Von Taizé nach Temeswar

Ökumenisches Gebet im Salvatorianer-Kloster

„Taizé ist eine Bewegung, die Grenzen, Konfessionen und Kulturen überschreitet“, so Peter Fendel.

Es ist ein warmer Winterabend. Kerzen brennen auf den Treppen, die zum Eingang des Klosters führen und entlang des Korridors, bis in den Raum, in dem das Gebet stattfindet. Ungefähr 20 Jugendliche und junge Erwachsene treffen sich zum monatlichen Taizé-Gebet im Salvatorianer-Kloster neben der zweitürmigen römisch-katholischen Kirche in der Elisabethstadt von Temeswar/Timisoara.

Sie singen Lieder und rezitieren kurze, kontemplative Gebete, ungefähr eine Stunde lang. Das Besondere dabei: die Konfession spielt hier keine Rolle. Ob katholisch, orthodox, evangelisch – alle sind willkommen, genauso wie es 1940 Frère Roger, Sohn eines Schweizer Pastors, wollte. Inmitten der Ereignisse des zweiten Weltkrieges ließ er sich im Dorf Taizé (in Burgund, Frankreich) nieder und machte daraus eine Stätte des Gebets und der Aussöhnung zwischen allen Menschen christlichen Glaubens. In der dortigen ökumenischen Gemeinschaft leben heute katholische und evangelische Männer aus über 25 Ländern unter der Leitung eines Priors, in Ehelosigkeit und materieller Gütergemeinschaft.

2013 brachten zwei Jesuit Volunteers/Jesuiten-Freiwillige, Elisabeth Langner (27) und Peter Fendel (29), die Taizé-Tradition nach Temeswar, als sie hier ihr Freiwilligenjahr verbrachten. „Taizé ist für uns schon seit langem ein sehr wichtiger Ort. Wir waren oft dort und die Art und Weise, wie dort der Glaube gelebt wird, hat uns tief geprägt“, so Peter Fendel in einem Brief an seine Glaubenskollegen aus Temeswar. „Als wir ein Jahr lang als Freiwillige bei der Caritas in Timi{oara waren, kam uns der Gedanke, dass diese Art, den Glauben zu leben und zu beten, auch für die Menschen dort gut sein könnte“, führt er weiter fort. Ihr Freiwilligenjahr ging 2014 zu Ende, doch die Gebete sind geblieben und werden jetzt von Sorin Vrânceanu SDS, unterstützt von Cesar Bistriceanu beim Auswählen der Texte, geleitet. Genau wie am Anfang blieb deren Ziel, „das Verbinden der Spiritualität mit der Zusammenarbeit in einer Gruppe“, so Cesar Bistriceanu. Von Anfang an haben die Veranstalter versucht, die Jugendlichen selber mit in die Organisierung einzubeziehen: von den Vorbereitungen, Teekochen, bis hin zur Klavierbegleitung. Nach mehreren Gebeten, während denen sich langsam eine Gemeinschaft abzeichnete, organisierten sie sogar eine Fahrt nach Taizé, Frankreich.

„Nach der Taizé-Fahrt sind wir beide (Anm.d.Red.: Elisabeth Langner und Peter Fendel) nach Deutschland zurückgekehrt. Wir wussten nicht, ob die Gebete weitergehen würden und, ehrlich gesagt, war das auch von Anfang an nicht unser erklärtes Ziel gewesen“, so Peter Fendel. Doch es ist wahrhaftig so passiert. Die Veranstaltungen finden weiterhin im Salvatorianer-Kloster statt. Gewöhnlich am letzten Freitag im Monat. Es wird in mehreren Sprachen gebetet – möglichst in allen Muttersprachen der Teilnehmenden: Rumänisch, Ungarisch, Deutsch, Slowakisch, Kroatisch, English. Sogar ein indischer Dialekt war dabei, als eine Salvatorianerin aus Indien bei den ersten Veranstaltungen mitgemacht hatte. „Wir freuen uns sehr, zu sehen, dass die Gruppe in Temeswar die Begeisterung, die sich im Sommer entfacht hat, nun eigenständig weiter trägt und die Taizé-Gebete zu ‘ihrem Kind’ gemacht hat“, so Peter Fendel. Mehr Infos dazu auf der Facebook-Seite ‘Taizé in Timisoara‘. Die Gebete werden beim Eingang in die römisch-katholische Kirche in der Elisabethstadt angekündigt.