Erster Freilichtmaler in der Banater Malkunst

Ein neuer Stafette-Band: Ansprechender Bildband "Josef Ferenczy" von Annemarie Podlipny-Hehn

Obwohl man es mit einem Maler mit einem beachtlichem Beitrag in der Geschichte der Banater Malkunst zu tun hat,  erscheint über Josef Ferenczy erst jetzt, fast ein Jahrhundert nach seinem Ableben, ein repräsentativer Bildband über Leben und Werk des Künstlers. Es ist eine lobenswerte Initiative und als dessen Ergebnis das schöne Werk von Annemarie Podlipny-Hehn. Der 128 Seiten fassende Farbband, dreisprachig gehalten, also deutsch, rumänisch und ungarisch, mit Zeittafel, Bibliographie und einem ansehnlichen Teil mit Schwarzweiß- und Farbreproduktionen, ist ein Stafette-Buch.  Es ist im Temeswarer Cosmopolitan Art Verlag mit großzügiger Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens durch das DFD Temeswar erschienen. Worin besteht die Bedeutung dieses Künstlers in einer Epoche großer Umwandlungen in der Banater Malerei? Womit hat dieser Maler der Banater Kunstgeschichte und vor allem dem Kunstgeschehen seiner Wahlheimat Temeswar seinen Stempel aufgedrückt? Der Maler stammt aus dem Szeklerland. Ferenczy wurde 1866 als Sohn eines Orgelbauers in Neumarkt geboren. Hier verbrachte er seine Kindheit und Jugend. Sein Zeichentalent wurde von seinen Lehrern schon frühzeitig erkannt und gefördert. Nach dem frühen Tod des Vaters musste er sich schon mit 18 für den Unterhalt der Familie sorgen. Er schaffte das jedoch nur zum Teil mit seinen Porträtsbestellungen. 1885 zog er nach Budapest, wo er im Atelier des bekannten Fotografen Karl Divald das Handwerk eines Fotografen erlernen sollte. Sein großes Talent als Porträtmaler brachte ihn jedoch bald zum Kunststudium bei Karlovszky Bertalan. 1892-94 erfolgte ein Kunststudium in Paris und darauf eine Studienreise nach München. 1901 kam er nach Temeswar, wo er eine regte künstlerische Tätigkeit ausüben sollte. Der Künstler brachte als erster die Freilichtmalerei in die Banater Malkunst. Um ihn scharten sich in einer Zeit, da auch das bürgerliche Publikum immer mehr Interesse für Kultur und Kunst aufbrachte, junge Künstlerkollegen wie Ludwig Metzner, Geza Rubletzky oder Oskar Szuhanek. Hier erhielt der angesehene Maler zahlreiche Porträtbestellungen von den Obrigkeiten der Stadt. Von seinen Porträts befindet sich im Banater Museum auch das seiner schönen  Gattin Emilia geb. Divald. Seine Eigenausstellungen wurden von den führenden Stadtpersönlichkeiten, allen voran dem Bürgermeister Karl Telbisz, besucht. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens fertigte er die Freskenmalerei in der Temeswarer Piaristenkirche an. Oskar Szuhanek schrieb in der "Neuen Temeswarer Zeitung" darüber: " Herr Ferenczy hat Beweise seines großen Könnens geliefert..." Ferenczy stellte in zahlreichen Städten Ungarns und des heutigen Serbiens  aus. Er durchstreifte auch den Norden Ungarns und schuf gleich Stefan Jäger Genrebilder (die sogenannten Matyo-Bilder) über die Einwohner, deren Sitten, Bräuche und hervorragende Landschaftsbilder. Es folgte ein ständiger Wandel in seiner  Formsprache. In Temeswar schuf er Stilleben und Porträts, aber auch Stadtbilder und Landschaften. Eine Reise nach Neapel brachte seinen Stil erneut dem Impressionismus näher. In Temeswar übernahm, er u.a. auch die Restauration des großen Hochaltarbildes der Domkirche.  1924 stellte er in Temeswar Landschaftsbilder aus Orawitza aus. Ferenczy starb am 30. November 1925 in Temeswar im Alter von 59 Jahren. Die Beerdigungskosten übernahm die Stadt Temeswar. Die Kunstabteilung des Banater Museums beherbergt mehrere Ferenczy- Bilder. 1973 fand eine Retrospektivausstellung mit 37 Gemälden und 19 Grafiken statt.  2016 veranstaltete die Stiftung "Diaspora" ein Symposium zu Ehren des Malers. Diese neueren Initiativen aber besonders das nun vorliegende Stafette-Album von Annemarie Podlipny-Hehn sollten diesen bedeutenden Künstler, einen der Großen der Banater Malerei,  dem heutigen Temeswarer Kunstpublikum näher bringt.