Robert Stolz‘, des letzten großen Operettenmeisters zum 140. Geburtstag in Reschitza gedacht

Sonderbriefumschlag, versehen mit einem Sonderstempel

Dokumentationsausstellung in Erinnerung an Robert Stolz

Widmung des Komponisten für Erwin Josef Tigla Fotos: DFBB

„Wenn ich einmal nicht mehr arbeiten kann, mir keine Melodien mehr einfallen, dann hab´ ich eine einzige Bitte an den Herrgott, er möge nur sagen: Mein guter Robert, jetzt warst du lang genug auf der Welt, jetzt komm´ auch ein bisserl zu mir“. So sagte einmal Robert Stolz, der letzte große König der Wiener Operette, der am 25. August 1880, vor 140 Jahren das Licht der Welt in Graz erblickte. Seine Operetten, seine Filmmusik und seine zu Schlager gewordenen Melodien sind auch heute genauso lebendig, wie sie zu Lebzeiten des großen Österreichers waren.

Was das alles mit Reschitza zu tun hat? Robert Stolz wurde noch zu seinen Lebzeiten gesungen und gespielt von der bis Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Reschitza tätigen deutschen Operettengruppe, ja sogar bejubelt vom hiesigen Publikum. Zahlreiche von seinen Melodien wurden auf den Reschitzaer Straßen gesummt, sie gingen ins Herz der deutschen Musikliebhaber der ehemaligen Feuerfestung, wie einst Reschitza liebkost wurde. Vom wirtschaftlichen fast 250 Jahre langen Wunder Reschitza wird heute kaum mehr gesprochen, von der musikalischen Freudigkeit der hier wohnenden Deutschen ist auch nicht mehr viel übriggeblieben. Auch da half leider die Auswanderung mit… Robert Stolz und seine Musik aber blieben für die noch hiesigen Deutschen weiterhin lebendig, wenigstens in einigen Kreisen.

Anlässlich des 140. Geburtstages von Robert Stolz wurde im „Frédéric Ozanam“-Sozialzentrum Reschitza von Seiten des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ und vom Demokratischen Forum der Banater Berglanddeutschen eine Dokumentationsausstellung, dem letzten großen Operettenkomponisten Österreichs gewidmet, organisiert. Hinzu kam auch eine philatelistische Ausstellung, demselben Komponisten in Erinnerung errichtet.

Marianne Chirilovici, ehemaliges Mitglied der Reschitzaer deutschen Operettengruppe erinnert sich an Robert Stolz´ Musik und deren Beziehungen zu Reschitza wie folgt: „Ich kann sagen, dass ich die Musik von Robert Stolz gekannt habe, bevor ich wusste, wer er ist. Seine Lieder waren bekannt und sie wurden gesungen, man hörte sie so wie Volksweisen. Meine Mutter sang mir oft Auf der Heide blühn die letzten Rosen oder Im Prater blühn wieder die Bäume, Frag nicht warum ich gehe und andere vor. Viel später wurden mir andere Werke dieses berühmten Komponisten bekannt. Robert Stolz wird als der letzte große Operettenkomponist betrachtet und er hat sehr viel komponiert: 50 Operetten, über 1.000 Lieder und die Musik für ungefähr 100 Filme. Im Jahr 1974 hat das Operettenensemble aus Reschitza die von Robert Stolz im Jahr 1921 komponierte Tanzgräfin in Szene gebracht, in der auch ich die Rolle einer Soubrette (eine ungarische Tänzerin namens Etelka) bekam. Es traf sich, dass bei einer Aufführung ein Nachbar des Komponisten, der damals in Wien lebte, im Saal war. Er ermöglichte, dass wir mit dem Komponisten kontakt nahmen. So wurde es möglich, dass wir bis zum Tod des Komponisten mit diesem einen regelmäßigen Briefwechsel hatten. Dessen Gattin, Einzi Stolz, blieb weiter mit uns in Verbindung. Fotos und Plakate von unserer Aufführung sind im Robert Stolz-Museum in Wien ausgestellt. 1974 fand die Premiere der Operette Tanzgräfin statt. Ich hatte das Glück, die Rolle Ottilias zu bekommen und zusammen mit Rudi Karlicsek (die Rolle des Doktors Erich Siedler) sangen wir im Duett die schönsten Arien von Robert Stolz: Die ganze Welt ist himmelblau, Mein Liebeslied muss ein Walzer sein und Zwei Herzen im Dreivierteltakt. Regisseur war Franz Kehr, Dirigent Ladislaus Hunyadi und Franz Stürmer leitete den Chor. Diese Operette wurde in Reschitza und Umgebung, in Lugosch, Temeswar, Hermannstadt und Schäßburg mit großem Erfolg aufgeführt. In der nächsten Zeitspanne sind leider viele Kollegen nach Deutschland ausgewandert und so wurde es immer schwieriger, mit der Operette und der Revue weiterzumachen. Unsere Tätigkeit näherte sich dem Ende. Das letzte in Reschitza aufgeführte Stück war ebenfalls eine Operette von Robert Stolz, Tanz ins Glück, die 1920 komponiert wurde. Die Partitur bekam Anton Licker schon 1970, doch wir hatten nicht das Libretto. Auch diesmal half uns Einzi Stolz, die uns das Libretto mit Autogramm und Widmung schickte. Die Premiere fand am 8. Juni 1981 statt und da hatten wir eine große Überraschung: Robert Stolz richtete einige Worte, die auf ein Tonband aufgenommen waren, an uns. Es war ein sehr rührender Moment und das ganze Publikum sang mit uns Zwei Herzen im Dreivierteltakt. Es sind unvergessliche Augenblicke für uns Reschitzarer und Robert Stolz wird immer nah an unseren Herzen und Seelen bleiben. Seine Melodien schallten dauernd lange Jahre und es ist unsere Pflicht, unsere Aufgabe, sie weiter zu singen und zu pflegen, denn sie sind schon lange ein Teil der deutschen Kultur hier in unserer Heimat.“

