Zwei Schritte zurück für einen Schritt nach vorne

FunkForum hielt Jahressitzung in Pécs/Fünfkirchen ab

Einstimmig wiedergewählt: Der Geschäftsführer Adrian Ardelean wurde trotz zwei Mandaten noch einmal von den Mitgliedern des FunkForums gewählt.

Die Temeswarer Big Band spielte auf dem Stadtfest Fünfkirchens auf Einladung des FunkForums und der Deutschen Selbstverwaltung des Komitats Branau. Der Medienverein stellte auch das Buch „Die 5. deutschsprachige Literatur, heute“ vor. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe der Banater Zeitung. Foto: Zoltán Pázmány

Der Journalismus wandelt sich: Zeitungen kämpfen mit sinkenden Auflagenzahlen, Fernsehen und Rundfunk mit sinkenden Einschaltquoten. Das abhanden gekommene Publikum verschlägt es in das World Wide Web. Pessimisten sprechen von einem Untergang, Optimisten von einer Neuschöpfung bzw. einer Verlagerung. Wirklich zum Problem wird es nur für die, die nicht mit der Zeit gehen.

Der Medienverein FunkForum hat das Problem rechtzeitig erkannt und vor sechs Jahren das MedienForum gegründet: Unter www.funkforum.net  können die Mitglieder des Vereins ihre Beiträge (Radio, Fernsehen und Print) hochladen und mit Kollegen teilen. Es sollte eine Brücke zwischen den deutschsprachigen Redaktionen aus den osteuropäischen Ländern schlagen und so alle zusammenbringen. Das MedienForum war der logische nächste Schritt, den der 2001 gegründete Medienverein gehen musste. Denn es ging dem FunkForum darum, zuerst eine Partnerschaft unter den Runfunkredaktionen der deutschen Minderheiten aus Rumänien, Ungarn, Serbien und Kroatien aufzubauen und später auch Fernsehen und Print mit ins Boot zu holen.

Nun zogen die Mitglieder des Vereins auf der Jahressitzung in Pécs/Fünfkirchen Bilanz. Die Statistiken zeigen, dass die Zahl der Besucher wächst, somit hat sich das Konzept bewährt und die Bedürfnisse der Zielgruppen wurden erkannt. Durch das gemeinsame Online-Portal können Angehörige der deutschen Minderheiten aus Mittel- und Osteuropa – und das betrifft sowohl die Ausgewanderten als auch die Zurückgebliebenen – weiterhin erfahren, was in ihrer Heimat noch passiert. Die Auswertungen der Analytics-Daten sind umso erfreulicher, weil si darauf hinweisen, dass sich inzwischen auch ein Stammpublikum gebildet hat, das immer wieder das MedienForum besucht.

Allerdings gibt es auch eine Kehrseite der Medaille und eben diese bereitet der Geschäftsführung Sorgen: Der Großteil der hochgeladenen Beiträge stammen von nur einer Mitgliedsredaktion.

Es ist ein anhaltendes Problem, dass seit der Gründung des Online-Portals besteht und die Lage verschlechtert sich, weil auch die Situation der Minderheiten-Redaktionen schlechter wird. Die deutschsprachigen Rundfunkredaktionen aus Târgu Mures/Neumarkt und Pécs/Fünfkirchen sind unterbesetzt. Die Arbeitsanforderungen sind allerdings gleich geblieben. Darum geht das Hochladen von Beiträgen auf der gemeinsamen Plattform oft als Zusatzaufgabe im Alltagsstress unter. Ideal wäre es, wenn sich eine Person finden würde, die sich um die Betreuung des Online-Portal kümmern würde. Diesen Vorschlag unterbreitete eines der Mitglieder während der Jahressitzung, die am letzten Septemberwochenende stattfand.

Nur so könne man wirklich gewährleisten, dass die Seite konstant aktualisiert wird und nicht nur mit Beiträgen einiger Mitglieder, sondern aller oder zumindest der meisten.

Schließlich erklärte sich Frank Fischer, langjähriges Mitglied des FunkForums, bereit, wöchentlich Rundmails an die anderen zu verschicken, um so daran zu erinnern, ihre aktuellen Beiträge auch ins Netz zu stellen.

Die Frage nach der Zukunft des Vereins wurde während der letzten Sitzung mehrmals gestellt, wenn auch indirekt. Denn nach zwei Mandaten mussten sowohl Adrian Ardelean (Radio Temeswar) als Geschäftsführer als auch Christian Erdei (Radio Fünfkirchen) als Vereinsvorsitzender zurücktreten. Die aktuelle Satzung verbietet eine Wiederwahl.

Darum fiel auch während der fast dreistündigen Sitzung konstant die Frage: Wie soll es weitergehen? Und wer sollte die Aufgaben, besonders des Geschäftsführers, übernehmen. Eine berichtigte Frage, fanden die Anwesenden, wenn man sich die Arbeit Ardeleans anschaut: Er organisierte die Treffen des Vereins, kam mit den meisten Projektideen und kümmerte sich auch um die Anträge und die Finanzakquise. Ardelean musste als Geschäftsführer eine Heidenarbeit stemmen.

Darum wurde eine neue Struktur bestimmt: In Zukunft wird der Geschäftsführer von einem Vorstand bestehend aus nur noch drei Mitgliedern unterstützt. Diese halten gemeinsam die Funktion eines Vorsitzenden inne – eine Art „Triumvirat“ – und vertreten auch die drei Hauptregionen, aus denen die aktivsten Mitglieder des FunkForums stammen: Banat, Siebenbürgen sowie Ungarn. Geschäftsführer wird durch eine Satzänderung Adrian Ardelean bleiben. Der neue  Vorstand besteht aus Astrid Weisz (Temeswar), Christine Arnold (Fünfkirchen) und Alois Kommer (Neumarkt).

In Zukunft möchte sich das FunkForum somit auf die Länder Rumänien und Ungarn konzentrieren, weil die Zusammenarbeit mit Serbien und Kroatien eingeschlafen ist. Trotz wiederholter Anläufe seitens des Vereins ist eine dauerhafte Partnerschaft mit den Minderheiten-Redaktionen aus den Ex-Jugoslawischen Ländern nicht zustande gekommen.

Somit musste der Medienverein zwei Schritte zurückgehen, um einen nach vorne zu machen. Einen kleineren als in den vergangenen Jahren, aber einen wichtigen, der die Zukunft des FunkForums sichert.