Tataren, Diktatur, Werbeslogans und Prostitution

Die neue Ausgabe der „Temeswarer Beiträge zur Germanistik“ ist erschienen

Der elfte Band der „Temeswarer Beiträge zur Germanistik“ ist seit Ende 2014 erhältlich. Die diesjährige Ausgabe der von Prof. Dr. Roxana Nubert herausgegebenen Fachzeitschrift enthält 16 Forschungsarbeiten, die sich mit dem literarischen Schaffen der Mitglieder der Aktionsgruppe Banat, Herta Müllers sowie rumäniendeutscher Autoren aus Siebenbürgen und dem Altreich befassen. So untersucht Dr. Gabriela Şandor in ihrer Arbeit „Tatarenfiguren in der rumäniendeutschen Literatur“ Oscar Walter Ciseks Novelle „Die Tatarin“ sowie dessen Roman „Der Strom ohne Ende“. Sie geht auch auf Adolf Menschendörfers Roman „Der Büffelbrunnen“ und Erwin Wittstocks Erzählung „Die große Verheißung“ ein. Beide würden das kulturell Fremde der Tataren unterstreichen, so die Schlussfolgerung [andors. Cisek schafft mit der „jungen, lebens- und kraftstrotzenden“ Muhibe aus „Die Tatarin“ und der „wilden, hexenhaften“ Mara aus „Der Strom ohne Ende“ zwei Außenseiterinnen. Seine Erzähler halten sich vor, für oder gegen das durch die Tataren repräsentierte Fremde zu sein.

Prof. Dr. Roxana Nubert und Ana-Maria Dascalu–Romiţan untersuchen Sprache und Diktatur in Herta Müllers politischem Roman „Herztier“. Die Literaturnobelpreisträgerin sei es in ihrem Roman gelungen, auch sprachlich die Umstände, unter denen er entstanden ist, zu widerspiegeln und zu entdecken, so Nubert und Dascalu –Romitan. Spruchformen und sprachliche Wiederholungen als „scheinbare Erfahrungsansätze“ verwendet Müller um die Diktatur zu illustrieren.

Dr. Grazziella Predoiu analysiert Richard Wagners Roman „Belüge mich“. Das Gründungsmitglied der Aktionsgruppe Banat kritisiert in seinem Buch Rumänien scharf. Er stellt die Bevölkerung als opportunistisch und skrupellos dar. Predoiu untersucht in ihrer Arbeit das Thema „Lüge und Verrat“ in dem Roman. Der „ehemalige Mentor“ der Aktionsgruppe Banat spüre in „Belüge mich“ abermals der Vergangenheit nach, so Predoiu. Wagner deckt in seinem Roman die Schuld auf und hinterfragt Bewährungsmuster in einer Diktatur.

Zu den wissenschaftlichen Arbeiten, die sich vorwiegend mit der rumäniendeutschen Literatur befassen, gesellt sich auch die Forschungsarbeit von Detelina Metz (Sofia) und Georg Schuppener (Trnava), die aktuelle Trends bei Werbeslogans analysiert. Sie identifizieren drei große Trends: Emotionalität nimmt in der Werbung an Bedeutung zu, Konsumentenverantwortung wird stärker angesprochen und Slogans werden auffällig kürzer.

Dr. Ioana Craciun (Bukarest) untersucht in ihrem Forschungsbeitrag Georg Wilhelm Pabst Verfilmung von Margarete Böhmes „Tagebuch einer Verlorenen“. Sie zieht Parallelen zwischen dem Stummfilm und dem Roman. Beide üben Kritik an der Bourgeoisie und der Sexmoral ihrer Zeit, allerdings mit deutlichen Abweichungen, die Craciun hervorhebt.

Nicht weniger spannend sind die restlichen Forschungsarbeiten aus der jüngsten Fachzeitschrift, die mit Unterstüzung des Konsulats der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar gedruckt wurde und auch als digitale Variante im Internet auf der Webseite des Germanistik-Lehrstuhls zu finden ist.