Tertium non datur

Ein Drittes gibt es nicht. Entweder wird jetzt im rumänischen Gesundheitswesen gründlich aufgeräumt durch Premier Dacian Cioloş und seinen Hauptunterstützer, Präsident Klaus Johannis, und sie werden zu Helden der Neuzeit Rumäniens oder beide gehen als Gescheiterte vor einem korrupten und mörderisch angelegten System in die Knie und in die Geschichte ein.

So fasst die wohl regierungs- und präsidentschaftsfreundlichste Intellektuellenzeitung „22“ die Situation im Gesundheitswesen zusammen, wo ein immenser Skandal rund um die in Krankenhäusern verwendeten Desinfektions- und Sterilisierungsmittel und deren bis 4000-fache Verdünnung ausbrach. Wieviel Tote es in den vergangenen 10-12 Jahren gegeben hat, seit das vermutlich so lief, das wagt niemand zu errechnen. Und an mögliche Schadenersatzforderungen, die in Milliardenhöhe steigen könnten, denkt noch niemand, auch weil das Lügen und Vertuschen Gesetz für jeden Spitalmanager waren. Keiner meldete, als Todesursache, in den Krankenhäusern grassierende Keime, die durch die verdünnten Hygienemittel resistenter wurden und mit keinem herkömmlichen Antibiotikum mehr bekämpft werden konnten. Dafür können nicht die Reinemacherteams der Krankenhäuser für schuldig erklärt werden.

Schuldig – und das hat unser Journalistenkollege Cătălin Tolontan (von „Gazeta Sporturilor“!) als Erster nachgewiesen – ist das Gefilz von mafiösen Komplizitäten zwischen Wirtschaft, Gesundheitswesen, Politik und Justiz, durch welches eine obskure Chemiefirma, Hexi Pharma, eines obskuren Unternehmers, Condrea, binnen knapp anderthalb Jahrzehnten den Desinfektions- und Sterilisierungsmittelmarkt eroberte, die Preise diktierte (lies: künstlich hochschraubte), die Chemikalien bis aufs gerade noch Nachweisbare verdünnte, die Produkte im eigenen, nirgends autorisierten Labor selber testete und sich die Zertifizierungen dafür ausstellte – und bei alldem am laufenden Band Ausschreibungen gewann, bei denen Berge von Haushaltsgeldern flossen. Mit teureren Produkten als importierten. Paradox: die an intraspitalitären Infektionen Gestorbenen haben ihren mittels Mafia des Gesundheitssystems und Komplizität der Politik verursachten Tod selber bezahlt.

Der Inlandsgeheimdienst SRI behauptet, über die Praxis von Hexi Pharma „über 100 Berichte“ an alle Entscheidungsträger verschickt zu haben. Ex-Präsident B²sescu behauptet steif, nie etwas derartiges in der Hand gehabt zu haben. Einer lügt. Ex-Premier Ponta gibt an, sich an sowas nicht zu erinnern. Wieder lügt jemand. Dass der SRI seine „100 Berichte“ publik macht, ist unwahrscheinlich.

Cioloş und Johannis reiten auf Fluch und Chance. Sie können als Besiegte oder als Korruptionsniederringer in die Geschichte eingehen. Tertium non datur.

„Korruption tötet!“ In diesem Fall mehr denn je.