Zeichen der Stadtgeschichte

Temeswarer Wahrzeichen, Symbole und Stadtlegenden. Stock im Eisen - Original, Kopie und Legende.

Der Stock im Eisen, heute auch als Nachahmung eine effiziente Touristenfalle.

Der mythische Vogel Greif, gleich in zwei Exemplaren, am Domplatz.

Das Haus mit der Eisenachse des Edlen Ritters.
Fotos: Zoltán Pázmány

An der Ecke Eminescu- Griselini-Straße befindet sich das zur Touristenattraktion gewordene Haus mit dem Stock im Eisen.  In diesen Eichenstamm, mit Eisenbarren und viereckigem Hängeschloss, pflegten, so der Volksmund, die durchziehenden Handwerkerburschen einen Nagel (Der Nagelkopf soll die Initialen ihres Namens getragen haben) einzuschlagen, sodass der Stamm im Laufe der Jahre wegen den unzähligen Nägeln "gepanzert" wurde , das Aussehen eines eisernen Stammes erhielt.

Das Haus mit dem Stock im Eisen ist jedoch wie Vieles Anderes in "Klein-Wien" eine mit Legenden umwobene Nachahmung nach einem Wiener Vorbild. Eine gleichartige Einrichtung gibt es heute auch in Arad -  Es ist ein denkmalgeschützter Altbau in der Tribunul-Dobra-Straße Nr. 7, 1815 erbaut.

Das Temeswarer Haus wurde 1752 vom Bäckermeister Leopold Kayser erbaut. Der Hauseigentümer von 1827, der Händler Andreas Trandaphill, schaffte sich den Stock im Eisen nach Wiener Vorbild als eigenes Wahrzeichen an. Der Temeswarer Schlossermeister Moritz Heim fertigte den Stock im Eisen also für das Temeswarer Haus und 1827 auch für das vorgenannte Arader Haus an.

In diesem Haus, es wechselte oftmals den Besitzer, war zeitweilig der Sitz der Schlossergilde untergebracht, einmal soll es hier auch eine Gesellenherberge gegeben haben.

Einen besonderen Fund machte der Gaststättenbesitzer Janos Kocsonyai im Lauf der Restaurierung: Über dem Eingang fand er ein Wandgemälde (es soll von dem Maler Franz Ferch stammen) mit der Abbildung des Stocks im Eisen mit einem Gesellen.

1984 wurde er wegen wiederholtem Vandalismus ins Banater Museum gebracht, wo er restauriert wurde und sich noch heute verwahrt befindet.

Seit 1998 steht der Stock im Eisen (Pomul breslelor) in einer Mauernische als Nachbildung des Originals, die von Alexandru Fota, Restaurator des Banater Museums, angefertigt worden war. Der Imitation fehlen die Nägel und das klobige Vorhängeschloss.  

Ein grimmiges Märchen am Domplatz

Direkt aus den Brüder-Grimms-Märchen ("Der Vogel Greif") scheinen die beiden Greife aus Gusseisen an den Ecken der Fassade des Temeswarer Barockpalais (Südseite des Domplatzes) gelandet zu sein. Architekt Jakob-Jaques Klein hat 1885-1886  eine quasi stilistische Säuberung durchgeführt, da er das Image des Barockpalais dem Spezifikum der französischen Neorenaissance näherbringen wollte. Die beiden Greife, eigentlich Fahnenträger aus Gusseisen, sollten das betonen. Der Greif, (hebräisch Cherub) ein aus Tierkörpern gebildetes Mischwesen, war in der Geschichte schon immer Sinnbild des Wächters ( z. B. Kirchenportalwächter) aber auch der Stärke und der Macht. Die älteste Bezeichnung dieses Palastes war Präsidentschaftspalais, von 1779 bis 1848 war es Komitatshaus 1849-1860 Regierungsgebäude der serbischen Wojwodina. Die Alttemeswarer4 nennen es auch Präfektur oder alte Präfektur, es war aber auch Agronomie-Institut. Jetzt ist es Sitz des Temeswarer Kunstmuseums.

Die Wagenachse des edlen Ritters

Das Haus mit der Eisenachse auf dem I.C. Brăteanu-Platz, eines der schönsten der 14.500 Altbauten Temeswars, erinnert heute an Prinz Eugen von Savoyen, den Edlen Ritter und Befreier Temeswars und des Banats vom Türkenjoch. Die Legende sagt, dass die heutige Eisenachse (2,5 Meter Länge) aus dem 18. Jahrhundert aus der Ecknische des vor einiger Zeit sanierten und zu einem Business-Zentrum umgewandelten Bau (in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet) vom Streitwagen Eugen von Savoyens (1716) stammen soll. Manche sagen, dass es doch nur eine normale türkische oder österreichische Kanonenachse wäre.

Die "türkische Inschrift"

Am Alten Rathaus (von den Alttemeswarern jedoch nie Rathaus sondern nur Stadthaus genannt), einem der geschichtsträchtigsten Altbauten der Stadt und des heutigen Freiheitsplatzes (früher Paradeplatz oder Prinz-Eugen-Platz) ist rechts neben dem Eingang eine mysteriöse Inschrift zu lesen. Normal, wer das kann, denn es soll die einzige in der Begastadt gebliebene türkische Inschrift aus dem 17. Jahrhundert darstellen. Andere reden jedoch von einer arabischen Inschrift. Diese soll auf prosaische Art den Bau eines Turms bekanntmachen. Fälschlicherweise hätte man diese Inschrift, wie folgt, ins Rumänische übersetzt: "Die Errichtung dieses Bades fällt in die schreckliche Zeit unter Ibrahim Ehan".   

Bischofsbrücke ohne Bischöfe

Der Temeswar Mihai-Viteazul-Boulevard endet mit  einer der bekanntesten historischen Begabrücken der Stadt, der Bischofsbrücke (auch Jugendbrücke, Elisabethstädter Brücke (seit 1867 ungarisch Püspök hid), heute Mitropolit-Șaguna-Brücke, nach dem orthodoxen Metropoliten Andrei Șaguna (auch ein Stadtteil im Westen der Begastadt).

Die Brücke verbindet die Innenstadt mit der Elisabethstadt und wurde 1913 an Stelle einer Holzbrücke (seit 1718 in Betrieb) erbaut. Warum Bischofsbrücke? Die Brücke sollte ein Prachtbau mit zehn Meter Breite  werden und an die berühmte Prager Karlsbrücke erinnern. Die Bezeichnung stammte von der einstigen Bischofsstraße (heute M.-Viteazul-Boulevard) die von dem damals noch unbebauten Festungsvorland zu den Meierhöfen führte. Alljährlich leitete der Bischof eine Prozession, die nach dem Gelübde der Stadt zum Erlöschen der Pestepidemie (1738-39) bis zur Rosalienkapelle veranstaltet wurde.   Aus dem Wunsch und Plan, auf dem Geländer  vier Standbildern von römisch-katholischen Bischöfen der Csanader Diözese, allen voran die des Gründers der Diözese, des Hl. Gerhard, aufzustellen, wurde leider wegen dem Kriegsausbruch 1914 nichts mehr. Die leeren Postamente sind auch heute als Kuriosität zu sehen.