Können die, was sie müssen?

Die rumänische politische Klasse hat bisher nichts mitbekommen von der Neukonfigurierung der Welt, die nach 2008 einsetzte – dem Beginn der (von den rumänischen Spitzenpolitikern à la Basescu zuerst vehement für Rumänien als nicht vorhanden erklärten) Weltwirtschaftskrise. Und auch die Zeichen glatt verkannt – oder in ihrter Gier nach Bereicherung dummstolz übersehen – die Rußland zeitgleich mit der Georgienkrise und ihrem Vorgehen im Kaukasus gesetzt hat. Aber sie kann solcherlei Zeichen auch nachträglich nicht deuten und bekommt nicht mit, dass unter aller Augen (die sehen) die Welthierarchien drastisch verändert werden. Wirtschaftsaufschwung wird politischer Anspruch auf Einfluss. Die 500 Jahre politisch-wirtschaftliche Dominanz des Abendlands sind vorbei – allmählich auch demographisch. Und was sich Rußland im März 2014 mit der Krim erlaubte, müsste das sich allwissend wähnende Abendland erst mal verstehen, bevor es Rußland verurteilt. Ansprüche auf Verstehen dürfen wir uns gegenüber der rumänischen politischen Klasse nicht erträumen. Denn Verstehen heißt Bildung – da steht unsere politische Klasse wie die Kuh vor dem neuen Tor.

Amerikanische Politologen sprechen von der multipolaren Welt, in der wir neuerdings leben (die G-20 ist seit 2009 deren Ausdruck), oder sogar von einer G-Zero (Ian Bremmer), einer Welt ohne Pole, die aus der monopolaren Welt von  post-1989 hervorgegangen ist. Haben unsere Hintertürpolitiker davon was mitbekommen, oder decken sie sich bloß gegenseitig vor den „Verfolgungen“ durch den Präsidenten (der seinerseits auf der Abschussliste ganz oben steht), die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft, die diversen Antikorruptionsbehörden oder ganz einfach der Polizei, die Diebe zu fassen pflegt (oder sollte...)?

Trotzdem: die Welt des G-Zero ist immer noch eine Welt, die nach den liberalen Ordnungsgesetzen funktioniert (?), die nach dem zweiten Weltkrieg ausgehandelt oder aufgezwängt wurden, deren Dauerhaftigkeit aber Risse und Erschütterungen zeigt. Nicht nur Putin rüttelt an der internationalen Nachkriegs-Ordnung. Auch die Nato hat es in ihrem ungebremsten Ost-Drang getan, die Chinesen tun es mit ihrer unkontrollierbaren Wirtschaftswut (und ziehen in der Rüstung bedrohlich nach), der Islam tut es in seinem gloriosen spirituell(?)-demographischen Expansionsdrang und schafft, was sich das Osmanische Reich nie erträumt hätte.

Und die Erdhüttenpolitiker in Bukarest? Wenn die wenigstens eine Ahnung hätten, was in der Welt um sie herum vor sich geht, wäre schon eine Manele-Blase in ihrem Kopf geplatzt. So regieren sie weiter. Schlecht.

Seit den Ereignissen in der Ukraine kann sich kein Staat mehr den Luxus leisten, schlecht regiert zu werden. Nachhilfestunden in Sachen Bildung haben für die rumänische politische Klasse Vorrang.

Wenn sie tun würde, was Basescu sagt – nicht was er tut! (da steht`s wie im rumänischen Sprichwort zur Rolle des Popen) – täte sie nicht, was sie kann, sondern was nötig ist: Rumänien modernisieren.