Müssen Leckermäulchen in Zukunft mehr zahlen?

Besteuerung der Süßigkeiten und Limos in Diskussion

Süße Verlockung, vielleicht bald teurer. Foto: Zoltan Pázmány

In einigen amerikanischen Städten ist sie bereits eingeführt worden: die Cola-Besteuerung. Eigentlich geht es dabei um die Besteuerung aller Limos, aber der so bekannte Brand musste mit dem Namen herhalten, wenn darüber in den Medien berichtet wurde. Übergewicht und die steigenden Gesundheitsrisiken, denen sich die Konsumenten – durch alle Altersklassen hindurch – preisgeben, werden seit Jahren von Ernährungswissenschaftlern als die neuen Epidemien entlarvt und dabei wird auf die Wurzel des Übels gedeutet: der Zucker.

Nun werden auch hierzulande Stimmen hörbar, die eine Besteuerung der Süßigkeiten und der Limos fordern. Davon erwartet man eine Reduzierung des Konsums, der stark zugenommen hat. Man muss sich nur im Supermarkt umsehen, um festzustellen, dass die Süßwarenabteilung etwa zehn Prozent der Regale einnimmt. Das ist längst nicht alles, denn man müsste da noch die Regale mit den Cerealien dazu zählen, die zum Großteil Cornflakes mit Schoko und jede Menge Kohlenhydrate (an die 30 bis sogar 60 Prozent sagt die Verpackung) ausmachen. Oder die Limo-Abteilung. Dann kommt man auf etwa 30 Prozent der Fläche im Supermarkt. Und dann gibt es Zucker auch noch in anderen Waren, wo man ihn sich nicht so leicht vorstellen würde: in Naturjoghurt oder in manchen Wurstwaren. Süß schmeckt eben.

Und weil Ostern gerade vorbei ist, müssen wir uns nur an die Berge von Osterhasen, -eiern oder -lämmern aus Schokolade und an sämtliche andere Berge an Bonbons erinnern, die mal wieder funkelnde Kinderaugen und ausgestreckte Händchen in Richtung Süßes bewirkt haben. Zugegeben, beim Anblick der vielen und attraktiv verpackten Schokoladensorten sind auch schon Erwachsene schwach geworden. Süßes hat wohl kaum aus dem Osternest gefehlt.

Doch zu viel des Guten schadet. Davor warnen die Experten. Mittlerweile zeigen Ernährungswissenschaftler in verschiedenen Sendungen, was man alles falsch macht: Erleuchtend ist es dann, wenn einer übergewichtigen Person, die vielleicht schon einige Erkrankungen aufweist, vor Augen geführt wird, was sie im Laufe eines Jahres an Zucker in sich hinein geschaufelt hat – das Wort ist durchaus nicht sarkastisch gemeint, denn Dr. Oz oder auch andere Moderatoren und Berater lassen nach kurzer Befragung des Show-Besuchers nach seinen täglichen Essgewohnheiten den Berg an Zucker ins Studio bringen, der im Laufe eines Jahres konsumiert wurde. Dabei schießen dem Gast die Tränen in die Augen. Und hoffentlich leuchtet es auch dem Zuschauer ein, der vor dem TV sitzt. Ein Witz ist dies alles sicher nicht.

Deshalb wird zurzeit auch in Rumänien darüber debattiert, ob diese Steuer nicht endlich eingeführt werden sollte. Verlangt wird sie von Ernährungswissenschaftlern und von Patientenvereinen, darüber haben die Medien bereits berichtet. Sicherlich wehrt sich die Industrie dagegen, denn der Profit ist in diesem Bereich garantiert.

Aber die Gründe, die die Ärzte vorlegen, sind stark. Dr. Gabriela Negrişanu ist im Bereich Ernährungskrankheiten und Diabetes spezialisiert, sie ist im Kreiskrankenhaus sowie als Dozentin an der Medizin- und Pharmazie-Universität Temeswar tätig: Auch sie teilt die Meinung, dass eine zusätzliche Besteuerung der Süßwaren eine positive Auswirkung auf die Gesundheit haben wird, denn so wird der Konsum reduziert: „Wenn wir ein Produkt kaufen, müssen wir die Angaben auf der Verpackung lesen: Kohlenhydrate, Fett, Proteine. Und auch die Kalorien. Es gilt die Regel: ein Gramm Kohlenhydrate ergibt vier Kalorien, ein Gramm Eiweißstoffe vier Kalorien, ein Gramm Fett neun Kalorien. Wenn das Produkt 50 g Kohlenhydrate enthält, sind das schon 200 Kalorien. Eine Zwei-Liter-Limo-Flasche hat zirka 60g Kohlenhydrate. Man muss sich auch alle anderen Ingredienzen anschauen und lesen“.

Bei einem Kind sollten aber die Kohlenhydrate allerdings nur an die vier Prozent der täglichen Kalorienzufuhr ausmachen (das heißt 10-15 Gramm Kohlenhydrate)!

Was den steigenden Konsum an Süßigkeiten betrifft, meint Dr. Gabriela Negrişanu: „Der Konsum hat sich verdoppelt oder sogar verdreifacht. So ist auch die Anzahl der Übergewichtigen gestiegen. Etwa 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind hierzulande übergewichtig“. Damit landet Rumänien auf einem der Spitzenplätze in Europa.

Übergewicht ist gleichzeitig auch Hauptursache schwerer Erkrankungen, Dr. Gabriela Negrişanu zählt sie auf: „Es sind Wachstumsstörungen, frühreife sexuelle Entwicklung, das metabolische Syndrom, Typ-2-Diabetes bei Kindern, Anstieg des Cholesterinspiegels, hoher Blutdruck“.

Das sind harte Argumente und damit kann man sich auch für die zusätzliche Besteuerung stark macht.

Ob der Zucker dasselbe Schicksal haben wird wie das Nikotin ist fraglich. Ebenso fraglich, ob der Junge mit den perfekt weißen Zähnen auf der Schokoverpackung demnächst in Rente geschickt wird wie der Cowboy aus der langjährigen Zigarettenwerbung. Süßes spricht alle Altersgruppen an und es wird daher sehr lange dauern, zu verinnerlichen, dass auch er wie eine Droge funktioniert. Aber die Besteuerung kann die Lage verbessern, das zeigen die Studien in den USA. Und Amerika ist nicht das einzige Land, in dem Lecker-Ungesundes besteuert wird. Auch Frankreich, Schweden oder Mexiko haben das beschlossen. Und in Deutschland und Großbritannien wird auch darüber debattiert. Es ist zu erwarten, dass Rumänien da auch Schritt hält.

Stefana Ciortea-Neamtiu