Weiterhin ein Problemfall des Denkmalschutzes

Sanierung des alten Kurbads Herkulesbad kommt nur schleppend voran

Außenansicht der verfallenden Kaiserbäder. Im Hintergrund die gusseiserne Brücke, die zur Empfangshalle, der Neptun-Rotonde führt. Alle Aufnahmen stammen vom Herbst 2014.

Eines der Bäder. Im Hintergrund sieht mn die Folgen eines Felssturzes

Der vandalisierte Majolika-Brunnen mitten in der Neptun-Rotonde

Die letzte Renovierung der um 1867 gebauten Kaiserbäder fand 2005 auf Staatskosten statt. Dann wurden auch die Inschriften erneuert, die von römischen Votivtafeln stammen und die einzelnen Bäderabteilungen strukturierten (Wortlaut etwa: „Herkules gewidmet für die Gesundheit des Kaisers Marcus Aurelius Antonius Pius Augustus und der Frau Iulia Augusta, Mutter des Kaisers und des Castrums unter väterlicher Obhut der Julier, für Syntrophius“) Das Castrum war AD MEDIAM, das heutige Mehadia.
Fotos: Werner Kremm

Wie groß das Interesse des Kreisrats für den Erhalt von denkmalgeschützten Immobilien ist, zeigt schon die Tatsache, dass es mindestens zwei Fälle pro Jahr gibt, wo das Kreisparlament per Mehrheitsentscheidung auf sein Vorkaufsrecht für solcherart Bauten verzichtet – mit denen man sich andrerseits als „Zeugnisse glorreicher Vergangenheit“ brüstet. Zugegeben: die denkmalgeschützten Bauten, auf die es ankommt – etwa in Orawitza oder Herkulesbad/Băile Herculane, Industriearchitektur und Grubenbauten – sind in der Regel so stark vernachlässigt, dass unter Umständen ihre Sanierung die Kosten eines Neubaus überschreitet.

 

Der jüngste Bericht der Kreisdirektion Karasch-Severin für Kultur und Kulturgut konzentriert sich auf den Bade- und Luftkurort im Cerna-Tal, einer der malerischsten und heute in seinem „imperialen Teil“ heruntergekommensten Kurorte Rumäniens. „Die Denkmäler der Ortschaft sind seit etwa einem Jahrhundert in den heutigen Verfallszustand getreten“, heißt es im Bericht, „bereits mit Ende des ersten Weltkriegs, genauer: seit 1919. Der Zusammenbruch Österreich-Ungarns und der darauf folgende Besitzerwechsel in Herkulesbad fällt mit dem Beginn des Verfalls zusammen.“ Die staatliche Institution nennt in ihrem Bericht an den Staat den wahren Schuldigen nicht wörtlich: den rumänischen Staat, der ein Maximum an Profit aus dem ihm praktisch in den Schoß Gefallenen herausholen wollte, aber kaum etwas für dessen Erhalt getan hat.

In kommunistischer Zeit änderte sich in dieser Hinsicht nichts. Lieber schloss man ganze Hotel-Gebäude aus dem 19. Jahrhundert und ließ ihr Ausrauben hinsichtlich Originalmöbeln, -spiegeln, -gemälden und Ausstattungsgegenständen stillschweigend zu. Ein Teil der Ausstattung des „Kaiserzimmers“ im ehemaligen „Kronprinz Rudolf“/“Traian“-Hotel wurde höchst offiziell in eine der „Dienstvillen“ Ceauşescus abtransportiert – kam aber nie dort an, so eine der Ortslegenden. Dem vermutlichen Diebesgut ist nie nachgespürt worden...

 

Tourismusminister mit Freundschaftsgeste

Den schlimmsten Schlag aber verpasste Herkulesbad Dan Matei Agathon, unter Regierungschef Adrian Năstase (2000-2004) Tourismusminister, der den ganzen historischen Teil des Kurorts einem der schmierigsten und skrupellosesten Geschäftsleute der Nachwendezeit, seinem PSD-Parteikollegen Iosif Armaş unter bis heute nicht vollständig öffentlich gemachten Umständen überließ, als Freundschaftsgeste, sozusagen. Mit Arma{ als Besitzer begann der gezielte Verfall des Kurorts, wohl mit dem Ziel, den historischen Kern abzureißen und als teuersten Baugrund des Banater Berglands zu verkaufen.

