Maria Radna: Einweihung mit Kardinal Meisner

Zwei Jahre Großbaustelle für Banater Tourismusprojekt

Nach der Fertigstellung sollen in der Klosterkirche auch standesamtliche Trauungen vorgenommen werden.

Der Silberrahmen des Gnadenbildes wird zur Sanierung abtransportiert. Bis zum 2. August ist er wieder an seinem angestammten Platz am 1895 aus Marmor errichteten Hauptaltar.

Konferenz- und Ausstellungsräume, aber auch eine Bibliothek werden ebenfalls im Kloster eingerichtet. Vorerst sind die Wandmalereien zur Restaurierung dran. Auf der einen Seite der Korridordecke die Guardians, auf der anderen sind Heilige des Franziskanerordens zu sehen. Im Bild: Geanina Deciu und Pfarrer Andreas Reinholz.
Fotos: Zoltán Pázmány

Bauarbeiter legen Fliesen, eine namhafte Restaurateurin stellt alte Wandmalereien wieder her, Fachleute bauen die Verzierungen am Gnadenbild ab und draußen läuft die Betonmischmaschine – 150 Bauleute arbeiten einen Monat vor der Einweihung von Wallfahrtskirche und Kloster Maria Radna praktisch im gesamten Gebäude. Die Deutsche Wallfahrt vom 2. August ist Anlass, das 47-Millionen-Lei-Sanierungsprojekt einzuweihen. Dabei sein wird der Kölner Kardinal Meisner als Gesandter des Vatikans. „Was bis zur Einweihung geplant ist, wird auch fertig“, sagt Pfarrer Andreas Reinholz, römisch-katholischer Pfarrer in Radna. Das Gesamtprojekt soll – dem Finanzplan nach - bis Ende des Jahres fertiggestellt werden.

Es gehört wohl zu den historischen Augenblicken, dass die Banater Zeitung festhalten kann: Die Gold- und Silberverzierungen am Gnadenbild der Klosterkirche werden abmontiert und in Temeswar bzw. in Budapest saniert.

Die Sanierung der Kirche und des Klosters erfolgt über eine EU-Finanzierung, aus rumänischen Regierungsgeldern und aus Eigenmitteln von Diözese und Pfarrei. Alles, was bisher über einen massiven Anstieg des Tourismus in der Region erzählt oder geschrieben wird, ist scheinbar auch mit Wunschdenken verbunden. „Durch die ergriffenen Baumaßnahmen ist es ein vorgegebenes Ziel, die Zahl der Touristen um fünf Prozent anzuheben“, sagt Pfarrer Reinholz. Dass künftig mehr Besucher, Touristen und Wallfahrer nach Maria Radna reisen, ist zwar zu erwarten, doch heute Zahlen zu nennen wäre wohl etwas in Richtung Fiktion. Mit deutlich mehr Besucherzahlen ist in Maria Radna trotzdem zu rechnen. Nahezu 80.000 sind es derzeit pro Jahr - Allein schon die immer wieder angekündigte Sanierung dürfte zusätzliche Pilger, Interessenten und Schaulustige heranziehen, denn manch einer will wohl wissen, wie denn heute das Kloster dasteht, das Jahrzehnte lang ein Altenheim beherbergte und letztendlich eine baulich heruntergewirtschaftete Ruine ergeben hatte.

Im Westflügel des Klosters sind die Türen fast überall versperrt. Die Sanierung der Räumlichkeiten des künftigen Museums ist über weite Strecken abgeschlossen. Auf den Korridoren und zwischen den Etagen arbeiten nun, in den Wochen vor der feierlichen Eröffnung, etwa 150 Arbeiter. „Ein wesentlicher Bestandteil des Projektes ist, den religiösen Tourismus in der Westregion zu fördern“, so Pfarrer Reinholz. Ein Infozentrum, Souvenirladen, Pausenraum für Busfahrer und angrenzende Toilette machen das gesamte Areal zugänglicher und bequemer. Die Haupteingangstüren zur Kirche mit den beiden Türmen sind in Restauration, elektrische Leitungen, Heizung und die Leitungen für Akustik fehlen noch, werden aber „rechtzeitig fertig“, so Pfarrer Andreas Reinholz. Der Sockel in der Kirche wird aus Diözesangeldern und Eigenmitteln der Kirche saniert.

Mit einem feinen Pinsel restauriert Geanina Deciu die Galerie der ehemaligen Hausoberen des Franziskanerklosters, der Guardians. Ganz besonders schwierig war er für die Restaurateurin, das Porträt des Timotheus Trefan wieder herzustellen. Als dieser nämlich einst den Eindruck hatte, dass er es nicht verdiene, in der Reihe der Klosteroberen mit einem Konterfei bedacht zu werden, ließ er kurzerhand sein Bild an der Decke im zweiten Stock übertünchen. Nun muss Geanina Deciu ihre gesamte Erfahrung, die sie in vielen Klöstern Rumäniens gesammelt hat, aufbringen, um das Bild herzustellen. Als Gemeindepfarrer von Radna war die Versetzung von Andreas Reinholz und das Projekt eine ganz besondere Herausforderung. Der Wallfahrtsort der Banater Schwaben schlechthin hat seinen besonderen Reiz: Pilger, die andächtig die Kirche betrachten, oder dem Glockengeläut lauschen machen allein schon den Sinn aus, diesem Projekt tagtäglich beizuwohnen. Die positive Seite ist nicht zu verkennen. „Zwei Jahre auf einer Baustelle arbeiten und wohnen“, sagt Pfarrer Reinholz - die Kehrseite der Medaille betrachtend. Eine Zeit, in der eine Heerschar an Bauarbeitern sogar im Kloster wohnte und vor allem die Hilfsarbeiter ihre eigenen Regeln ihres Daseins hatten.

Bei unserem Besuch waren es fast auf den Tag genau 40 Jahre seit der Priesterweihe von Pfarrer Reinholz. Eine entsprechende Feier kommt erst nach dem 2. August in Frage. Möglicherweise erfolgte das Jubiläum wohl zunächst in stiller Einkehr, nach Dienstschluss der Bauarbeiter. Wenn die Betonmischmaschinen ruhen, dann ist die Stille im gesamten Areal wohl überdeutlich zu spüren. Aus Denkmalschutzgründen gibt es zumindest derzeit keine Lösung für eine Satellitenanlage, ein Kabelanschluss ist wegen der Entfernung zum Dorf Radna momentan ebenfalls eher unwahrscheinlich. „Ich empfange allein Radio Temeswar“, sagt Pfarrer Reinholz. Die Kollegen aus der Temeswarer Redaktion werden ihre Genugtuung haben. Den Pfarrer tröstet das wohl kaum.