KOMMENTAR: Die „Kunst“, zu leben

„`Die werden kommen und uns die Arbeitsplätze wegschnappen!´ Derjenige, der das voller Scheelsucht brüllte, lebte von einer Behindertenrente – wie 80 Prozent der Dorfbewohner. Er fand, das sei auch eine Arbeit. Schließlich musste er dafür einmal im Jahr früh aufstehn, zu dem betreffenden Doktor in Craiova fahren, diesen bestechen, und danach wieder zurückkommen – was soll´s: war das denn keine Arbeit!?“ - Das ist ein Fragment der skurril-sarkastischen Kurzerzählung von Alexandru Radu aus der satirischen Wochenschrift „Caţavencii“. Schaut man auf eine Statistik der Bezieher des „Staatlich Garantierten Mindesteinkommens“ (rum. Kürzel: VMG) auf Landesebene, dann vergeht einem Kenner Inlandsrumäniens das diskrete Grienen.

Laut Auskunft der Nationalen Agentur für Zahlungen und Sozialinspektion ANPIS, die für die sozial Betreuten Rumäniens zuständig ist, leben hier fast eine Viertelmillion Bürger von dieser VMG. Im Quartal werden vom Staat an sie 116 Millionen Lei ausgezahlt. Aber auch „andere Zahlungen“, Kindergeld (vierteljährlich 1.342.826.084 Lei), Betreuungsgeld (791.148.352 Lei), back-to-work-bonus (122.298.740 Lei), Familienunterstützungsgeld (267.701.871 Lei), Kompensierungsgeld für „Berufseltern“ (158.346.549 Lei), Unterstützungsgeld für Heizung (122.939.224 Lei – an 320.476 Personen, von denen aber nur 50.476 Personen im Winter Brennholz verheizen). Schlaue „Unterstützungsbedürftige“, die vier und mehr Kinder haben und auch noch ein-zwei Kinder als „Berufseltern“ übernehmen, die Kinder konsequent zur Schule schicken und sich der Unterstützung eines cleveren Sozialarbeiters im Rathaus erfreuen, der ihnen ein solides Dossier zusammenschustert, können von sämtlichen Geldern was abbekommen – und dann ruhig tagtäglich im Wirtshaus ihren Fusel trinken und der Frau zu Hause alles andere überlassen. Wie leider in Süd- und Ostrumänien, doch zunehmend auch in Restrumänien üblich. Ein Blick in die Dorfschenken reicht!

Rekordhalter an solchen „staatlich Betreuten“ ist Südrumänien-Muntenien (49.700 Personen), gefolgt von Nordostrumänien (49.144 Personen), Südostrumänien (41.613) und Südwestrumänien-Oltenien (40.793). Die wenigsten sind in Bukarest-Ilfov (2080) und im Banat (11.794), im Mittelfeld liegen Siebenbürgen (31.337) und Nordwestrumänien (26.227). Auch wenn dies absolute Zahlen sind (kein Prozentsatz an der Gesamtbevölkerung der Regionen), so sagt das doch auch über die Mentalitäten sehr viel aus: der Staat soll doch was für uns tun! Hinsichtlich der Verwaltungskreise liegen (in dieser Reihenfolge) Bacău, Buzău, Galatz, Teleorman und Vaslui an der Spitze, während Temesch (1961), Tulcea (2341), Karasch-Severin (2590), Bistritz-Nassod (2771), Sălaj (2980) und Covasna (2993) „Schlusslichter“ sind.

Wer diese Zahlen überdenkt, dem sollte auffallen, dass Plurikulturalität und –religiosität offensichtlich mit diesem Tableau des Sich-Wohlfühlens im Topf des staatlich Betreutseins, ja mit der „Kunst“, damit zu leben, etwas zu tun haben...