Rumänische Frauen pflegen Senioren aus Westeuropa

Altenpflege-Ausbildungen bei Jung und Alt beliebt

Am Fachlernzentrum der Sancta-Maria-Hilfe-Stiftung werden Ausbildungen in den Bereichen „Altenpflege“, „Heilerziehungspflege“, „Krankenpflege“ und „Babysitting“ angeboten. Dem Stiftungsgründer Hubertus Gollnick, der sich jahrelang für die Straßen- und Waisenkinder in Temeswar eingesetzt hat, wird jedes Jahr im Oktober gedacht. Foto: Zoltán Pázmány

Altenpfleger und Babysitter, die den Weg ins Ausland einschlagen, müssen eine entsprechende Qualifikation nachweisen können. Beide gelten heute als professionelle Berufsfelder und werden in Mittel- und Westeuropa nicht mehr von Familienangehörigen übernommen. Rumänen, die schnell eine Arbeitsstelle im Ausland finden wollen, haben die Möglichkeit, einen Kurs zum Altenpfleger oder Babysitter zu absolvieren. In Temeswar/Timişoara ist dies unter anderen über die deutsche Sancta-Maria-Hilfe-Stiftung möglich.

Die Stiftung geht auf den Namen von Hubertus Gollnick zurück. Dieser gründete Anfang er 90er im Auftrag der Staatskanzlei von Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf den Fachschulverbund für Kinderkrankenpflege und Heilpädagogik „Sancta Maria Hilfe“. Die Sancta-Maria-Hilfe-Stiftung brachte durch die gleichnamige Schule zahlreiche Generationen von Kinder-, Alter- und Heilerziehungspfleger und -pflegerinnen hervor. Schließlich wurde jedoch die mehrjährige Ausbildung durch ein Fachlernzentrum ersetzt. „Die Schule war damals nötig, weil es in Rumänien überhaupt keine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester gab.

Ich weiß nicht, ob es heute so etwas gibt. Ende der 70er hatte es eine derartige Schule für Kinderkrankenschwestern gegeben, weil eine Kollegin von uns, Käthe Hermann, so eine Schule absolviert hatte. Diese Schule wurde jedoch aufgelöst und nach 1990 war unsere Schule die erste Schule für Kinderkrankenpflege. Die zweite Abteilung – Heilerziehungspflege – ist ein Metier, das wir in Rumänien eingeführt haben“, sagt die Leiterin des „Professional Learning“-Zentrums, Adina Jinaru. Die Verbesserung der Bedigungen in den staatlichen Kinderheimen war Anfang der 90er das Ziel der damals noch Sancta-Maria-Hilfe-Schule. Dazu gehörte auch die Ausbildung von Fachkräften, die in diesen Institutionen arbeiten sollten.

Heute bildet das „Professional Trainig“-Zentrum größtenteils Arbeitskräfte für das Ausland aus. Kein Wunder, dass sich so viele Frauen entscheiden, in Deutschland oder Österreich zu arbeiten. Immerhin beginnt dort die Bezahlung für einen Acht-Stunden-Job als Altenpflegerin bei 1000 Euro im Monat. Die sechs Mitarbeiterinnen des Temeswarer Fortbildungszentrums sind selbst Absolventinnen der Sancta-Maria-Hilfe-Schule und vermitteln heute ihr Wissen und Können an die Kursteilnehmer. Angeboten werden Ausbildungen zum Babysitter, Altenpfleger, Heilerziehungspfleger und Krankenpfleger. „Leute, die ohne Job geblieben sind, nehmen unsere Kurse in Anspruch, denn sie wollen sich beruflich neu orientieren. Viele junge Leute, die eine deratige Ausbildung absolvieren, sind auf der Suche nach einer Arbeitsstelle im Ausland. Eigentlich wollen 90 Prozent unserer Absolventen im Ausland arbeiten“, sagt Direktorin Adina Jinaru.

Da die meisten der Absolventen nach Österreich oder Deutschland auswandern, kam immer öfter die Frage auf, ob denn auch Deutsch-Kurse angeboten werden. Nicht ein anerkanntes Diplom war dabei wichtig, sondern nur die Beherrschung der deutschen Sprache auf Konversationsniveau. Dies ist auch der Grund, weshalb auf Anfrage auch Deutsch am Fortbildungszentrum unterrichtet wird.

Die längste Ausbildung, die am „Professional Training“-Zentrum stattfindet, ist jene zum Heilerziehungspfleger, die ungefähr acht Monate dauert. „Der beliebteste Kurs ist jener für Altenpflege. Die rumänischen Frauen pflegen die älteren Leute aus Westeuropa. Auf Platz zwei der Beliebtheitsskala befindet der Kurs zum Heilerziehungspfleger“, sagt Leiterin Adina Jinaru.

650 Lei kosten die zehn- und zwölfwöchigen Ausbildungen zum Babysitter und Altenpflger, 1200 Lei jene zum Heilerziehungspfleger und 850 Lei die Ausbildung zur Krankenpflegerin. Die Kosten der Kurse können in Raten beglichen werden. Zum Schluss bekommen die Absolventinnen und Absolventen ein Diplom, das vom Nationalen Erwachsenenbildungszentrum ausgestellt wird. Mit diesem Diplom in der Tasche kommen Rumänen, die im Ausland arbeiten möchten, ihrem Ziel etwas näher. Das Diplom ist nämlich EU-weit anerkannt.