„Meine Mutter wäre stolz auf ihren Sohn“

Karl-Franz Szélhegyi-Windberger feierte seinen 90. Geburtstag

Sie gratulierten Karl Szélhegyi-Windberger zum 90. Geburtstag (v.l.n.r.): DFBB-Vize Christian Chioncel, der Vorsitzende des Banater Forums Karl Singer und Erwin Josef Tigla

„Ein Reschitzaer, den wir leider jetzt mit Temeswar teilen müssen“: Erwin Josef Tigla, dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB), schien es irgendwie leid zu tun, dass der langjährige ADZ/BZ-Fotoreporter Karl Szélhegyi-Windberger nun nicht mehr in Reschitza/Re{i]a lebt. Windberger feierte am Samstag seinen 90. Geburtstag – nirgendwo anders, als in seiner Geburtsstadt Reschitza. In feierlichem Rahmen kamen Freunde, Verwandte und ehemalige Arbeitskollegen in der Alexander-Tietz-Bibliothek zusammen, um gemeinsam mit Karl Windberger zu feiern und eine Fotoausstellung, die durch sein Leben führte, zu bewundern. Für den musikalischen Rahmen sorgte das Banater Bergland Trio.

„Meine Mutter hat mir, als sie 95 war, gesagt: `Ich spüre, ich fange an, alt zu werden´. Jetzt beginne auch ich, es auch zu spüren“, sagte Karl Windberger, der anhand der ausgestellten Bilder sein Leben Revue passieren ließ. Die Faszination für die Film- und Fotokunst, sein großer Wunsch, sich beruflich diesen Bereichen zu widmen, die Beziehung zu seinen Eltern, sein Eheleben: Das alles umschrieb Karl Windberger in seinem Einführungsmonolog, der mit vielen lustigen Geschichten bestickt war. So zum Beispiel erzählte Karl Windberger, dass ihm seine Mutter ursprünglich den Gedanken, Fotograf werden zu wollen, aus dem Kopf schlagen wollte. „Willst so ein armseliger Dorffotograf werden?“ hatte sie damals – ironisch - gefragt.

Der junge Karl Windberger hielt allerdings an seinem Wunsch fest. „Ich bin sicher, meine Mutter wäre heute stolz auf ihren Sohn“, sagte Karl Windberger, der 2009 sein erstes Buch, „Mia Reschitzaer“, mit Erzählungen in Reschitzaer Mundart, herausbrachte – überhaupt das erste Buch, das in der Reschitzaer Umgangssprache erschien.

„Pin schun oach viel r’um khumman auf teara Welt, aba main Gott, so scheen wie in Reschitza…, mia kfallts toch ta am pesstn“, sagte Karl Windberger, während das Banater Bergland Trio das Lied „Reschitz ist ein schönes Städtchen“ vorspielte. Und weil den 90-Jährigen ein ausgeprägter Sinn für Humor charakterisiert, verpasste es Karl Windberger auch diesmal nicht, ein kleines Theaterstück in Szene zu setzen. Gemeinsam mit der Mundartautorin und pensionierten Deutschlehrerin Ada Lovasi aus Bokschan/Bocsa präsentierte Karl Windberger eine Szenette in Reschitzaer Mundart, was allen Anwesenden ein Lächeln auf die Gesichter zauberte. Auf witziger Art und Weise wurde über das Älter-Werden diskutiert, über verschiedene Freizeitbeschäftigungen (Besuch eines „sidolischen“ – symphonischen Konzerts), über Leute mit „Nivea“ (und nicht mit „Niveau“, wie es richtig ist), und Ähnliches. Die „Herzensberglanddeutsche“ Edith Cobilanschi widmete Karl Windberger ein Gedicht.

Danach konnten sich die Gäste die Ausstellung ansehen, die Karl Windbergers Leben widerspiegelt. Das erste Bild in der Expo war das Foto, das der neunjährige Karl von seiner Taufpatin Anna Marschalek beim Dognatschkaer großen Teich geschossen hatte – das erste Bild überhaupt in seiner fotografischen Karriere. Fotos, auf denen Karl Windberger als Kameramann in der Medizinfakultät aus Temeswar verschiedene medizinische Eingriffe filmt, Kindheitsfotos von ihm, aber auch Bilder, auf denen er verschiedene Anerkennungen entgegen nimmt, konnten die Anwesenden betrachten. Die letzte Montage zeigt Karl Windberger mit seinem Nachfolger bei der ADZ/BZ, Fotoreporter Zoltán Pázmány, mit dem ihn ein gemeinsames Ziel in der Gegenwart verbindet: „die Erfüllung der Berufung“. Etwas traurig schließt sich der Kreis der Ausstellung, denn ein Friedhofsbild mit vielen Kreuzen ist das letzte Foto in der Plakatreihe. Darunter, ein paar Zeilen von Karl Windbergers Lieblingslied: „Sag beim Abschied leise Servus“...

Bei der Feier in Reschitza wurde Karl Windberger mit einer weiteren Auszeichnung bedacht. Er wurde zum Ehrenmitglied des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ ernannt. Anschließend lud Erwin Josef }igla die Gäste zum Mittagessen ins Frédéric-Ozanam-Zentrum der Vinzenzgemeinschaft ein. Da wurde ihm ein „Hoch soll er leben“ gesungen, während Karl Windberger seine Emotionen kaum noch verbergen konnte. Und weil der Fotograf nicht nur in Reschitza, sondern auch in Temeswar viele Freunde hat, wird er seinen Geburtstag auch dort feiern. Die Feier und Vernissage seiner Fotoausstellung findet am Freitag im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus statt.