Lang erwartete Ausstellung eröffnet

Biennale „Art Encounters“ 2019 an mehreren Orten

Die Installation „Tram Swing“ (in etwa Straßenbahn-Schaukel übersetzt) von Michael Beutler. Foto: Zoltán Pázmány

Ein Vandalismus-Akt hat am Montag die Biennale überschattet als Unbekannte das Kunstwerk des türkischen Künstlers Ahmet Ogut „Geschichte anders: der osmanische Sozialist Hilmi und die Frauenrechtlerin Nuriye“ in der Fußgängerzone besprüht haben. Die Organisatoren haben sofort in einer Pressemitteilung an den Geist der Temeswarer appelliert, ist doch die Stadt für ihren Multikulturalismus und ihre Toleranz bekannt. Foto: Siegfried Thiel

Der Counter auf der Webseite www.artencounters.ro/en/ hatte am Freitag 00:00:00 gezeigt, der Augenblick der Eröffnung der Großausstellung zu „Art Encounters“, der landesweit größten Biennale für Gegenwartskunst, war gekommen. In diesem Jahr hatte die Biennale mit verschiedenen Workshops und kleineren Events schon frühzeitig angefangen, die Großausstellung, der die Kunstliebhaber entgegenfrönten, hatten doch bereits die vorherigen Auflagen für gute Stimmen gesorgt, begann jedoch erst am 20. September und soll bis zum 27. Oktober die Besucher einladen, Kunst und Künstler aus dem In- und Ausland kennenzulernen.

Die Eröffnung fand im STPT-Museum „Corneliu Miklosi“ statt, die Kunstwerke sind aber, wie schon bei den vorherigen Auflagen über die Stadt an verschiedenen Orten verstreut, so dass sich der Besucher vorzugsweise eine der Karten mitgeben lässt, die wie Maria Lind, einer der beiden Kuratorinnen, „das Kostbarste darstellen, das man beim Besuch der Biennale braucht“.

Für die Journalisten und eine Gruppe Künstler gab es schon eine Vorschau mit einem „Walk“ verbunden, wobei die Kuratorinnen Maria Lind und Anca Rujoiu, aber auch die ausstellenden Künstler zu Wort gekommen sind.

Sicherlich empfehlenswert sind auf der Biennale: „Tibiscum“, eine Kunstinstallation der Berliner Künstlergruppe „Peleș Empire“, die als Auftragswerk für die Biennale entstanden ist und in der Theresienbastei untergebracht ist, eigens wofür zwei Räume (die ehemals zum Jazzissimo-Club gehörten) von den Künstlern umgemodelt wurden und nun zwei Geschichten Temeswars miteinanderverweben: eine Geschichte um ein Terrakotta-Figürchen, das im Banat gefunden wurde und im Nationalen Museum des Banats ausgestellt worden war und die osmanische Geschichte der Stadt, die begraben liegt und nur durch Plaketten noch kenntlich gemacht wird.

Ebenfalls in der Theresien-Bastei, diesmal in der Calpe-Gallery, sticht mit ihrer Botschaft die Video-Installation der estnischen Künstlerin Tanja Muravskaja hervor: Bei der nach Tschechows Werk benannten Installation „Drei Schwestern“ handelt es sich eigentlich um Videoaufnahmen von zwei Kusinen, die ihre Rezeption von den Geschehen in der Ukraine in unseren Tagen wiedergeben, eine von ihnen lebt in Kiew und hat an den Maidan-Demos teilgenommen, die andere hingegen spricht für Russland. Die Aufnahmen werden parallel ausgestrahlt. Als dritte „Schwester“ sieht sich die Künstlerin selbst.

Um den Besuch bei der Biennale zu krönen, sollte man sich auf jeden Fall auch ins Corneliu-Miklosi-Museum begeben. Hier ist auch die Installation ausgestellt, die der Berliner Künstler Michael Beutler für die Biennale Art Encounters 2019 vorgeschlagen hat. Die Leser der „Banater Zeitung“ haben im Laufe des Jahres die Erschaffung dieses Kunstobkjekts miterleben können, von der Kontaktaufnahme des Künstlers mit der Stadt und von der Idee (s. Interview adz.ro/banater-zeitung/artikel-banater-zeitung/artikel/ein-faden-den-ich-immer-verfolge-ist-das-handwerk) über die Arbeit an der Installation (s. adz.ro/artikel/artikel/ein-kunstobjekt-entsteht) bis heute, zum fertigen Kunstobjekt.

Der Eintritt ist für alle Besucher frei.