Vom Michl Vetter bis zum Willy Brandt

Wer war wer? Pseudonyme, Künstlernamen, falsche Namen (II. Teil)

Der aus Lugosch stammende und in Deutschland lebende Freddy Stauber trat als Sänger unter dem Künstlernamen Julian Sander auf. Foto: privat

Einer der besonderen Fälle gibt der berühmte deutsche Autor von Abenteuer- und Reiseromanen Karl May (1842-1912), etwa 200 Millionen Exemplare weltweit veröffentlicht, ab. Eigentlich mit bürgerlichem Namen Karl Friedrich May probte er bis 1870 die ganze Sache mit den falschen Namen erst als Dieb und gewiefter Betrüger und Hochstapler aus. Mit gewissem Erfolg. Es brachte ihm aber auch mehrere Jahre Zuchthaus ein. So nannte er sich u.a. Dr.med. Heilig, Albin Wadenbach oder Polizeileutnant von Wolframsdorf. Er konnte auch als Schriftsteller nicht die Finger davon lassen, so unterzeichnete er seine Werke als Muhamel Lautreamont, Ernst von Linden, Richard Plöhm, M. Gisela oder Emma Pollmer. Auch als Hotelgast spielte er gern abenteuerlich, wie in seinen exotischen Reiseromanen „Von Bagdad bis Stambul“ oder „Durch das wilde Kurdistan“, er schrieb sich u.a. als Dr. Karl Friedrich ins Hotelbuch ein.

Der deutsche Autor Kurt Tucholsky unterschrieb bekanntlich je nach dem Thema seiner Werke mit Ignaz Wrobel, Peter Panter oder Theobald Tiger.

Auch Ex-US-Präsident Bill Clinton spielte Travestie

Hier weitere weltberühmte Pseudonyme, deren bürgerliche Namen fast alle in den Wogen der Geschichte untergegangen sind: Die französische Autorin und Vielschreiberin (180 Bücher) George Sand kämpfte mit allen Mitteln für die Emanzipation der Frau im 19.Jahrhundert: Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil, trank Scharfes,  rauchte Zigarren, trug Männerkleidung, sie unterzeichnete mit dem Namen eines Mannes, was damals nicht allen gefiel. Die englischen Schriftsteller- Schwestern Bronte, das heißt Anne Bronte (Acton Bell), und Emily Bronte (Ellis Bell), Charlotte Bronte (Currer Bell) , die u.a. berühmte Romane der Weltliteratur wie „Anne Grey“, “Sturmhöhe“ oder „Jane Eyre“ schufen, hätten in ihrer Epoche kaum mit ihren bürgerlichen Namen publizieren können. Hier weitere berühmte Pseudonyme, die vielen ihrer Leser gar nicht bekannt sind:  Hans Fallada (Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen) Knut Hamsun (Knud Pedersen), Oscar Wilde (Fingal O Flaherty Wills), Heinz G. Konsalik (Heinz Günther).

Es könnten noch viele andere falsche Namen folgen, die jedoch nach Jahrhunderten berühmt und geehrt werden. So Moliere, Novalis, George Eliot, Joseph Conrad, George Orwell. Es gibt auch meisterhafte Tarnungen: In manchen Fällen (B. Traven) war es unmöglich den wahren Namen herauszufinden. Es schadete weder dem Autor noch seinem Werk, im Gegenteil, könnte man auch sagen.

Heutzutage ist es in gewissen Branchen, die stets im Rampenlicht und stark unter dem Druck der Öffentlichkeit stehen, ein Muss diese Travestie zuspielen, was in manchen Fällen sogar stärker als die jeweiligen Talente in die Waage fällt, den bürgerlichen Namen für eine Kariere loszukriegen. Hollywood ist ein Paradebeispiel, wie auch der Name dazu beiträgt, zu Erfolg, Ruhm und Reichtum zu kommen. Fast alle Prominente, ob Sterne oder Sternchen, spielten und spielen dieses Spiel. So die Legende Marilyn Monroe (Norma Jean Mortensen Baker),Tina Turner (Anna Mae Bullock), Klaus Kinski (Nikolaus Günther Nakszynski), Falco (Johann Hölzl) oder Freddy Quinn (Franz Eugen Helmut Manfred Niedl-Petz) und Udo Jürgens (Udo Jürgen Bockelmann). Mitgespielt haben aber auch schon etliche Weltpolitiker. Wer denkt bei dem Altkanzler Willi Brandt z.B. an seinen braven bürgerlichen Namen Herbert Ernst Karl Frohm oder bei dem Ex-US-Präsident Bill Clinton an William Jefferson Blythe?

Dokumentation: Balthasar Waitz