Vegetarisch essen in Temeswar und Arad

Kleiner Einblick in den Alltag zweier Vegetarier

Nur Gemüse und Obst: Vegetarier verzichten auf Fleisch weil sie sich gesünder ernähren wollen oder weil sie gegen das Töten von Tieren sind. Foto: Zoltán Pázmány

Kann man ohne Fleisch leben? Ja, es geht, finden viele Menschen, die bekennende Vegetarier sind. Den Entschluss fassen die meisten aufgrund der Überzeugung, dass es falsch ist, Tiere zu ermorden. Es ist nicht der ausschließliche Grund, weshalb manche Menschen ganz auf Fleisch verzichten. Für einige stellt es eine gesündere Alternative dar.

So ganz begreifen können es viele Menschen nicht. Besonders in Rumänien wird man als Vegetarier noch oft im Alltag schief angeschaut. Aber auch in Deutschland, wo inzwischen die Mehrheit verständnisvoller mit dem Thema umgeht, wird noch hier und da die Augenbraue gehoben. Der Kulturweit-Entsandte Moritz Hengel kann das nur bestätigen. „Ich dachte, dass es in Rumänien schwieriger sein wird, als Vegetarier. Aber es ist nur bedingt anders“, so Moritz. Seit fast einem Jahr lebt und arbeitet er in Arad am deutschsprachigen Adam Müller-Guttenbrunn-Lyzeum.

Vor zwei Jahren fasste er den Entschluss, Vegetarier zu werden. In seiner Familie wurde stets weniger Fleisch gegessen und als sich sein kleinerer Bruder schließlich dazu durchgerungen hatte, ganz auf Fleisch zu verzichten, machte es Moritz ihm nach. Inzwischen besteht fast die ganze Familie aus Vegetariern. Da stellt Hannelore Neurohr in ihrer Familie eine Ausnahme dar. Die Redakteurin von Radio Temeswar hat 1999 den Entschluss gefasst, nur noch vegetarisch zu essen. Anfang der 2000er war es in Temeswar nicht leicht für Vegetarier. Besonders, wenn man ausgehen wollte. Die meisten Restaurants bereiteten keine vegetarischen Gerichte zu und servierten auch Beilagen wie Kartoffeln oder Salat nicht separat. Oft musste sie das Essen mit ihrem Ehemann teilen. Er kriegte das Fleisch und sie die Beilage. Inzwischen finden sich auf den Speisekarten der meisten Restaurants in Temeswar auch vegetarische Gerichte. Es gibt weiterhin aber auch Ausnahmen. Und das nicht nur in rumänischen Städten wie Arad und Temeswar, sondern auch in deutschen. In Deutschland würden besonders griechische Restaurants keine Gerichte für Vegetarier servieren.

Auch, wer gerne Fast Food isst, hat es als Vegetarier schwieriger. Hannelore Neurohr schwört auf Falafel. Die frittierten Bällchen aus pürierten Bohnen oder Kichererbsen, Kräutern und Gewürzen sind für sie die einzige Speise, die sie in einem Shaworma-Laden bestellen könnte. Moritz ist da erfinderischer: Er verlangt oft eine Shaworma mit allem drum und dran, bittet aber den Verkäufer, er solle das Fleisch weglassen. Zwar würde man ihn oft komisch anschauen, jedoch würde der Verkäufer ihm den Wunsch auch nicht abschlagen wollen.

Am einfachsten bleibt es für Vegetarier, wenn sie sich selber das Essen zubereiten. Als Mutter und Hausfrau stößt Hannelore Neurohr hier auf kleine Hindernisse. Sie muss meist das Essen doppelt zubereiten oder zumindest so, dass ihre Tochter und ihr Mann Fleisch essen können, und sie vegetarisch. „In der Regel essen wir nicht viel Fleisch“, meint Neurohr. „Meine Tochter isst gerne Hühnerfleisch oder Fisch. Suppen mit Fleisch werden nie zubereitet.“ 

Auf spezielle Tiefkühlgerichte schwören weder Moritz Hengel, noch Hannelore Neurohr. Obwohl sich die beiden ab und zu was aus dem Supermarkt kaufen. Hengel meist vegetarische Schnitzel, Neurohr Falafel. Spezielle Restaurants, wo nur vegetarisches Essen serviert wird, gibt es in Arad keine und in Temeswar einen. Das Restaurant für Vegetarier in Temeswar wird besonders von Ausländern, vorwiegend Deutschen besucht. Aber auch viele Temeswarer gehen immer öfters in das Lokal, wo Fleisch vehement von der Speisekarte gestrichen wird.