So weit kam es nicht. „Erst vor vier Jahren“, so der Bericht der Kultur- und Denkmalbehörde, „wurden die diversen Immobilien, Schmuckstücke der historischen Badearchitektur, zum Besitz von Geschäftsleuten, die fähig und willig scheinen, sie zu restaurieren. Auch wenn uns der Restaurierungsrhythmus gemächlich scheint – was angesichts des Zerfallszustands nicht weiter wundern sollte – kann eine gründliche Restaurierung nicht in allerterem Rhythmus geschehen.“

 

Jetzt entsteht der Raumordnungsplan

Ihre Institution verfolge sehr aufmerksam die Restaurierungen, versichert die heutige Leiterin des Kulturamts, Dr. Liubi]a Raichici, und sie stelle auch die nötige Logistik zur Verfügung, wenn es um die Erlangung von Genehmigungen geht. Andrerseits habe man nicht gezögert, Strafgelder – etwa ans Rathaus Herkulesbad – auszuteilen, wenn etwas drohte, schiefzulaufen.

Der Raumordnungsplan für Herkulesbad wird gegenwärtig – mit mehrjähriger Verzögerung – von einem Fachleuteteam ausgearbeitet. „Wir unterstreichen“, so der Behördenbericht, „dass ein Hauptproblem in diesem Bade- und Luftkurort das Fehlen von Parkplätzen ist.“ Bei einer gegenwärtigen Aufnahmekapazität der Hotels von mehr als 6000 Betten pro Kurserie (weiterhin werden private Hotels und Pensionen gebaut bzw. langsam, aber kontinuierlich die sanierten alten wieder geöffnet) und bei der zunehmenden Tendenz, mit dem eigenen Fahrzeug anzureisen, wird es in der Talstadt eng und enger. „Auch der Zugang mittels Fahrzeugen zu den historischen Denkmälern ist überall erschwert“, konstatiert die Behörde. „Aber das Team, das den Raumordnungsplan ausarbeitet, richtet seine Aufmerksamkeit auch auf Fragen des Status´ und des Zustands der immobiliären Netzwerke, auf Landschaftsgestaltung im Umfeld der denkmalgeschützten Bauten etc.“ Deshalb haben die Behörde und das Kulturministerium auch Arbeiten im Zentralpark autorisiert: Neugestaltung der Alleen, komplexe Landschaftsgestaltung des Raums, Erneuerung der Beleuchtung, neue Parkmöbel, Wiederinbetriebnahme des artesischen Brunnens.

 

Achillesferse Neptunbad

Dass das historische Casino als Herzstück des Parks restauriert wird, darüber wurde hier berichtet. Immer schlimmer ist es allerdings um das Neptun-Bad bestellt, die ehemaligen „Kaiser-Bäder“ am rechten Cerna-Ufer. Seit der Kreisrat Karasch-Severin auf sein Vorkaufsrecht für diese historische Bäderzeile verzichtet hat, sind sie in der Verwaltung der Stadt Herkulesbad. Ein Teil der Dächer ist eingestürzt, Felsschläge drücken von der bergwärtigen Seite auf Fenster und Stützmauern. Die Neptun-Rotonde, die ehemalige Empfangshalle der Kaiserbäder, mit ihrem Majolika-Brunnen, wo vor 20 Jahren noch Ausstellungen organisiert wurden, dürfte den anstehenden Winter nicht unbeschadet widerstehen, nachdem menschliche Vandalisierer überall bereits durchgezogen sind.

Zum gegenwärtigen Stand der Dinge hier: die Stadtverwaltung fordert vom Kreisrat das offizielle Abtreten des Vorkaufsrechts an sie, denn sie habe Anfragen von Investoren, die das Kaiserbad wieder in Schuss bringen möchten. Und können.