Lebensqualität in Westrumänien

Eine Umfrage im Auftrag der Regionalentwicklungsagentur

Reschitza – Die Regionalentwicklungsagentur West (ADR Vest) hat Ende 2012 IRES (das "Rumänische Institut für Evaluierung und Strategie“) mit einer Umfrage zur Lebensqualität der Bewohner Westrumäniens beauftragt. Deren Resultate sind in Form einer Studie nun öffentlich bekanntgemacht worden. ADR West sucht auch über diese Umfrage eine Orientierungshilfe bei der Prioritätensetzung in der Evaluierung EU-geförderter Projekte, ist die Regionalentwicklungsagentur doch die wichtigste regionale Schaltstelle für EU-Förderungen geworden.

Befragt wurden 1845 Erwachsene ab dem 18. Lebensjahr in der Zeitspanne 23. Oktober – 8. November 2012 – nicht ganz zufällig rund einen Monat vor den Parlamentswahlen vom 9. Dezember vergangenen Jahres, wie bei ADR West zugegeben wird. Ziel der Befragung waren Antworten zur Lebensqualität aus der Perspektive der Sicherheit und des Sicherheitsgefühls der Bürger, das die Befragten zum gegebenen Augenblick haben, aber auch der Sicherheit, die das soziale Umfeld bietet, Fragen zum Wohnkomfort, der kommunalen Infrastruktur, des Freizeitangebots, des Kulturangebots und von dessen Niveau, der Sicherheit des Einkommens und des Arbeitsplatzes.

In der Studie werden die ziemlich krassen Unterschiede betont, die es in der gefühlten Sicherheit in diesen Bereichen zwischen Stadt und Land gibt, vor allem hinsichtlich des Zugangs zu Informationen, der Kommunikation und der diversen sozialen Erleichterungen, die den Bürgern in der Stadt – oft zu ungunsten jener vom Land - in den Bereichen Gesundheitsfürsorge, Arbeit und Sicherheit des Bürgers zur Verfügung gestellt werden. Andrerseits arbeitet die Studie die frappierend ähnlichen Bedingtheiten bezüglich der Ausgaben und Einkommen eines Haushalts in der Stadt und am Land heraus.

Betreffs des Einkommens in einem Haushalt besagt die Studie, dass in den vier Kreisvororten der Westregion – Arad, Deva, Reschitza und Temeswar – das Einkommenniveau spürbar über jenem der restlichen Städte liegt, dass aber das Ausgabenniveau eines Haushalts im gesamten Raum so ziemlich bei den selben Werten liege. Anders gesagt: die Möglichkeit von finanziellen Akkumulationen ist in den Kreisvororten potenziell größer. Vom Standpunkt der Perzeption des Einkommens oder dem „gefühlten Einkommensniveau“ finden hingegen 72 Prozent der Landbewohner der Westregion, dass ihr Einkommen nur das strengstens Nötige abdeckt und dass es „ generell unzureichend“ ist.

In den Städten sind dies 60 Prozent, in den Kreisvororten 52 Prozent, wobei allerdings in den Städten und Kreisvororten eine überraschend hohe Zahl von Antwortverweigerern zu diesem Thema vorkommt, etwa unter dem Vorwand, ihr Einkommensniveau sei „vertraulich“.

Stadtbewohner in der Westregion sind zufrieden mit dem Einschulungsangebot in ihrem Lebensraum und mit dem Angebot an medizinischer Betreuung, vor allem bezüglich der niedergelassenen Ärzte. Hingegen sind alle Bewohner des Raums, ohne Unterschied von Stadt und Land, unzufrieden bis sehr unzufrieden mit den Zuständen in den Krankenhäusern und deren krasser Unterfinanzierung, die zum Bedarf an hohen Eigenbeiträgen führt, wenn jemand ins Krankenhaus kommt, einschließlich zur Selbstfinanzierung des Elementarsten: Verbandsmaterial, Einwegspritzen, Desinfizierungsmittel und Ähnliches.

Neben den Zuständen in den Kranklenhäusern gehört die Schwierigkeit der Arbeitzsplatzfindung für Jugendliche und die anhaltende Überbürokratisierung bei der Existenzgründung bzw. der Eröffnung einer eigenen Firma zu den größten Unzufriedenheitsfaktoren. IRES unterstreicht aber vorsichtigerweise, dass diese drei großen Unzufriedenheitsfaktoren – Unterfinanzierung der Krankenhäuser, Arbeitsplätze für Berufsanfänger und Hyperbürokratisierung der Firmengründungen - nicht unbedingt ein Spezifikum für Westrumänien sind, sondern in hohem Maße rumänienweit gelten.

Wertungsfrei zeigt die Studie in der Analyse der Attraktivitätsfaktoren der Region, dass gut 75 Prozent der Befragten davon ausgehen, in den folgenden fünf Jahren trotz aller gefühlten oder objektiv ausmachbaren Nachteile der Region ihren gegenwärtigen Wohnort nicht verlassen zu wollen. Was andrerseits auch als mangelnde Bereitschaft zur Mobilität gedeutet werden kann. Im Durchschnitt (über 48 Prozent) erklären sich die Befragten mit der bisherigen und künftig sich abzeichnenden Entwicklung ihrer Region für zufrieden. Sogar 35 Prozent der befragten Bewohner des ländlichen Raums haben erklärt, ihre Wohnorte in den kommenden fünf Jahren nicht verlassen zu wollen.