Wie bereits von Marianne Chirilovici erwähnt, verband mit Stolz’ Musik die Reschitzaer Deutsche Gesangsektion der Eisen- und Metallarbeiter, d.h. die Reschitzaer Deutsche Operettengruppe viele Jahre ihrer Aktivität. Im Laufe der Jahre hat sie folgende Robert Stolz-Stücke aufgeführt:

„Lang, lang ist-s her” („Puppenmeister“)

Premiere: 7. Juni 1957; 13 Aufführungen (3 in der Temeswarer Oper);

Regie: Rudolf Schati - Franz Kehr; Dirigent: Josef Dudl; Tänze: Eduard Sohler;

Rollen: Hilde Budacs, Irma Pillasch, Irene Oppelcz, Arpad Bender, Franz Kehr, Franz Wawzsik, Rudi Karlicsek, Anton Licker.

Das Mädchen von Montmartre” („Tanzgräfin“)

Premiere: 17. Juli 1958; 4 Aufführungen;

Regie: Franz Kehr; Dirigent: Josef Dudl;

Rollen: Pipi Damacsek, Erna Illeg, Rudi Karlicsek, Anton Licker, Franz Wawzsik, Rudi Illeg.

Tanzgräfin”

Premiere: 5. April 1974; 16 Aufführungen;

Regie: Franz Kehr; Dirigent: Ladislaus Hunyadi / Franz Stürmer; Tänze: Eduard Sohler;

Rollen: Pipi Damacsek, Marianne Gropşan, Irma Pillasch, Rudi Karlicsek, Anton Licker, Duky Halsdorfer, Franz Wawzsik.

Der Tanz ins Glück”

Premiere: 8. Juni 1981; 4 Aufführungen;

Regie: Franz Kehr / Friedl Holiga; Dirigent: Ladislaus Hunyadi; Chorleiter: Franz Stürmer; Tänze: Eduard Sohler;

Rollen: Marianne Gropşan, Irene Holiga, Tanţa Bugariu, Friedl Holiga, Georg Colţa, Heinz Kuchar, Fredi Balogh.

Erwin Josef Ţigla erinnert sich auch an die Beziehungen Robert Stolz‘ zu Reschitza, nach seinem Tode von seiner Gattin Einzi Stolz weitergeführt. Ţigla pflegte Jahrzehnte lang weiterhin den Kontakt mit Einzi Stolz. Ein Teil der Exponate aus der philatelistischen Sammlung, die nun in Reschitza an diesem Sommerende gezeigt wurde, stammt persönlich von ihr. Der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ hat des Öfteren Veranstaltungen, Robert Stolz gewidmet, organisiert. Im Jahr 1990 schrieb Einzi Stolz folgende Botschaft an alle Teilnehmer an einer in Reschitza organisierten Veranstaltung: „Liebe Freunde! Ich danke Ihnen, dass Sie sich heute hier eingefunden haben, um den unvergänglichen Melodien von Robert Stolz zu lauschen und ein paar beschwingte Stunden im Zauberreich der Musik zu verbringen. Es beglückt mich sehr, dass Sie Robert Stolz und seinen Kompositionen ein so liebevolles Andenken bewahren. Ich weiß, dass seine Musik in Rumänien und besonders in Reschitza viele treue Freunde hat. Es war Roberts Wunsch, dass seine Melodien in den Herzen der Menschen weiterleben mögen. Freunde wie Sie tragen dazu bei, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen wird. Mit vielem Dank und den aufrichtigsten, besten Wünschen für einen schönen und vergnüglichen Abend mit Roberts Musik, verbleibe ich aller herzlichst Ihre Einzi Stolz”.

Das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen und der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ ehrten den 140. Geburtstag Robert Stolz‘ mit einem Sonderbriefumschlag, versehen mit einem Sonderstempel dazu.

Robert Stolz erblickte am 25. August 1880 in der steirische Landeshauptstadt Graz das Licht der Welt. Nach 140 Jahren erinnerte man sich auch in der Hauptstadt des Banater Berglands, in Reschitza, seiner Persönlichkeit, genauso wie bestimmt auch in vielen musikalischen Metropolen der Welt. Denn er bleibt durch seine Melodien unvergesslich.(ejt)