Lob und Respekt für rumänische Jungregisseure in Deutschland

Cristian Mungius „Beyond the Hills“ läuft nun auch in den Temeswarer Kinos

Szene aus dem Film „Ein Monat in Thailand“, Regisseur Paul Negoescu. Foto: Privat

Bereits zweimal hat er es geschafft, die Freundschaft zwischen zwei Frauen so originell zu verfilmen, dass er beide Male dafür prämiiert wurde. Mit dem Filmdrama „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“ (2007) erhielt Cristian Mungiu als erster rumänischer Regisseur die Palme d`Or. Dieses Jahr, in Cannes, hat er erneut für Aufsehen gesorgt: Sein Klosterdrama „Beyond the Hills“ gewann den Preis für das Beste Drehbuch, die Schauspielerinnen Cristina Flutur und Cosmina Stratan wurden zu den besten Hauptdarstellerinnen gekürt. In den kommenden Wochen soll der Film auch in den Temeswarer Kinos laufen.

Der Streifen erzählt von der Freundschaft zwischen Alina und Voichiţa, die sich im Waisenhaus ewige Liebe geschworen haben. Dann aber entschied sich Voichi]a für ein Leben im Kloster. Als Alina dort auftaucht, entwickelt sich ein schicksalhaftes Spannungsverhältnis, dem die als Werkzeug des Teufels gemobbte Neue zum Opfer fällt. Voichiţa erklärt Alina, sie habe ihr Glück bei Gott gefunden, was die Freundin nicht ganz verstehen kann. Alina protestiert, randaliert und terrorisiert, was die Klostergemeinschaft dazu veranlasst, die „Besessene“ zu heilen – mit Fasten und Rosenkränzen, mit Exorzismus und Beichten.

Damit greift Mungiu auf ein reales Begebnis zurück: 2005 erregte in Rumänien der Fall einer 24-jährigen Frau großes Aufsehen, nachdem sie in ein Kloster eingetreten war und dort letztendlich an den Folgen eine Teufelsaustreibung verstarb. Die Stärke des Spielfilms liegt aber vor allem in Cristian Mungius langen Kamereinstellungen, die gleichzeitig Ruhe und stumme, tiefgreifende Anspannung vermitteln.

Rumänische Filme - in Deutschland „Spitzenwerke“

Doch mit „Beyond the Hills“ hat Mungiu nicht nur einen guten Film geschafft: Seine Werke sind eine weitere Bestätigung dafür, dass sich Rumänien in den vergangenen Jahren als eine Region mit qualitativ hochwertigem filmischen Schaffen etabliert hat. „Wir reden da von einer rumänischen neuen Welle in der Filmbranche. Da ist tatsächlich ein Durchbruch passiert“, sagt Roland Rust, Direktor des Filmfestivals Cottbus – eines der größten Filmevents in Deutschland.

Vor Kurzem wurde in Berlin das Programm des 22. Festivals des osteuropäischen Films bekannt gegeben.

Die Veranstaltungsreihe findet vom 6. bis zum 11. November in Cottbus statt und präsentiert über 150 Filme aus 30 Ländern. Rumänien ist u.a. mit Filmen von Cristian Mungiu, Anca Hirte und Paul Negoescu vertreten. Es handle sich um „rumänische Spitzenwerke“, wie Rust selbst im Rahmen der Pressekonferenz behauptete. Gemeint sind dabei u.a. „Beyond the Hills“ von Mungiu sowie „Ein Monat in Thailand“ und „Horizont“ – beide von Paul Negoescu, der beim Festival dabei sein und sich mit dem deutschen Publikum über sein filmisches Schaffen unterhalten wird. Sein Streifen „Ein Monat in Thailand“ konkurriert im Rahmen des Festivals, im Wettbewerbskapitel Spielfilm, um den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis. Insgesamt zehn aktuelle Produktionen aus Osteuropa wurden von den Organisatoren des Festivals in diesen Wettbewerb eingeschrieben, eine internationale Jury soll über die Preisvergabe entscheiden. Das Filmfestival Cottbus richtet sich mit seinen Wettbewerben an junge und aufstrebende osteuropäi­sche Filmemacher, denen es den Sprung zu einer internationalen Laufbahn ebnet. Paul Negoescus Erstlingswerk „Ein Monat in Thailand“ (Rumänien 2012) führt keineswegs nach Asien, sondern ins Bukarester Nachtleben und zu der Frage, wie und mit wem man eigentlich leben will.

Zwei rumänische Filmprojekte im Wettbewerb

Rumänien ist auch in der Kategorie „Pitch-Projekte 2012“ vertreten. Es handelt sich dabei um ein filmwirtschaftliches Forum, das parallel zum 22. FilmFestival Cottbus veranstaltet wird. Hier können rund 150 Teilnehmer einander neue Spielfilmideen vorstellen, Koproduktionen zwischen Ost- und Westeuropa anbahnen und aktuelle Themen der europäischen Filmwirtschaft gemeinsam besprechen. Auf dem Pitching in Cottbus  Anfang November werden 13 Projekte aus zwölf Ländern potentiellen europäischen Koproduktionspartnern vorgestellt. Die Fachjury konnte die Projekte aus insgesamt 83 eingereichten Bewerbungen aus 29 Ländern auswählen. Zwei Projekte kommen aus Rumänien: In „Hotel Eden“ beschäftigt sich Anca Damian („Crulic – The Path to Beyond“) mit den Schuldgefühlen eines Journalisten nach einem Afghanistan-Aufenthalt. Mit „One Floor Below“ wird ein neues Projekt von Radu Muntean vorgestellt, der gemeinsam mit seinen Ko-Autoren Alex Baciu und Razvan Rădulescu bereits mit seinen vorangegangenen Filmen „Boogie“ und „Tuesday after Christmas“ internationale Festivalerfolge landen konnte.