Projekt schlägt Brücke zwischen den Generationen

Schüler werden eine Monographie Nadrags verfassen

Die Teilnehmer am PIN-Projekt, Jung und Alt, kamen anlässlich der Projektvorstellung in Temeswar zusammen. Foto: Raluca Nelepcu

Mehr Arbeitsstellen, die Modernisierung der öffentlichen Plätze, die Entwicklung des Tourismus in der Gegend: Das waren einige der Wünsche, die die Nadrager anlässlich der Vorstellung des PIN-Projektes in der Temeswarer West-Universität auf einem Plakat niederschrieben. Das PIN-Projekt (rum.: Punţi intergeneraţionale în Nădrag), das im vergangenen Herbst in der Temescher Ortschaft über die Bühne ging, sah nämlich vor, dass Studierende der West-Uni gemeinsam mit Schülerinenn und Schülern aus Nadrag/Nădrag die Senioren aus dem ehemaligen Industrieort interviewen und somit eine Brücke zwischen den Generationen bauen.

„Wir haben den ersten Schritt getan.

Das PIN-Projekt ist aber ein nachhaltiges Projekt zur Aktivierung der Potenziale in der Gemeinde. Eine Vision ist, dass wir ein Bürgerbüro in Nadrag aufbauen, mit sogenannten Community Organisern, die versuchen, gemeinsam mit der Bevölkerung etwas in Gang zu setzen, damit die Gemeinde etwas lebendiger wird“, sagte Prof. Dr. Juliane Sagebiel von der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften an der Hochschule München, die das Projekt initiert hatte. Auf die Ortschaft am Fuße des Poiana-Ruscăi-Gebirges wurde sie durch den Geschäftsführer der Caritas Temeswar, Herbert Grün, aufmerksam. „Nach der Schließung der Kettenfabrik in Nadrag blieben viele  Leute arbeitslos. Die Caritas betreibt in Nadrag eine Suppenküche für 40 Senioren, sowie eine Tagesstätte für Kinder“, sagte Caritas-Geschäftsführer Herbert Grün. Etwa 600 Arbeitstätige gibt es in der 3000-Einwohner-Ortschaft – die Zahl der Rentner beträgt etwa 1000. „Ich finde, dass man derartige Projekte in mehreren Ortschaften starten sollte. Die Jugend muss sich mehr in der Sozialarbeit einbringen können“, fügte Grün hinzu. Im Rahmen des Projekts arbeitete Prof. Sagebiel mit 13 Studierenden der Abteilung für Sozialassistenz an der West-Universität Temeswar unter der Anleitung von Prof. Dr. Ana Muntean zusammen.

Die Rentner, die von der jungen Generation befragt wurden, erzählten gern über die Geschichte der gewesenen Industrieortschaft. „Die Schüler haben mich gefragt, wie die alten Zeiten waren. Da erzählte ich ihnen, wie wir angefangen haben zu arbeiten. Ich war, zum Beispiel, von 1946 bis 1950 Lehrling“, erinnert sich Arpad Ujhelyi, Mitglied im Demokratischen Forum der Deutschen aus Nadrag. „Wir arbeiteten am Vormittag und gingen am Nachmittag in die Lehrlingsschule. Nur so konnte man ein guter Fachmann werden“. Für die meisten Schüler und Studenten waren es meist Neuigkeiten, wie Arpad Ujhelyi beobachten konnte. „Die Jugend muss die Geschichte Nadrags an die kommenden Generationen weitergeben und aus unseren Erfahrungen lernen“, fügt Arpad Ujhelyi  hinzu.

Bereichernd war die Erfahrung mit dem PIN-Projekt nicht nur für die Rentner, sondern auch für die Schülerinnen und Schüler der Ortschaft. „Das Projekt hat mir sehr gut gefallen, es war mal was Neues. Wir haben den Senioren geholfen, ein bisschen aus der Monotonie des Alltags auszubrechen“, sagt Mădălina (18) aus Nadrag, die bei zwei Gesprächen dabei war und die Lebensgeschichten so spannend fand, dass sie zu Hause auch ihre Großeltern dazu befragte.

Dass das Projekt Spaß machte, das konnte auch die stellvertretende Schulleiterin aus Nadrag, Monica Mărcuţ, bestätigen: „Die Schüler lernten von den Studenten, wie man Interviews führt, wie man Dokumentation sammelt und verwertet und wie man eine Ausstellung vorbereitet. Den Schülern hat es Spaß gemacht“. Künftig plant die Lehrerin, mit den Schülern eine Monographie des Ortes zu erstellen. Darin werden auch die bei den Interviews gesammelten Informationen fließen - Nadrags erlebte Geschichte.