Wohin (nicht mehr) zu Zeiten von Corona

Google-Studie über Fortbewegung – drei Kreise im Vergleich

In anderen Jahren gab es um diese Zeit volle Straßencafés und Parks. Foto: Zoltán Pázmány

In diesem Jahr sind die sonst stark besuchten Areale auf dem Dom- bzw. Opernplatz meist menschenleer. Foto: Siegfried Thiel

Im April hat Google einige Daten bekannt gemacht, die aufzeigen, wie sich die Fortbewegung von Menschen am Anfang der Corona-Pandemie in verschiedenen Ländern verändert hat. Diese geben einige Aufschlüsse über Verhaltensänderungen und auch über die Einhaltung der von den Autoritäten angeordneten Einschränkungen. Die landesweiten Daten wurden schon bekannt gemacht. Wie die Situation in den Kreisen Temesch, Arad und Karasch-Severin aussieht, wollen wir nun unseren Lesern aufzeigen.

Die Zeitspanne, in der die Daten erhoben wurden, ist 16. Februar - 29. März. Zur Erinnerung: So sehen landesweit die Daten aus: Im Vergleich zum 16. Februar ist bis Ende März die Fortbewegung zum Zweck der Ausübung von Freizeit- und Erholungsaktivitäten um 81 Prozent gefallen. Damit sind Restaurants, Cafés, Shopping Centers, thematische Freizeitparks, Museen, Bibliotheken und Kinos gemeint. Auch der Besuch der Supermärkte, Lebensmittelläden, Marktplätze, Apotheken und Drogerien ist gefallen, aber nicht so drastisch: um 53 Prozent. Um 60 Prozent sind auch die Besuche von Nationalparks, öffentlichen Stränden, Stadtparks u.ä. gefallen. Die öffentlichen Verkehrshubs wie die U-Bahn, Bus- oder Zughaltestellen werden um 72 Prozent weniger aufgesucht. Um 39 Prozent ist der Verkehr Richtung Arbeitsplatz gefallen. Der einzige wachsende Trend betrifft die Fortbewegung in den Wohnvierteln, diese ist um 15 Prozent gestiegen.

Wie sehen nun die Zahlen für die drei Kreise aus, die wir präsentieren wollen: Was der Verkehr für Freizeit- und Erholungsaktivitäten (Kino und Co.) betrifft, so liegen die Zahlen unter dem Landesdurchschnitt in allen drei Kreisen, aber stärker unter dem Durchschnitt im Kreis Karasch-Severin („nur“ um 77 Prozent gefallen). Im Kreis Temesch beträgt er 83 Prozent, im Kreis Arad 81 Prozent. Was das Ausgehen zum Zweck von Kauf von Lebens- und Arzneimitteln betrifft sind die Zahlen fast gleich: Um 55 Prozent weniger im Kreis Arad, um 54 Prozent im Kreis Temesch und um 56 Prozent im Kreis Karasch-Severin.

Nicht ohne meinen Spaziergang

Einen nennenswerten Unterschied merkt man im fallenden Trend der in Parks abgestatteten Besuche. Die Arader scheinen nur ungern auf diese zu verzichten (zur Anmerkung die Parkbesuche waren noch erlaubt, die Parks nicht geschlossen). Die Parkbesuche sind im Kreis Arad um 45 Prozent gefallen, im Kreis Karasch-Severin um 53 Prozent während im Kreis Temesch die Zahl viel größer ist: 77 Prozent. Ob es daran liegt, dass die Stadt Arad mit der Maroschau und dem Ceala-Wald sowie den Marosch-Inseln als großflächige Freizeitgenüsse am Wochenende Platz genug geboten hat, damit man sich nicht nahekam und doch im Freien war? Vielleicht sollte das ein Ansporn sein, dass die Stadtväter in mehreren Städten an die Errichtung größerer Parkanlagen denken.

Was der Verkehr durch die Transportknoten betrifft, scheinen die Bewohner des Kreises Temesch eher auf den öffentlichen Transport zu verzichten: Der Verkehr durch diese Knotenpunkte ist in den Kreisen Arad und Karasch-Severin um 69 Prozent gefallen, im Kreis Temesch sogar um 74 Prozent. Sind mehr Menschen zu Hause geblieben? Oder haben sich mehr für den PKW entschieden? Beides trifft zu.

Man könnte sich auch die Anzahl der Schüler aus den drei Kreisen anschauen, die zum Teil zumindest auch mit öffentlichen Transportmitteln fahren: 89.990 sind im Kreis Temesch, 63.644 im Kreis Arad und 37.500 im Kreis Karasch-Severin im Schuljahr 2019/2020 eingeschrieben. Diese sind seit dem 11. März zu Hause geblieben. Auch bei den Studenten ist es nicht viel anders.

Zu Hause bleiben – zwischen Wollen und Müssen

Nicht zuletzt geben folgende Zahlen Aufschluss, denn Richtung Arbeitsplatz verkehren nun tatsächlich weniger Leute im Kreis Temesch als in den anderen beiden Kreisen: Dieser Verkehr ist hier um 42 Prozent gefallen, inden Kreisen Arad und Karasch-Severin um 38 bzw. um 41 Prozent. Also sind tatsächlich zum Teil mehr Leute zu Hause geblieben.

Für das Fallen des Verkehrs Richtung Arbeitsplatz gibt es aber zwei triftige Gründe und sie widerspiegeln entgegengesetzte Sachlagen: Einerseits sind es die Arbeitnehmer, die im Home Office oder Teleworking-System arbeiten oder online eben, egal welche Bezeichnung man dafür anwendet, für die sich größtenteils nur das Umfeld geändert hat. Andererseits sind es die Arbeitslosen, auf Zeit oder nicht, die zu Hause geblieben sind. Und das ist nun eine andere, triste Realität.

Also braucht man ganz andere Zahlen dazu, um zu sehen, woran es liegt: Liegt es an den vielen IT-Unternehmen in Temeswar, die nun Home Office anbieten, oder an anderen Institutionen zum Beispiel Schulen und Universitäten, die ebenfalls ihre Aktivitäten ins Internet umgesiedelt haben? Oder aber: Wie stark ist der Prozentsatz mit der Arbeitslosigkeit oder anderen Phänomenen verlinkt? Einer Statistik des Arbeitsamtes zufolge sind im Kreis Temesch im März 34.603 Menschen zeitweilig arbeitslos geworden (somaj tehnic). Eine andere Frage wäre, ob der geringere Prozentsatz in Arad mit dem Profil der Unternehmen in Verbindung zu setzen ist, ob es da vor allem Unternehmen gibt, bei denen die Arbeit notwendigerweise am Arbeitsplatz durchzuführen ist und nicht ins Home Office verlegt werden kann.

Der einzige steigende Trend ist beim Verkehr innerhalb des eigenen Wohnviertels zu bemerken. Da liegen die Zahlen auch im Landesdurchschnitt (um 15 Prozent im Kreis Arad gestiegen, um 16 im Kreis Temesch), für Reschitza sind die Daten als unvollständig angegeben.

Interessant wäre, wenn Google auch Statistiken im Vergleich zum Vorjahr bringen würde, dann würde man das Ausmaß, in dem die Pandemie unseren Alltag umgekrempelt hat, noch besser erkennen.