Rumänen sind vielseitige Internetnutzer

Online-Marketing jedoch in den Kinderschuhen

Symbolfoto

Die Online-Zahlungen von Dienstleistungen und Gütern hat sich Europa-weit  zwischen 2015 und 2016 verdreifacht. In Rumänien nehmen acht von zehn Personen mit Internetzugang über diese Schiene auch Zahlungen vor und Rumäniens Medienmarkt ist vorwiegend auf Online-Seiten spezialisiert bzw. geschrumpft.  Auch die Zahl der Internetanschlüsse steigt unaufhörlich. Trotzdem liegen Rumäniens Firmen in einem EU-Ranking im Wertungskeller, was deren Bekanntmachung über das Internet betrifft.

Weniger als ein Drittel der rumänischen Firmen, die das Internet nutzen, werben auch für ihr Unternehmen in den neuen Medien. Nur zwölf von 100 Firmen mit mehr als zehn Angestellten haben 2016 einen Online-Werbung geschaltet,  und damit liegt Rumänien in dieser Hinsicht auf dem letzten Platz in der EU. Dies ergibt eine Studie der Marketing-Firme Perceptum, zitiert von Mediafax. Noch mehr: Weniger als die Hälfte aller KMU in Rumänien haben überhaupt eine eigene Internetseite.

Die Statistiken sind jedoch paradox, denn laut einer Facebook-Umfrage der Banater Zeitung haben sich die meisten Kurzinterview-Partner gerade für Online-Werbung ausgesprochen. Ganz einerlei, ob Privatunternehmer, PR-Fachleute, Angestellte mit Hochschulabschluss in den verschiedensten Branchen: Die Werbung in Online-Medien mit einem hohen Besucherdurchschnitt, das ist für die meisten der ideale Ort, um Online-Werbung zu schalten. „Hätte ich mein eigenes wirtschaftliches Unterfangen, würde ich in einer Online-Publikation werben wollen. Bevorzugt wäre eine Seite mit gehobener Besucherzahl, auf der ich nachhaltig Werbung schalten würde – mindestens ein Jahr lang“, sagt eine ehemalige Journalisten und heute als PR tätige Frau. Andere sind sogar überzeugt, dass Online-Werbung auch so gut wie keine Hemmschwelle für den Kunden auf dem Land ist, denn „auch hier sind die Leute mittlerweile mit dem Internet vertraut“. Selbst Personen, die etwa das 50. Lebensjahr erreicht oder gar überschritten haben, würden am liebsten in den Online-Medien ihre Werbebanner oder Artikel veröffentlichen. „Internet ist das bessere Werbemedium“, heißt es an einer Stelle.  Trotzdem beklagen Zeitungen gerade bei ihrem Online-Angebot geringe Einnahmen aus der Werbung. „Es gibt allgemein eine starke Zurückhaltung, was nachhaltige Online-Werbung betrifft“, sagt der Soziologe und Hochschullehrer Adrian Marcu. Dieser Aspekt sei „ganz besonders für das Banat gültig“. Marcu, selbst Herausgeber der Online- bzw. Wochenschrift Banatul Azi, hat festgestellt, dass in umliegenden Regionen Retailer häufig Werbung über ihr Produktangebot schalten, was im Raum Temeswar nicht der Fall ist. So haben Supermarktketten in Großwardein Werbeschaltungen, im Banat sieht das gleiche Unternehmen von einer solchen Variante der Bekanntmachungen ab. Auch im ungarischen Segedin stütze sich die führende Tageszeitung weitgehend auf den Handel, sagt Marcu.

Der Temeswarer Medienunternehmer verbindet diese „fehlende Reife“  auch mit dem Verzicht vieler Unternehmen, sich eine Internetseite zuzulegen. „Wenn eine Firma glaubt, ohne einen eigenen Internet-Auftritt auskommen zu können, ist es doch fast selbstverständlich, dass es auch auf Online-Werbung in den Medien verzichtet“, setzt Adrian Marcu, seit über zwei Jahrzehnten Journalist, fort.

Mehr als die Hälfte aller Online-Zahlenden in Rumänien kaufen preiswerte Güter über diese Schiene. Etwa zwei Drittel bezahlt laufende Rechnungen über mobile Anwendungen. Von den elf Millionen Internetnutzern in Rumänien haben 6,7 Millionen schon mindestens einmal einen Online-Einkauf getätigt.

Einer Studie zufolge, die in 19 Ländern Europas durchgeführt wurde, hat der Internet-Handel innerhalb des vergangenen Jahres erheblich zugenommen. Während 2015 noch 38 Prozent der Befragten zugaben, noch nie über eine mobile Vorrichtung einen Kauf vorgenommen zu haben - oder einen solchen in unmittelbarer Zeit zu beabsichtigen – ist dieser Prozentsatz 2016 auf zwölf Prozent zurückgegangen.