Werkstatt noch in der Ausschreibungsphase

Deutscher Botschafter besuchte das Ferdinand-Kolleg

Der deutsche Botschafter Werner Hans Lauk (links) und Peter Hochmuth bei den Gesprächen im Temeswarer Ferdinand-Kolleg
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar – Das Fehlen von Lehrplänen auf westeuropäischem Niveau und einer modern ausgestatteten Werkstatt ist das dringendste Problem, mit dem sich das duale Berufsausbildungssystem am Technischen Ferdinand-Kolleg in Temeswar/Timişoara aktuell auseinandersetzt. Angesprochen wurde es beim jüngsten Banat-Besuch des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, Werner Hans Lauk, der in Begleitung von Konsul Rolf Maruhn ein Gespräch mit der Schulleitung führte. Mit dabei waren der Vorsitzende des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs „Banat“, Peter Hochmuth, dessen Institution sich schon seit mehren Jahren für die duale Berufsausbildung stark macht, und Christian von Albrichsfeld, Geschäftsführer und Entwicklungsleiter von Continental Rumänien.

„Seit über einem Jahr planen wir, hier eine neue Werkstatt einzurichten. Die Baupläne wurden bei der Stadt eingereicht, das Budget ist da, aber es zieht sich alles sehr stark hin“, sagte Christian von Albrichsfeld, dessen Unternehmen das Temeswarer Pilotprojekt zur dualen Ausbildung im Januar 2012 gestartete. Das Werkstattgebäude befände sich aktuell in der Ausschreibungsphase – es hänge von den Verantwortlichen im Temeswarer Rathaus ab, ob mit den Bauarbeiten Anfang 2016 begonnen werden kann oder nicht. Das Fehlen von aktualisierten Curricula sei landesweit ein Problem. „Die Vorschläge liegen seit einem halben Jahr in Bukarest zur Bearbeitung. Das Thema drückt uns, denn wir wollen mit aktuellem Lehrstoff und mit aktuellen Schulbüchern unterrichten“, sagte von Albrichsfeld. Auch Ausbildungskräfte in den Unternehmen seien künftig notwendig – qualifizierte Meister also, die Lehrlinge unterrichten könnten.

Der deutsche Botschafter zeigte sich interessiert am Übergang vom technischen Unterricht zum dualen System. Schulleiter Gheorghe Bloancă hob hervor, dass sich die Schüler, die im dualen System unterrichtet werden, einer besonderen Anerkennung seitens ihrer Kollegen erfreuen, denn sie bekommen ein Stipendium und sie haben nach dem Schulabschluss die Garantie eines Arbeitsplatzes. „Ein Schüler ließ sich in der zehnten Klasse in eine Klasse mit dualem Unterricht transferieren“, sagte Bloancă.

„In Rumänien gibt es einen hohe Zahl von Lyzeumsabsolventen, die ihren beruflichen Werdegang nur in einem Hochschulabschluss sieht. Doch keine Gesellschaft braucht nur Hochschulabsolventen“, betonte Botschafter Lauk. In Deutschland würden 40 Prozent der Schulabsolventen ein Hochschulstudium anstreben – in Rumänien seien es 80 Prozent, sagte der Botschafter. Die gesellschaftliche Akzeptanz der qualifizierten Berufe sei allerdings in Rumänien weitestgehend recht gering, ließ Lauk erkennen.

In Rumänien gibt es fünf Leuchtturmprojekte zur Wiederbelebung von Berufsschulen. Diese sind in Kronstadt/Bra{ov, Hermannstadt/Sibiu, Mühlbach/Sebeş, Arad und Temeswar angesiedelt. In Temeswar startete das Projekt 2012 mit einer einzigen Klasse mit 17 Schülern, die von Continental gefördert wurde. Anfang dieses Schuljahres haben zwei Parallelklassen mit 56 Schülern begonnen und es sind neun Firmen, die das duale Ausbildungssystem in Temeswar unterstützen. Im kommenden Jahr soll eine weitere Klasse hinzukommen, so dass es künftig insgesamt neun Klassen mit dualer Berufsausbildung am Ferdinand-Kolleg geben wird. In diesen Klassen werden Elektromechaniker, Elektriker und CNC-Maschinen-Bediener ausgebildet. In Temeswar gibt es neben der Ferdinand-Schule auch noch das I.C.Brătianu-Kolleg, an dem im dualen System nach deutschem Muster unterrichtet wird.