Und doch verkaufen wir´s nicht!

Wer durchs südliche Oltenien in Richtung Calafat fährt, dem wird erschreckend bewußt, dass auch die Oltenier immer mehr Ackerland unbearbeitet brachliegen lassen, sie, die seit der Wende ein Grückgrat der Landwirtschaft in Rumänien waren. Auch wenn es deprimierend war anzusehen, wie ein einziges Männlöein oder Weiblein ein zehn Meter breites kilometerlanges Stück Mais- oder Sonneblumenfeld in stoischer Ruhe und hackelangsam unkrautfrei hielt. Rumänien schleicht weiter in Richtung flächendeckendes Unkrautland, während die Unbelehrbaren über das Verbot des Landkaufs durch Ausländer bellen.

Die Ausnahmeregelung, die Rumänien bei den Beitrittsverhandlungen zur EU ausgehandelt hatte, läuft am 31.Dezember 2013 aus. Ab dem 1. Januar 2014 dürfen Ausländer in Rumänien als natürliche Personen Land kaufen. Sie haben es auch bislang getan, als 100prozentige Anteilseigner von Firmen, die Land kauften. Dieser Umweg entfällt und der erste Fachmann des Landes, Präsident B²sescu, schlägt Alarm: „Wenn wir es eh so lieben, zu sagen, dass wir unser Land nicht verkaufen, dann würde es mich freuen, zu sehen, dass die Rumänen ihr Ackerland nicht verkaufen (...) Der Staat hat die kategorische Pflicht, eine Agentur zu gründen, die das Erstkaufrecht haben soll, wenn Landbesitzer ihren Boden verkaufen. Das ist – so meine ich – eine Lösung zur Prävention des Entgleitens der Kontrolle über die landwirtschaftliche Produktion.“

Damit tritt der kommende-Heißwunsch-Nato-Generalsekretär ins Fettnäpfchen. In obigem unschätzbar wertvollen staatsmännischen Hinweis muss diese Agentur zwei Ziele verfolgen: die Kontrolle über die Bodenzirkulation – keine Handbreit Land an Ausländer! -  und die Kontrolle der landwirtschaftlichen Produktion. Keine Rosen züchten, gefälligst Getreide anbauen! Nebenbei: der big statesman frönt wieder seiner manischen Kontrollsucht.

Wie immer gibt es nun viele Hündchen, die durchbellen, was der Hofhund vorgebellt hat. U.a. Ex-Landwirtschaftsminister Dan Motreanu. Der will gleich eine Gesetzesvorlage, weil die Gefahr bestehe, dass durch Landverkauf das Entstehen einer rumänischen ländlichen Mittelklasse verbarrikadiert wird. Sein rotes Tuch ist Holland, „wo vor zwei Jahren ein Unterstützungsfonds für Farmer gegründet wurde, die im Ausland Land kaufen wollen.“

Dabei gibt es in Rumänien, aus vielerlei Gründen, keinen geregelten Markt für Ackerland. Keine Grundbücher auf elektronischer Basis, die existierenden regionenweit ein Chaos. Die Rückerstattungsgesetze haben viele Besitzer des selben Grundstücks legitimiert. Die Justiz weiß nicht, wer der echte ist. Die landwirtschaftliche Produktion hat keinen Markt. 90 Prozent des Produktehandels geschieht ohne Verträge. Mit Handgeld. Am Fiskus vorbei. Banken verweigern sich Grundstücken als Kreditgarantie.

Eine Agentur hat Stempel: muss sie dann, wenn sie an einem Kauf nicht interessiert ist, ein gestempeltes Papier herausgeben als Bestätigung? Möglicherweise gegen ein „Recht“, ein Schmiergeld?