord Meier-Klodt, der DFDR-Vorsitzende, Paul Jürgen Porr, der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț, der DFDB-Vorsitzende Johann Fernbach, der Arader Kreisratsvorsitzende Iustin Cionca, Peter-Dietmar Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schaben, 150 Trachtenträger, aber auch Gäste von nah und fern. Sanktanna feierte nämlich mehrere Meilensteine in seiner 276 Jahre alten Geschichte seit der Einwanderung deutscher Siedler: 270 Jahre Kirchengemeinde, 160 Dorfbrand, 150 Jahre Mutter-Anna-Kirche und 130 Jahre Dreifaltigkeitsdenkmal. 

 

Nicht nur sich selbst haben sie besonders herausgeputzt sondern auch ihr Städtchen; dazu Gäste eingeladen und Ahnentracht angelegt. Was sie an diesem Augustanfang begingen, waren nicht allein frohe Feste zu feiern oder freudige Erinnerungen auszutauschen, sondern auch triste Momente in der Geschichte ihrer seit 1742 von deutschen Einwanderern besiedelten Ortschaft. Die Deutsche Gemeinschaft in Sanktanna feierte das Jubiläum der Kirchengemeinde, gedachte dem großen Dorfbrand, feierte eineinhalb Jahrhunderte Mutter-Anna-Kirche und auch eine runde Jahreszahl seit Errichtung der Dreifaltigkeitsstatue. Das alles unter Orgel, und Glockenklang, aber auch mit Blasmusik, und mit dem obligaten „Puwâ was hemmâ heunt“? Ja, sie hatten Kirchweih, die Sanktannaer. 150 Trachten waren dabei, allen voran die Geldherrenpaare Claudius Höniges mit Sonya Arendt, sowie Harald Groo mit Alexandra Groo.

Lange jedoch vor Glockenklang und Blasmusik hatte die Stadtverwaltung im Rathaus zu einer Festveranstaltung eingeladen. „Was Zusammenhalt bedeutet, kann man hier, bei Ihnen erfahren“, sagte der Justiz- und Europaminister aus Baden-Württemberg, Guido Wolf, vor Ort. Er zeigte sich erfreut darüber, dass Banater Schwaben aus Rumänien und Deutschland, aber auch die Stadt Sanktanna, die Mutter-Anna-Kirche gemeinsam erhalten. „Es ist ungemein wichtig, Kulturgut zu bewahren“. Und dies ginge nur „gemeinsam – wenn alle anpacken – wie Sie es hier vorgemacht haben“, so Guido Wolf. Alle Seiten hatten sich nämlich impliziert, als in den letzten Jahren die Dachsanierung geplant und durchgeführt wurde.

„Seit die Kirche vor 150 Jahren erbaut wurde, war sie ein Anker für die Sanktannaer. Sie schenkte unseren Vorfahren eine neue kirchliche Heimat und ermutigte sie zum Neubeginn, sie heilte die inneren Verwundungen des Krieges und der Verschleppung, sie gab Kraft für die neuen notwendigen Schritte in die Zukunft“, schreibt die Sanktannaer HOG in ihrer Festschrift von 2018, weiterhin herausgegeben vom derzeitigen Ehrenvorsitzenden der HOG Sanktanna, Josef Lutz. Der DFDB-Vorsitzende Dr.Johann Fernbach erwähnt, dass die heute 150 Jahre alte Kirche entstand, als sich das damalige Dorf gerade vom Schicksalsschlag des Dorfbrandes erholt hatte. „Die neue Kirche (…) ist Zeuge der Aufbruchsstimmung (…). Aber genau genommen hat es bei den Sanktannaern immer eine Art Aufbruchsstimmung gegeben und diese hat bis heute – trotz geschrumpfter deutscher Gemeinschaft – an nichts eingebüßt.“ Zum gleichen Thema des Leides sprach in der Kirche der erste Geldherr und Stadtrat Claudius Höniges. „Selbst als der Frieden in den Ländern Einzug hielt, wurde unsere Gemeinde nicht von weiterem Leid verschont“. Er erinnerte dabei an Zwangsarbeit, zu der auch viele Sanktannaer verschleppt wurden. „Erneut schien unsere Kirche der Trost allen Leides“, so Claudius Höniges. Und weiter: „So bestanden unsere Ahnen auch diese Prüfung durch Zusammenhalt und Gottes Hilfe“.

Der Bürgermeister Daniel Tomu]a erwähnte das gute Zusammenleben über Jahrhunderte zwischen Deutschen und Rumänen in Sanktanna. „Das rumänische Volk hatte den Mut, einen deutschen König anzunehmen und wurde nicht enttäuscht. Der Zufall will es, dass wir 100 Jahre nach der Großen Vereinigung ein Staatsoberhaupt deutscher Herkunft haben, Tatsache, welche die gemeinsame Geschichte und die Einheit dieses Volkes bestätigt“, schreibt der Bürgermeister in der Festschrift der HOG. Deutschlands Botschafter in Bukarest, Cord Meier-Klodt, wies darauf hin, dass es wohl nicht Zufall sei, dass da, wo es deutsche Kultur in Rumänien gibt, sich auch die bedeutendsten Wirtschaftszentren des Landes befinden.