Nichts für Weicheier

Lenau-Absolvent widmete sich dem Powerlifting

Bogdan Vaipan (1. Platz) und Dan Berinde (2. Platz) bei einem Powerlifting-Wettkampf

Dan-Mihai Berinde führt Kniebeugen durch. Fotos: Privat

Laute Rockmusik erklingt im Festsaal des Studentenkulturhauses aus Temeswar/Timişoara. Nein, es spielt keine Band heute, sondern die Musik ertönt ausnahmsweise aus den Lautsprechern. Im Saal sitzen ein paar Leute, die meisten in schwarzen Lederjacken, mit strengem Blick und großem Bizeps. Schon bald tritt eine junge Frau auf die Bühne, die das Publikum willkommen heißt. Im Kulturhaus der Studenten stellen ein paar Sportler ihre Kraft auf die Probe. Ihre Ausdauer messen die Muskelprotze im Kraftdreikampf – zum Genuss des heimischen Publikums, das die Athleten lautstark anfeuert.

„Wenn du eine psychische Tätigkeit ausübst, musst du unbedingt in deiner Freizeit Sport treiben, um das mentale Gleichgewicht zu finden. Ich empfinde Sport als ein natürliches Bedürfnis”, sagt der Entwurfsingenieur Dan-Mihai Berinde, der das deutsche Nikolaus-Lenau-Lyzeum in Temeswar abgeschlossen hat. Der 29-Jährige hat erst vor einem Jahr begonnen, seine Kraft im Kraftdreikampf, international auch Powerlifting genannt, zu messen. Das Powerlifting ist eine Wettkampfsportart der Schwerathletik, die sich aus drei Disziplinen zusammensetzt: Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben, die genau in dieser Reihenfolge durchgeführt werden müssen. Genau wie beim Gewichtheben geht es auch beim Powerlifting darum, sehr schwere Gewichte zu heben.

Durch einen Freund zum Kraftdreikampf

„Bis ich mich entschlossen hatte, das Powerlifting auszuüben, ging ich ins Fitnessstudio, einfach um fit zu bleiben”, sagt Dan Berinde. Ein guter Freund von ihm, Bogdan Vaipan, Landesmeister und Gewinner des Rumänien-Pokals beim Powerlifting-Open in 2012, überredete ihn, sich dem Kraftdreikampf zu widmen. „Mir gefielt die Idee, zumal ich es als viel motivierender empfand, eine Tätigkeit mit einem genauen Ziel durchzuführen”, sagt der Lenau-Absolvent. So beschloss er, sich in den Temeswarer Verein Caza Powerlifting einzuschreiben, und im Namen dieses Vereins bei verschiedenen Wettkämpfen aufzutreten.

Für Dan Berinde kamen die Erfolge relativ schnell. Im September 2012 beteiligte sich der Sportler an der Landesmeisterschaft für Powerlifting, die in Bacău stattfand. Da erzielte er je einen dritten Platz in den drei Disziplinen und auch den dritten Platz in der Gesamtwertung, also vier Bronzemedaillen in der Gewichtklasse -105 kg. Vom Rumänien-Pokal in Stremţ, Verwaltungskreis Alba, brachte Dan Berinde den zweiten Preis nach Hause. Bei der Landsmeisterschaft im Bankdrücken in Karlsburg/Alba Iulia erreichte der Sportler in der Gewichtklasse -105 kg den dritten Platz.

Ein Sport der Geduld

Um eine gewisse Leistung zu erbringen, ist hartes Training angesagt. Das weiß auch Sportler Dan Berinde, der vier Mal pro Woche in den Fitnesssaal geht. Hier trainiert er in den drei Disziplinen des Kraftdreikampfs: Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben. Bei all diesen Proben verfolgen die Powerlifter ein einziges Ziel: je schwerere Gewichte in einem einzigen Versuch zu heben. Dass man es von heut auf morgen schaffen könne, sehr viel auf einmal zu heben, sei unter normalen Bedingungen so gut wie unmöglich. Man müsse dafür oft mit kleineren Gewichten trainieren, dann aber auch umgekehrt, kurze Trainingseinheiten mit größeren Gewichten absolvieren. „Das Powerlifting ist in erster Linie eine Sportart der Geduld”, erklärt Dan Berinde.

Als Sportler muss man nicht nur auf seine Kondition achten, sondern auch auf seine Ernährung. Die Nahrung, die ein Strongman zu sich nimmt, muss sehr konsistent sein. Sie ähnelt der Nahrung, die ein Schwergewichtler in der Etappe des Muskelaufbaus zu sich nimmt. Im Kraftdreikampf ist der ästhetische Aspekt unwichtig, deswegen gibt es keine drastischen Diäten, erklärt der ehemalige Lenau-Schüler. „Man nimmt lediglich ab, um in eine gewisse Gewichtklasse zu passen, was bei mir als Anfänger jedoch noch nicht der Fall gewesen ist”, sagt Dan Berinde, der gern Hühnchenbrust mit Reis und Kartoffeln verzehrt. Spezielle Sportnahrung nimmt er vorläufig noch nicht zu sich, da im Moment eine ausgewogene Ernährung für ihn viel wichtiger sei.

Keine Leistung um jeden Preis

Was das bereits so oft in den Medien behandelte Doping-Problem betrifft, so findet Dan Berinde, dass das Powerlifting sehr „elegant” mit dem Thema umgeht. Der Internationale Powerliftingverband führe bei seinen Wettbewerben zwar Doping-Kontrollen durch, aber es gebe auch andere „professionelle” Vereine, die keine derartigen Kontrollen durchführen, aber trotzdem Wettbewerbe veranstalten. „Somit kann jeder frei wählen, ob er seine Gesundheit aufs Spiel setzen will oder nicht”, betont der Sportler. Er selbst sei kein Anhänger der Leistung um jeden Preis. „Ich kann Sportler, die dopen, nicht bewundern, denn sie schummeln und erzielen einen illegalen Vorsprung den Sportlern gegenüber, die eine saubere Sportart ausüben wollen”, sagt Dan Berinde, dessen Lieblingsdisziplin das Kreuzheben ist. Das maximale Gewicht, das der Temeswarer jemals gehoben hat, sind 230 Kilogramm beim Kreuzheben.

Dass der Kraftdreikampf eine etwas einsame Sportart ist, das sei teilweise richtig. Denn Powerlifting ist in erster Linie ein Wettkampf mit sich selbst, der aus dem Wunsch, sich selbst zu übertreffen, geboren wurde. Das, was man beim Wettbewerb meist aus dem Publikum nicht bemerken kann, erklärt Dan Berinde: „Du brauchst mindestens einen Traingspartner, um mit sehr großen Gewichten trainieren zu können. Darüber hinaus sind es die Wettkämpfe, bei denen dir deine Teamkollegen die nötige Motivation geben”. Die Bedeutung des Powerlifter-Teams sei nach wie vor sehr wichtig, findet der Sportler.

Das Powerlifting ist definitiv ein Sport für harte Kerle. Na ja, fast, denn es hängt immer von dem Menschen ab, ob denn auch im Inneren der harten Schale auch ein genauso harter Kern steckt. Eins steht ganz bestimmt fest: Durch Sport allein wird man kein anderer Mensch. „Sport kann dich lediglich erziehen, dich Disziplin lehren”, sagt Dan Berinde. Kraftsport habe aber auch andere Vorteile, die sich gerade im Alltag bemerkbar machen. Bei Möbelumzügen oder dem Schleppen von schweren Einkaufstaschen hat man als Kraftsportler definitiv eine Plus anderen Menschen gegenüber.