Produktionserweiterung erfolgt über Staatshilfen

Ausländische Direktinvestitionen legen erneut zu

Als Symbol für die geplante Entwicklung der Firma, steht seit Kurzem ein Baum der Kontinuität und des Gedeihens bei Heraeus, angesiedelt auf dem Gelände der Gemeinde Girok bei Temeswar.
Foto: Zoltán Pázmány

„Viele Großinvestoren – darunter viele deutsche Firmen – haben den Mechanismus der Staatshilfen erfolgreich genutzt“, so Ovidiu Ganţ. Im Bild: Der DFDR-Politiker bei der Einweihung einer neuen Produktionshalle von ContiTech in Großkarol.
Archivfoto: Siegfried Thiel

Die Unternehmen aus der Automobilindustrie, die an Investitionen in Rumänien interessiert sind, haben die Regionen im Landesinneren ins Auge gefasst, andere suchen Informationen über die ostrumänische Region Moldau, sagt Iulian Sorescu, von der Beratungsfirma Noerr Finance & Tax beim Forum für Auslandsinvestitionen. Die Zahl der Greenfield-Investitionen, um die Produktionskapazitäten zu erweitern, sind im Vergleich zu der Zeit von vor fünf Jahren gestiegen. Die westrumänischen Verwaltungskreise sind weiterhin attraktiv für ausländische Investitionen, auch wenn überdurchschnittlich viele Unternehmer und Werksleiter hervorheben, dass eine Arbeitslosenrate von 1,5 – 2,5 Prozent kaum Freiräume lässt, um Personal für die verschiedenen Tätigkeiten und Bereiche zu finden.

Zwei Rumänienniederlassungen deutscher Unternehmen seien da als relevantes Beispiel angeführt - Exempel, die für alle anderen Investitionen in Produktionseinrichtungen stehen. Vor allem in den Verwaltungskreisen Arad und Temesch gelten die gute geographische Lage, über weite Strecken entgegenkommende Kommunalverwaltungen und die Möglichkeit, Personal direkt aus den Hochschulen zu gewinnen, als ausschlaggebende Standortfaktoren. Nicht selten haben Unternehmer darauf hingewiesen, dass ein gesamtes Paket an Faktoren mitentscheidend ist, wie attraktiv ein Standort im Endeffekt ist. Interessant zu bemerken, dass der Kreis Arad einer der wenigen im Land und der einzige in der Westregion ist, in dem Industrie und Baubranche mehr Personal beschäftigen als dies die Dienstleister tun.

 

Expansionskurs: Zwei deutsche Unternehmen als Beispiel

Vor wenigen Monaten weihte das auf Schiebedächer spezialisierte Webasto-Unternehmen in Neuschimand einen dritten, 10.000 Quadratmeter großen Bauabschnitt, ein. Die Gesamtinvestitionen für das Werk bei Arad belaufen sich auf 65 Millionen Euro. Nach der Erweiterung umfasst der Standort nun insgesamt 26.000 Quadratmeter: Und zur Veranschaulichung – etwa so groß wie dreieinhalb Fußballfelder. In der Nähe von Temeswar, auf dem Gelände der Gemeinde Girok, hat sich auch der Technologiekonzern Heraeus angesiedelt. Seit Beginn des Jahres produziert Heraeus mit etwa 100 Mitarbeitern in der neuen Fabrik Lötpasten, Pulver und andere Kontaktmittel, vor allem für Automobilzulieferer. Die Lötpulverfertigung ist derzeit die weltweit einzige, die zu 100 Prozent vollautomatisiert läuft. Im kommenden Jahr wird die Produktion noch einmal erweitert - auf insgesamt 11.200 Quadratmeter.

Die Firmengründungen in der Westregion waren im Juli d.J. von Kreis zu Kreis unterschiedlich – sowohl was die Anzahl der Firmen, als auch die Höhe des Sozialkapitals betrifft. Insgesamt wurden im Juli 2015 67 Unternehmen in den vier Verwaltungskreisen ins Leben gerufen: 37 im Kreis Temesch, 25 in Arad, drei in Hunedoara und zwei im Kreis Karasch-Severin.

„Im Vergleich von vor fünf Jahren sehen wir verstärkt Interesse für Greenfield-Investitionen in Rumänien. Es siedeln sich neue Firmen  an, doch die Investitionen sind relativ gering. Wir befinden uns derzeit in Verhandlungen mit einigen Firmen, die an einer Investition in Süd-Ost-Europa interessiert sind und auch auf Rumänien blicken,“  sagte Iulian Sorescu, von der Beratungsfirma Noerr Finance & Tax beim Forum für Auslandsinvestitionen. Im Vergleich zu der Zeit von vor 3-5 Jahren gibt es mehr Konzerne, die ihre Produktionskapazitäten in Rumänien erweitern,

 

Staatshilfen als Investitionsmittel

Der BZ gegenüber hob Iulian Sorescu hervor, dass der Trend nach oben geht, was die Investitionen von Konzernen betrifft, die bereits eine Niederlassung in Rumänien haben. Vor diesem Hintergrund nehmen die vor sieben Jahren begonnenen Initiativen in Sachen Staatshilfen derzeit zu. Die Zurückhaltung solchen Fördermaßnahmen gegenüber – wie dies anfänglich der Fall war - hat abgenommen, sagt Iulian Sorescu. „Während die Autoindustrie vor fünf Jahren noch zurückhaltend war, wenn die Annahme von Subventionen seitens der rumänischen Behörden anstand, dann sehen wir, das heute der Trend in umgekehrter Richtung geht.“ Das heißt, die Firmen sind daran interessiert, Regierungsförderungen zu erhalten. „In den letzten 6-7 Jahren haben etwa 70 Konzerne Staatshilfen für ihre Produktionseinrichtungen erhalten – 60 Prozent davon kommen aus der Automobilzulieferindustrie“, so Iulian Sorescu. Der DFDR-Abgeordnete, Ovidiu Gan], der sich wiederholt um Fördermittel – vor allem für Investoren aus dem deutschsprachigen Raum –  eingesetzt hat, nennt die Staatshilfen „ein effizientes Mittel, um ausländische Investoren nach Rumänien zu holen, da diese Prozedur transparent, korrekt und unbürokratisch verläuft.“

Die ausländischen Direktinvestitionen haben in den ersten acht Monaten d.J. im Vergleich zum Jahr zuvor um 61,4 Prozent zugelegt – auf etwa 2,3 Milliarden Euro. Von den insgesamt 2,3 Milliarden investierten Euro waren etwas über 1,45 Milliarden Kapitalbeteiligungen, die Intragroup-Kredite beliefen sich auf 846 Millionen Euro.

Im August legten Investoren eine der niedrigsten Quoten in diesem Jahr an Firmenkapital an: bloß 215 Millionen Euro. Den Höchststand erreichte die Investitionsfreudigkeit im Monat März. In der gleichen Zeitspanne des vergangenen Jahres (Januar – August) kamen die Kapitalanlagen der Ausländer in Rumänien auf 1,42 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr 2014 sind die Investitionen dieser Art um 10,7 Prozent gegenüber 2013 zurückgegangen und betrugen 2,42 Milliarden Euro. 2013 erreichte das Investvolumen der Ausländer 2,7 Milliarden Euro, und damit den Höchststand der letzten Jahre. Zuvor war mit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2009 ein stetiger Rückgang zu verzeichnen – 2012 zeigte der Trend nach drei Jahren wieder nach oben. Dies geht aus Daten der Rumänischen Nationalbank BNR hervor.