Unterricht als geschriebenes Theater

Gespräch mit ZfA-Fachberater Rolf Willaredt

ZfA-Fachberater Dr. Rolf Willaredt plant ein neues Unterrichtsprojekt. Diesmal soll es um „Unterrichtstheater“ gehen, verriet er.

Damit Schule Spaß macht, muss der Unterricht spannend sein. Das weiß Dr. Rolf Willaredt, Fachberater für Deutsch und deutschsprachigen Fachunterricht seitens der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), wohl am besten.

Jedes Jahr organisiert Rolf Willaredt Fortbildungsseminare für Lehrkräfte, bei denen neue Unterrichtsmethoden vorgestellt werden. Im vergangenen Jahr ging es um Ökologie und wie dieses Thema im Unterricht eingesetzt werden kann. Nicht nur den Lehrern, sondern auch den teilnehmenden Schülern kam das Seminar zu Gute. Ihre Projekte können sie bei der Prüfung zum Deutschen Sprachdiplom vorstellen.


Nun plant Fachberater Rolf Willaredt ein neues Unterrichtsprojekt, das sich um ein innovatives Konzept dreht. Mehr dazu verriet er der BZ-Redakteurin Raluca Nelepcu in folgendem Interview.


Ihr jüngstes fächerübergreifendes Projekt „Stadt Land Fluss – Deutsch zu Umwelt und Natur“ ging in diesem Frühjahr erfolgreich zu Ende. Wir halten nun die Dokumentation zu diesem Medienprojekt in den Händen. Wem kommt denn diese Sammlung zu Gute?

Diese Dokumentation enthält die Beiträge, die die Schülergruppen aus den verschiedensten DSD-Schulen, aus den Partnerschulen, in das Präsentationsseminar eingebracht haben. Sie haben da unter Umständen wochenlang gearbeitet und haben die Essenz ihrer Beiträge in 15 Minuten zusammengefasst und einem Publikum von 120 Schülern vorgestellt.

Ich glaube, der Nutzen dieses Ganzen liegt schon in dem Prozess vor dieser Veranstaltung, denn die Schüler und Schülerinnen sollten sich mit einem Stoff auseinandersetzen, der im weitesten Sinne die Ökologie, das Zusammenleben in den Städten betrifft und wie es in einer modernen Stadt zugehen könnte.

Es war ja in erster Linie ein Fortbildungsseminar für Lehrkräfte. Was sollte die Lehrerschaft von diesen Seminaren, die Sie jedes Jahr organisieren, mitbekommen?

Die Lehrer und Lehrerinnen sollten sehen, dass man einen Unterricht im Fach Deutsch, aber auch in den deutschsprachigen Fachunterrichten so gestalten kann, dass man mit Exkursionen, die man bewusst einsetzt, auch interdisziplinär zusammenarbeiten kann und eine hohe Motivation unter den Schülern zustande bringt und die Ergebnisse sich sehen lassen.

Aus der Motivation heraus wurde auch sehr tief in die Inhalte hineingegriffen und vieles hervorgeholt, was der Allgemeinbildung nützt, aber auch die Sprache fördert.

Bisher waren es sogenannte Medienseminare, bei denen die Zeitung bzw. das deutsche Radio immer dabei waren. In diesem Herbst wird es etwas anderes geben, und zwar Unterrichtstheater. Was sollten wir uns darunter vorstellen?

Das neue Projekt „Unterrichtstheater“ befasst sich mit dem Unterricht als geschriebenes Theater. Die Schülerschaft und die Lehrkräfte sollen zusammen Unterrichtsstunden entwickeln, die sie komplett fixieren und dann auch spielen. Man kann das anschließend auch als Video präsentieren, aber es soll in 15 Minuten eine Unterrichtsstunde gerafft da sein, d. h. dem Inhalt nach, der im Lehrplan vorgeschrieben ist und in einer Theaterversion, die dann die schriftliche Version zumindest im Vorfeld schult.

Wo wird sich dieses Projekt entfalten?

Ich hoffe, dass die Partnerschulen aus ganz Rumänien daran teilnehmen und einzelne Klassen jeweils vor Ort ihre Stunden schreiben und diskutieren. Am Ende soll in Mediasch wieder ein Präsentationsseminar darüber Auskunft geben, wie diese einzelne Stunden gelaufen sind. Ich denke, damit werden sehr viele Inhalte transportiert und das Theater als solches wird auch noch einen eigenen Inhalt darin darstellen können.

Wie sieht es in diesem Jahr mit der Finanzierung aus?

Die Zentralstelle musste auf Anweisungen des Außenministeriums in Deutschland ein großes Sparjahr hinter sich bringen. Wir haben trotzdem versucht, soweit es geht alle Bestandteile beizubehalten, wir konnten allerdings nicht so die Sache zu Ende finanzieren, wie wir das gerne gehabt hätten. Auch viele Eigenbeteiligungen waren notwendig bei denjenigen, die mitgemacht haben. Aber ich hoffe, dass es im nächsten Jahr, gerade was Unterrichtstheater anbetrifft, aber auch andere Projekte, wieder besser geht, denn die Konjunktur sei ja angesprungen.

Am 5. November findet in Temeswar erneut der Internationale Banater Lehrertag statt. Was ist für dieses Jahr geplant?

Beim Internationalen Banater Lehrertag, der auch die Sitzung der Landesschulkommission beinhaltet, wird zum Ersten, hoffentlich, das Lehrbuch der neunten Klasse  vorgestellt werden können. Zum Zweiten wird das Unterrichtstheater eine Rolle spielen, es soll sich eine Sektion mit diesem Thema befassen und von der Grundschule bis zu den Lyzealklassen sollen die Lehrkräfte darin eingewiesen werden, wie man mit diesem neuen methodischen Thema umgehen kann, damit Unterricht weiterhin spannend bleibt.