Wenn geistige Brillanz zur Last wird

Zwei neue Premieren im Temeswarer Nationaltheater

Călin Stanciu Jr. wird in die Rolle des Franzosen Antoine schlüpfen, der von seiner Vergeistigung genug hat und sich entscheidet, dumm zu werden. Foto: Das Nationaltheater Temeswar

Temeswar – Das Temeswarer Nationaltheater macht Appetit auf Kultur: Zweite Theaterkasse eröffnet, steigende Zuschauerzahlen und doppelt so viele Vorstellungen im Monat, so die Bilanz für 2011. Rund 33.000 Zuschauer zählte das Theater im Jahr 2011, mehr als doppelt so viel im Vergleich zu 2010, als sich rund 14.000 Temeswarer für einen Theaterbesuch entschieden haben. Auch die Zahl der monatlichen Aufführungen hat sich verdoppelt: 2010 waren durchschnittlich 12 Vorstellungen im Monat vorgesehen, nun werden monatlich rund 22 Aufführungen präsentiert. Derzeit wird an zwei neuen Premieren geprobt: „Antoine oder die Idiotie“ von Martin Page und „Kopenhagen“ von Michael Frayn.

 

Dumm, aber glücklich - ein platter Spruch oder stimmt das? Was tun, wenn einem die Intelligenz zur Last wird? Witzig verpackt soll diese ernste Frage dem Zuschauer in einer neuen Produktion des Temeswarer Nationaltheaters gestellt werden. „Antoine oder die Idiotie“ betitelt sich die neue Aufführung, die am Freitag, den 24. Februar, um 19 Uhr, im Studiosaal 5 Premiere feiert.


Das Theaterstück basiert auf dem gleichnamigen Roman des französischen Schriftstellers Martin Page, der seinen Lesern damit, auf humorvolle Weise, den Spiegel einer immer wieder auf Leistung und Konsum orientierten Welt vorhält.


Antoine (Călin Stanciu Jr.) ist unzufrieden mit seinem Leben und hat genug von seiner Intelligenz, die anscheinend Schuld an seinem Unglück, seiner Einsamkeit und seiner Armut ist. Also entscheidet er sich für die Dummheit. Er nimmt sich vor, seine Intelligenz wie eine Krankheit auszutreiben, weiß aber nicht genau, wie er handeln soll. Bei McDonalds essen? Alkoholiker werden oder im Fitnessstudio Muskeln ansetzen? Ein Wahnsinn wird ausgelöst. Worauf er damit abzielt, weiß Antoine selbst nicht. Es spielen noch: Victor Manovici, Victoria Rusu und Alina Chelba.


Die zweite Premiere am Nationaltheater heißt „Kopenhagen“ von Michael Frayn. Die Aufführung unter der Spielleitung von Adrian Tamaş wird am Samstag, den 25. Februar, um 19 Uhr, Premiere feiern. Es spielen Ramona Dumitrean, Ion Rizea und Ionuţ Caraş. Das Drei-Personen-Stück handelt vom historischen Treffen der beiden Physiker Werner Heisenberg und Niels Bohr sowie dessen Frau Margrethe 1941 in Kopenhagen. Die Begegnung fand im Rahmen einer von den Nazis organisierten Konferenz statt und führte zu einer Verstimmung zwischen den beiden. Niemand weiß aber genau, was den Konflikt ausgelöst hat.

Und eben dieses Nichtwissen ist Ausgangspunkt in Michael Frayns Stück: Der Schriftsteller spielt mehrere mögliche Szenarien dieser Begegnung durch. Dabei überträgt er Konzepte der Quantenmechanik, an deren Entwicklung Heisenberg beteiligt war, auf die Bühne und wirft somit die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft sowie nach der Wahrscheinlichkeit bzw. Unausweichlichkeit verschiedener Interpretationen eines Ereignisses auf. Frayn löste damit eine historische Debatte über die Rolle Heisenbergs im Nuklearprogramm des Dritten Reichs, dem so genannten Uranprojekt, aus.