Studie über banatdeutsche Friedhöfe

Forschungsprojekt vor Abschluss

Das diesjährige Forschungsprojekt der Friedhöfe aus dem Banat bekommt eine neue Dimension, durch die Kunst der Bukarester Photographin Cristina Garabetanu. Foto: Zoltan Bereczki

„Der Friedhof als Element in der Entwicklung der kulturellen Landschaft. Deutsche Gemeinschaften im Banat“, heißt ein Forschungsprojekt, das 2014 von der Gesellschaft der Landschaftsmaler aus Rumänien mit Unterstützung des Römisch-katholischen Bistums aus Temeswar durchgeführt wurde. Mitte November gaben die Leiter des Projektes bekannt, dass dies nun abgeschlossen ist. Die Ergebnisse: Eine schriftliche Studie und ein Fotoalbum der Photographin Cristina Garabetanu, die unter dem Titel „In the Ground we Sleep“ („Wir schlafen unter der Erde“) Bilder der eigenartigen Friedhöfe, aber auch Fragmente aus dem Leben der deutschen Gemeinschaften im Banat erfasst hat.

Kirche sichert Archive und Übersetzung


Zwei ArchitektInnen, drei LandschaftsmalerInnen und ein Anthropologe haben banatdeutsche Dörfer besucht, Archive studiert, mit den Bewohnern gesprochen und am Ende eine interdisziplinäre Studie erarbeitet, die zur Zeit in der Übersetzungsphase ist. „Einige unter uns sind Hochschullehrer. Das hat uns sehr geholfen. Die Anthropologen hatten bereits an der West-Universität fertige Forschungsarbeiten über die Deutschen aus dem Banat und wir, an der Fakultät für Architektur, hatten auch schon einige Studien über die deutsche Kolonisation und die österreichische Systematisierung“, so Landschaftsmaler Alexandru Ciobota, Leiter des Projektes. Das größte Problem war die Sprache, denn „nur zwei von uns sprachen deutsch und dabei waren die meisten Archive auf Deutsch oder Ungarisch verfasst“. Das katholische Bistum unterstützte und stellte nicht nur all seine Archive den Forschern zur Verfügung, sondern übersetzte auch die nötigen Inhalte. Jetzt wird die abgeschlossene Studie zurück ins Deutsche übersetzt, um im Frühjahr auch in Deutschland vorgestellt zu werden.

„Der Friedhof ist der Spiegel einer Gemeinschaft“, so Alexandru Ciobota. „Deswegen haben wir uns auf dieses Thema konzentriert.“ Seit 2012 hatten die Landschaftsmaler diese Initiative: eine Idee, die sich mit der Zeit immer mehr ausgeweitet hat. Im ersten Jahr wollten sie durch das Projekt „Friedhöfe aus dem Banat“ eine vergleichende Studie der Friedhöfe in Bezug auf deren Ethnien machen, „doch wir haben bemerkt, dass jeder Ethnie mehr Forschungszeit zukommen muss“. Deshalb haben sie 2013 erst die orthodoxen Friedhöfe analysiert: die rumänischen, die serbischen und die ukrainischen. „Dieses Jahr sind es die der deutschen Gemeinschaften und in Zukunft möchten wir auch Friedhöfe der Tschechen und Kraschowäner studieren“, so Alexandru Ciobota. Der Leiter des Projektes gibt zu, dass für sie, die deutschen Friedhöfe immer noch Geheimnisse bergen und dass sie vielleicht noch ein bisschen mehr Zeit damit verbringen werden, auch nachdem diese Studie abgeschlossen ist.

 

„Der Mensch spricht durch die Grabmäler“

„Es hat uns gefreut, dass die Forscher neugierig waren zu erfahren, was die Friedhöfe uns sagen wollen, besonders jetzt, wenn der größte Teil der deutschen Minderheit aus Rumänien zurück nach Deutschland gesiedelt sind“, so Generalvikar Johann Dirschl, der als Vertreter der katholischen Kirche beim Event als Redner eingeladen wurde. „Als die Deutschen ausgesiedelt sind, haben sie ihre Grabmäler in Beton eingefasst; das Kreuz in der Mitte des Friedhofes ist für die katholischen Friedhöfe spezifisch; die Reihenfolge der Grabmäler ist strukturierter als die in den orthodoxen Friedhöfen“, spricht der Generalvikar über einige Charakteristiken der katholischen Friedhöfe im Banat. Als in Neupetsch/ Peciu Nou die Kinder eines Kinderheims sich einen Gemüsegarten neben der Kirche einrichten wollten, haben sie in der Erde Grabmäler entdeckt. „Wir schauten im Archiv nach und erfuhren, dass hier einst der Friedhof war. Früher war das so üblich, dass der Friedhof um die Kirche herum angelegt war“, so Generalvikar Dirschl. Während der Forschungszeit wurden Texte von den Grabmälern, die Form der Monumente, die Skulptur-Methoden, sowie deren Bezug zur Landschaft analysiert. „In Rumänien sieht man interdisziplinäre Studien nicht oft und insbesondere nicht zu diesem Thema“, so Alexandru Ciobota. Durch Anthropologie, Landschaftsmalerei, Architektur, Urbanismus, Geschichte und jetzt auch Kunst, durch die Arbeit der Photographin, schafften es die Forscher eine besonders komplexe Studie zu erstellen. Diese wird in Kürze beim Verlag der West-Universität Temeswar veröffentlicht.