Pflichtetiketten auf den Marktplätzen

Geldstrafen und Strafpunkte für ilegale Handelspraxis

Die Etiketten werden sich schwer durchsetzen: Hier Stände mit der üblichen Importware am Temeswarer Marktplatz „Badea Cârtan“
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar- Was jahrelang auf den Temeswarer Marktplätzen in der Praxis nicht durchzuführen war, soll nun plötzlich Pflicht und Alltag werden: Laut einem Temeswarer Stadtratsbeschluss, der schon seit einigen Tagen in Kraft ist, sind alle Händler und Verkäufer auf den insgesamt elf städtischen Marktplätzen dazu verpflichtet, sämtliche zum Verkauf angebotenen Waren, ob Gemüse oder Obst, mit der Etikette „rumänisches Erzeugnis“ (als Hintergrund die Trikolore) oder „Erzeugnis aus Import“ zu kennzeichnen. Die Etiketten müssen den Händlern von der Marktverwaltung, der Piete AG, zur Verfügung gestellt werden, bei fehlenden Etiketten an den Verkaufsständen drohen Geldstrafen. Bürgermeister Nicolae Robu gibt sich erst mal optimistisch: Die Verfügung wie auch das Strafsystem wören eindeutig für alle Teilnehmer. Das Fehlen von Etiketten oder falsche Etiketten, wie das bisher auch bei pfiffigen Händlern gang und gäbe war, das Fehlen von Unterlagen über die reale Herkunft von Obst und Gemüse werden mit Geldstrafen von 400 Lei geahndet, für jeden „Fehltritt“ erhält der Händler, nach einer Praxis der Verkehrspolizei, einen Strafpunkt. Bei drei Strafpunkten droht dem Händler oder Produzenten ein einjähriges Verkaufsverbot auf allen Temeswarer Marktplätzen. Auch der Marktverwaltung drohen Geldstrafen von 1000 bis zu 3000 Lei, wenn diese keine Etiketten ausgibt oder Höndlern mit drei Strafpunkten weiterhin erlaubt, einen Stand zu unterhalten. Damit sollen Stress und Ärger der Kundschaft in Temeswar ein Ende bereitet werden. Temeswarer Hausfrauen erinnern sich ungern an den offensichtlichen Betrug auf den Marktplätzen, der leider auch wegen der laschen Kontrolle ungestört geschehen konnte:   Alle Kartoffel wurden z.B. als „Kartoffel aus Belint“, alle Tomaten, ob aus Jordanien oder der Türkei, als „oltenische Ware oder Tomaten aus Arad und Curtici“ angeboten. Desgleichen wurden bisher ein Großteil der Wassermelonen fälschlicherweise als solche aus Gottlob angepriesen. Dabei war es allen sonnenklar, dass es sich um kein Gemüse oder Obst aus Banater Hausgärten, sondern um Importwaren aus dem Großhandel, die gleiche Ware, die man z.B. bei Kaufland oder Auchan kaufen kann, handelte.

Bleibt nun abzuwarten, ob die profitgierigen Händler auf den Temeswarer Marktplätzen, die bisher gleich einer Marktmafia hier das Sagen hatten, sich an die Verfügungen halten und von Geldstrafen abschrecken lassen werden. Werden nun endlich auch die einheimischen Erzeugnisse, vor allem die der Eigenproduzenten aus den Temescher Hausgärten zum Verkauf kommen? Laut vorgenannter Verfügung des Stadtrats müsste auf den Marktplätzen ab nun auch ein Viertel der Tische und Verkaufsstände für diese Kleinproduzenten reserviert sein.