Nach 27 Jahren: Ein Haus zum Abschied

Deutscher Hilfsverein stellt Tätigkeit ein

Die Leiterin der Tagesstätte, Lavinia Roșu und der Schweizer Sozialpädagoge, Renato Corfu, Mitglied im Vorstand der BNA Humanitas, moderierten den Festtag. Renato Corfu hält sich mehrere Wochen im Jahr in der Guttenbrunner Sozialeinrichtung auf. 1994, im Alter von 13 Jahren, befand er sich zum ersten Mal im Umfeld sozialschwacher Kinder in Guttenbrunn. Foto: Zoltán Pázmány

Die 24 Kinder, denen es ein Stückchen besser geht, seit es die Tagesstätte der BNA Humanitas in Guttenbrunn im Verwaltungskreis Arad gibt, haben gerade ihr kleines Kulturprogramm absolviert und zu Mittag gegessen. Nun umarmen sie Sponsoren und Einrichtungsleitung und gehen in ihre Familien zurück. Erzieherische Tätigkeiten, Hausaufgaben und Verpflegung, so in etwa sieht der Tagesablauf der Kinder aus, die unter Obhut der Stiftung stehen und deren sozialschwachen Familien dadurch entlastet werden. Die Begünstigten kommen aus dem Gemeindezentrum Guttenbrunn und dem eingemeindeten Neudorf. Auch Kinder aus dem ebenfalls eingemeindeten Chesinț sollten ab diesem Herbst hinzukommen, sagt die Leiterin der Tagesstätte, Lavinia Roșu.

Das Eigentum der BNA Humanitas wurde vor Kurzem um einiges erweitert. Ihr gehört nun das Haus, das sich in den letzten Jahren im Besitz des Vereins Kinderhilfe Rumänien Soltau befunden hat. Der Verein aus dem deutschen Soltau hat die Absicht, sich aufzulösen (die BZ berichtete) und schenkte der BNA Humanitas das Gebäude, das der Verein der Stiftung seit Jahren zur Nutzung überlassen hat. Die Vereinsauflösung geht – wie die Mitglieder vor Ort sagten - weder auf einen etwaigen Rückgang der Spendefreudigkeit in Deutschland, noch auf andere Unzufriedenheiten oder Unzulänglichkeiten zurück. Der Vereinsleiter, Jochen Rothardt sagte der BZ gegenüber: „Wir sehen unsere Aufgabe nach 27 Jahren als erfüllt an, haben jedoch unterdessen eine ganz persönliche Verbindung zu den Kindern, dem Haus und dem Personal, sodass nicht alles abbrechen soll“. Zum Abschied schenkte der Verein nun das Haus und bei dringendem Bedarf, könnten es noch einmal 10.000 Euro sein, mit denen der Verein die Stiftung unterstützen würde. Umgerechnet etwa 750.000 Euro sind es in den nahezu drei Jahrzehnten gewesen. Gerd Wollentheit war im Sommer 1991 Initiator des deutschen Vereins, und derselbe Wollentheit hatte auch den Schweizer Verein Kinderhilfe Rumänien Basel gegründet. Die beiden Vereine hatten in Sanktanna begonnen, Kinderheime zu unterstützen. Drei Jahre später wurde die Tätigkeit auch auf Guttenbrunn ausgeweitet. So konnten Hilfstransporte, vor allem mit Möbel, Kleidung und Spielsachen für die Heime organisiert werden und nicht zuletzt wurden Familien in Not unterstützt. 1996 hat der Verein das Haus erworben, das er nun an die Stiftung BNA Humanitas übergab. Grundbedingung zur Schenkung war, dass das Haus nicht zweckentfremdet wird und den Kindern zugute kommt, wie Vereinsleiter Rothardt sagte. Geplant sind Ausbauarbeiten des Hauses und im Umfeld der BNA Humanitas ist die Rede von der Errichtung eines kleinen Kinderheimes. Der Bürgermeister der Gemeinde, Marian Toader, versprach, den geplanten Ausbau nach Möglichkeit zu unterstützen.

Die BNA Humanitas gestaltet für die 24 derzeit begünstigten Kinder den Tagesablauf nach dem Unterricht. Dazu gehören Mittagessen und Lunch, Unterstützung bei den Hausaufgaben, sowie das Erlernen von hygienischen Maßnahmen, die sie dann in die Familie mitnehmen und so als Multiplikator fungieren, heißt es in der Tagesstätte. Zur Aufgabe der Tagesstätte gehört es auch, Kinder in ihrem Werdegang zu begleiten, auch nachdem diese nach der 8. Klasse die Dorfschule verlassen, die Tagesstätte nicht mehr regelmäßig besuchen und sich einer Berufsausbildung zuwenden.