Weltmusik in Temeswar

Das Plai-Festival: Ein Blick hinter die Kulissen

Eine Prämiere in Rumänien: Tito Paris brachte die Musik des afrikanischen Inselstaats Kap Verde nach Temeswar.

Kinder erlernen die deutsche Sprache spielend am Infostand des Deutschen Kulturzentrums. Foto: Zoltán Pázmány

Zwei Bühnen mit ungefähr 20 Musik- und Tanz-Vorführungen, 45 Kulturpartner, die mehr als 200 Aktivitäten veranstaltet haben und ungefähr 9.000 Personen im Publikum während den drei Tagen – das ist Plai 2014 zusammengefasst. Allerdings kann das Kunst- und Musik-Festival, das dieses Jahr zum neunten Mal stattfand, nicht in Statistiken und Zahlen beschrieben werden: „Die Energie, die von den unzähligen Menschen, die mitmachen, ausgestrahlt wird, das kann ganz schwer in Wörtern beschrieben werden“, so Andreea Iager-Tako, Mitgründerin und Freiwillige beim Plai-Festival. Die Motivation der ungefähr 80 Freiwilligen, die dieses Festival ermöglichen, liegt genau darin, „lächelnde Menschen zu sehen und ihren Enthusiasmus zu spüren“, denn Plai ist das größte World-Musik-Festival in Europa, das ausschließlich von Freiwilligen veranstaltet wird.

 

Schwerpunkt: Folklore

Wie jedes Jahr fand das Festival erneut im Temeswarer Dorfmuseum statt. Die türkisch-französische Band Light in Babylon war Gast-Band – an allen drei Tagen haben sie Lieder über die Traditionen Istanbuls und der Jüdischen Gemeinschaft gespielt. Die rumänische Band Balako bringt Jazz, balkanische Folklore und Latino-Rhythmen zusammen. Von Salao durfte das Publikum mehr über den katalanischen Flamenco lernen und von Tito Paris über die traditionelle Musik aus Kap Verde. Die portugiesische Sängerin Carminho füllte das Dorfmuseum mit ihrer gefühlvollen Fado-Musik und die rumänische Band Subcarpa]i beendete das Festival am Sonntag, mit einem energiegeladenen Konzert von Elektro, Hiphop und rumänischer Folklore. Es standen 30 Musiker auf der Bühne, vereint durch das Projekt „Subcarpa]i + Orchestra“. Schon  seit 2012 in der Planung, ging es dieses Jahr in Erfüllung.

„Heuer war das Festival 100 Prozent Plai“, so Oltea Zambori, Zuständige für die Presse-Arbeit und natürlich ebenfalls Freiwillige. Den Veranstaltern nach, soll das Plai-Publikum nicht nur für eine einzige Band zum Festival kommen, sondern für das ganze Paket. Sie sollen sowohl an den verschiedenen Workshops teilnehmen, als auch die unterschiedlichen Bands kennenlernen. Das meint man mit „100 Prozent Plai“. Die Teilnehmer sollen Spaß am Entdecken neuer Musik, Aktivitäten und besonders, neuer Menschen, haben. Bei der Planung des Musikprogramms beteiligen sich alle. Jeder der Freiwilligen und sogar jeder, der an Plai interessiert ist, kann Vorschläge machen, welche Musiker sie im kommenden Jahr auf der Bühne sehen möchten. Auf Facebook oder auf der E-Mail Adresse pr@plai.ro können die Vorschläge eingereicht werden. Diese werden danach gemeinsam besprochen. „Das Programm ist genauso vielfältig, wie wir es auch sind“ erklärt die Mitgründerin des Festivals.

 

Gearbeitet wird ein ganzes Jahr lang

„Die drei Tage sind jetzt vorbei, aber für uns endet das Festival nicht hier“, so Andreea Iager-Tako. Während den nächsten zwei Wochen muss das Dorfmuseum geräumt und eine Feedback-Session gehalten werden. Diese soll den Veranstaltern helfen, sich von Jahr zu Jahr organisatorisch zu verbessern. Schließlich ist bald das zehnjährige Jubiläum da und darauf bereiten sie sich jetzt schon vor. Im Oktober fängt die Planung für das nächste Festival an. Besonders die Finanzierungsprojekte müssen jetzt schon geschrieben werden, denn die Sponsoren müssen ein Jahr früher wissen, wieviel für Plai ausgegeben wird.

„Die freiwillige Arbeit wird bei Plai ganz ernst genommen“, so Andreea Iager-Tako, denn sonst kann so ein großes Festival nicht funktionieren. Damit alles klappt, haben sich die Freiwilligen in vier Abteilungen eingeteilt: Kultur, Marketing, Logistik und Finanzen. Jede Abteilung hat einen Teamleader. Alle stehen jedoch auch in Verbindung mit Norbert Tako und Andreea Iager-Tako, die vor neun Jahren das Festival gründeten. „Plai funktioniert, weil niemand alleine mit seinen Schwierigkeiten bleibt“, so Oltea Zambori und erklärt, dass auf diese Weise jedes Problem ganz einfach gelöst werden kann. „Man weiß, dass einem geholfen wird, wenn man verzweifelt ist“, ergänzt sie. Dieses Gefühl hatten die Veranstalter vor kurzem, als einer der Musiker aus Gesundheitsgründen seinen Auftritt absagen musste. Trotz Panik, haben sie es geschafft, im letzten Moment einen anderen Künstler zu finden, und so trat am Samstag der spanische Flamenco Sänger Salao auf, anstatt Duquende.

Trotz schlechtem Wetter haben auch dieses Jahr einige Teilnehmer im Dorfmuseum gezeltet und dort übernachtet. „Als ich sie gesehen habe, wie sie von den Zelten zur Bühne kamen, als sie Salaos Stimme hörten, das war für mich persönlich einer der Momente, an dem ich mich glücklich und zufrieden gefühlt habe“ erklärt Oltea Zambori ihre Motivation Jahr für Jahr bei Plai als Freiwillige mitzumachen. Plai, als Organisation, bleibt für alle offen. Wer mitmachen möchte, kann ganz einfach auf Facebook oder unter pr@plai.ro mit den Veranstaltern Kontakt aufnehmen.