Rumänien: Acht Medaillen im Drachenboot

Europameisterschaften 2017 fanden in Segedin statt

Rumänische Master Nationalmannschaft
Foto: Marek Chlopek

Ein 2.000 m Rennen
Foto: Ungarischer Kanuverband

Der Drachenkopf des Bootes mit der 20-Mann-Besatzung steht am Start neben acht weiteren Drachenboote. Die Paddler warten mit den Armen nach vorne gestreckt, fast atemlos... Plötzlich beginnt der Durchzug – rasant steigend. Der Trommler nimmt den Rhythmus des vordersten Paddlerpaares auf, das bis zu 150 Schlägen pro Minute durchzieht, und sorgt mit seinen Trommelschlägen für einen gleichmäßigen Takt. Dabei motiviert er die Paddler durch Zurufe, ihr Bestes zu geben. Hinten im Drachenboot, steht der Steuermann im Heck, mit einem Langruder und hält das Boot auf geradem Kurs. Bei der Startspurttaktik versucht die Mannschaft sofort nach dem Start die Führung zu übernehmen. Durchgeatmet wird ein Mal bei zwei Durchzügen. Jedes Gramm an Energie ist entscheidend.

Erst wenn das Paddelblatt ganz ins Wasser getaucht ist, wird das Paddel dicht an der Außenwand des Drachenbootes vorbeigeführt und dabei möglichst senkrecht zur Mittelachse des Bootes und dem Wasserspiegel gehalten. Beckengürtel und Beine sichern durch Beibehaltung der Grundhaltung die Übertragung des durch den Paddelschlag erzeugten Kraftimpulses auf das Boot. Nachdem die Zughand den Oberschenkel des Standbeines erreicht hat, heben Zug- und Druckhand das Paddel zügig und möglichst spritzerlos gerade nach oben aus dem Wasser.

Im Laufe des Rennens, verringert sich die Schlagfrequenz auf 80 Schläge pro Minute und dann 100 Meter vor dem Finish sorgt der Trommler dafür, dass die Paddler noch ein Mal alles von sich geben. Mit voller Kraft erreicht das Drachenboot das Ziel. Erst wenn der Trommler das Ende des Rennens schlägt, dürfen die Sportler zu paddeln aufhören. Dann erfahren sie auch den belegten Platz, und nicht früher...!

Vor kurzem fanden die Europameisterschaften für Drachenboote in Segedin/ Szeged (Ungarn) statt. Dabei nahmen Profi- und Amateursportler aus Ungarn, Russland, der Ukraine, Schweden, Frankreich, Italien, Deutschland, Polen und Rumänien teil. Im Laufe von vier hitzigen Julitagen konnte sich die rumänische Nationalmannschaft gleich vier Mal beweisen und zwar wurde das männliche 20-Mann-Besatzung-Masterteam mit einer Bronzemedaille in allen drei möglichen Sportproben (im 200-, 500- und 2.000-Meter-Rennen) gekürt, während das Master Mix Team mit einer 20-Mann-Besatzung für die Strecke von 200 Metern ebenfalls mit Bronze geehrt wurde. Beim Rennen unter den einzelnen Vereinen erhielt der Arader Sportverein "Voința" mit jeweils einer Zehn-Mann-Besatzung eine Silber- (Masters 40+ Männer im 500 m Rennen) und drei Bronzemedaillen für Senioren im 2.000 Meter Rennen, beziehungsweise das Masters 40+ Männerteam für die 200- und  2.000-Meter-Strecken.

Die rumänische Nationalmannschaft bestand aus mehr als 50 aktiven und früheren Profisportlern (Kajak und Kanu), aber auch aus Amateuren - in Altersgrenzen von 14 - 60 Jahren. Während die anderen Teams, besondere Mannschaften für manche Rennen hatten, hatte sich der Rumänische Kajak-Kanu-Verband fast zu allen Sportproben eingeschrieben. So kam es, dass manche rumänischen Sportler in bis zu acht Proben an einem Tag teilnahmen und letztendlich erschöpft waren. Zu bedenken ist auch die Tatsache, dass die Rumänen fast ausschließlich selbst ihre Teilnahme und ihr Training bei den Europameisterschaften finanziert haben. Gleichzeitig üben die Sportler Berufe aus und können nur zeitbegrenzt trainieren.

Noch nie von einem Drachenboot gehört und keines jemals gesehen? - Schon seit 500 v.Ch. dienen in China Drachenboote als Fortbewegungsmittel. Diese sind offene Boote mit einem langen, leicht gekrümmten Kiel. Der Antrieb erfolgt durch Paddel. Drachenboote sind so gestaltet, dass sie durch Bemalung bzw. Schnitzarbeiten und einen dekorativen chinesischen Drachenkopf und -schwanz einen stilisierten Drachen darstellen.

Zu den Traditionsbooten gehört das chinesische Drachenboot aus Teakholz. Dieses ist mit einem kunstvollen, großen Drachenkopf versehen, der ihm ein besonders farbenprächtiges Aussehen gibt. Traditionsboote können bis zu 25 Meter lang und mit bis zu 100 Paddlern besetzt sein.

Im Gegensatz dazu stehen die Sportboote. Der für alle Boote gleiche Drachenkopf- und Schwanz ist abnehmbar und findet nur bei Veranstaltungen Verwendung. Die genormten Boote sind ohne Kopf und Schwanz 12,49 m lang, 1,16 m breit und 250 kg schwer. Der Rumpf wird üblicherweise aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt. Ein genormtes Boot hat 10 Sitzbänke für maximal 20 Paddler.

Das 1. Internationale Drachenboot-Rennen von Hongkong gilt als Beginn der modernen Drachenboot-Geschichte und fand 1976 mit zehn Mannschaften statt. 1991 wurde der Internationale Drachenboot Verband (IDBF) in Hongkong gegründet. 1995 fanden die ersten Weltmeisterschaften statt. Mittlerweile ist Drachenboot ein internationaler Wettkampfsport, der weltweit in über 40 Ländern betrieben wird.

In Rumänien wurde dieser Sport erst seit ein paar Jahren eingeführt. Hauptsächlich, wird Drachenboot in Arad, Temeswar, Bukarest und Ploiești betrieben. Wettkämpfe werden häufig auf den bereits existierenden Regattastrecken für den Kanu- und Rudersport oder auf geeigneten Wasserflächen in der Nähe von Städten ausgetragen.

In Deutschland fand das erste Drachenboot-Rennen 1987 im Rahmenprogramm der Kanu-Weltmeisterschaften in Duisburg statt.