Silberne Mikrofone made in Banat

Emil Kindlein setzt die Arbeit seiner Familie mit neuen Projekten fort

Wie einst sein Großvater: Emil Kindlein möchte mit der Arbeit an den drei silbernen Mikrofonen drei Generationen zusammenführen. Foto: Zoltán Pázmány

Dark Lady, Frog King und Rivet Silver Bullet heißen die drei Mikrofone aus Silber, an denen der Musiker Emil Kindlein, Nachfahre des Banater Goldschmieds Peter Kindlein, eineinhalb Jahre gearbeitet hat. Es handelt sich um drei vollfunktionierende Schallwandler und nicht um Trophäen oder Schmuckgegenstände. Darauf beharrt ihr Schöpfer, der mit den drei Prototypen die Arbeit dreier Generationen seiner Familie zusammenführen möchte: die seines Großvaters, dem Goldschmied, die seines Vaters, dem Elektroingenieur, und die eigene Arbeit, die eines Musikers.

„Ich habe die eigene Familiengeschichte lange Zeit ignoriert“, gesteht Kindlein. „Bis ich das Haus meiner Großeltern verkaufen musste und dadurch auf die alten Dokumente und Arbeiten meines Großvaters gestoßen bin.“ Die Entscheidung, sich davon zu trennen oder sie zu behalten, habe seinen weiteren Werdegang bestimmt. Emil Kindlein hatte sich dafür entschieden, die Sachen seines Großvaters zu behalten und ein Museum in Temeswar eröffnet, wo diese dauerhaft ausgestellt werden. Durch dieses Projekt und seine eigene musikalische Laufbahn entstand die Idee, drei Mikrofone aus Silber anzufertigen. Worauf es Kindlein bei der Arbeit an den Geräten ankam, war es, drei individuelle Schallwandler herzustellen, die unterschiedlicher nicht klingen könnten, was durch ihre äußeren Merkmale hervorgebracht werden soll: „Dark Lady besitzt ein einfaches, schlankes Design und es prädominieren die schwarzen Nuancen. Frog King besitzt eine weite Öffnung und trägt eine kleine Krone auf der Kapsel, weshalb er auch „Froschkönig“ bezeichnet wird. Rivet Silver Bullet sieht wie eine Kugel aus: es ist sehr roh, sehr industriell, man kann jeden Hammerschlag darauf erkennen“, so Kindlein.

Womit Kindlein, der Musiker, persönlich singen wird, kann er noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Die Entscheidung fällt Kindlein, dem Schöpfer, schwer. Seine Favoriten sind Frog King und Rivet Silver Bullet, beide erwähnt er in einem Atemzug, die Dark Lady wird dagegen ignoriert. Es ist keine Frage, wie die Mikrofone ausschauen, sondern erneut, wie sie klingen. Für Kindlein ist es wichtig, dass seine drei Prototypen anders klingen. Da nimmt er auch schlechte Rezensionen von Fachzeitschriften aus den USA gerne in Kauf. Denn sie müssen keinem Standard entsprechen, sondern einen neuen, einen eigenen Standard erfüllen. Darum hat er auch für die Herstellung fast drei Monate gebraucht. Große Unternehmen wie Shure würden das Zehn- oder Zwanzigfache an einem Tag produzieren. Was hinter dem Kindleindesign steckt, ist ohnehin die Technlogie von Shure sowie dem Hersteller Electro-Voice. Die Spulen aus den drei Prototypen stammen von den beiden amerikanischen Traditionsherstellern.

Wie die Mikrofone ausschauen, darüber wird noch gerätselt. Emil Kindlein hält sie bis zu Enthüllung morgen Abend bedeckt: Keine Fotos dürfen von den drei Prototypen gemacht werden, niemand darf sie zu Gesicht bekommen. Erst nach der Gala können die Mikrofone aus Silber von den Bürgern bestaunt werden. In der alten Synagoge aus der Stadtmitte findet morgen ab 19 Uhr ein Konzert statt. Erstmals werden lokale Musiker wie Gabi Szorad von der Gruppe BIO und Beck Corlan die neuen Mikrofone testen können.

„Ich setze die Tradition meines Großvaters fort“, meint Kindlein. „Würde ich ein Unternehmen jetzt starten, ohne auf seine Arbeit zurückzublicken, müsste ich das Jahr 2013 schreiben.

Indem ich für mein Logo das Jahr 1929 als Gründungsjahr gewählt habe, verweise ich auf die Arbeit, die mit meinem Großvater begann und die ich jetzt weiterführen möchte.“

Drei Mikrofone in Silber: Dark Lady, Frog King und Rivet Silver Bullet. Der Wert laut Kindlein unbezahlbar. Sie sind Prototypen, von denen er, sollte die Nachfrage bestehen, andere nachbauen kann. Damit will Kindlein seinem Großvater und Vater Tribut zollen und den Namen seiner Familie wieder in die Gegenwart verfrachten.