Gauck warnt vor „vielen neuen Grenzen“ in Europa

Bundespräsident hält Europarede in Nationalbibliothek

Bundespräsident Joachim Gauck und Staatspräsident Klaus Johannis besuchten Dienstag mit dem Bischof der Evangelischen Kirche, Reinhart Guib, und Ortspfarrer Lászlo Zorán Kézdi auch die Kirchenburg in Heltau. Gauck zeigte sich von Siebenbürgen und dem herzlichen Empfang tief beeindruckt.
Foto: Agerpres

Bukarest (ADZ) - Am zweiten Tag seines Staatsbesuchs in Rumänien und zwei Tage vor dem Referendum in Großbritannien über den Verbleib des Königreichs in der EU hat der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck für ein besseres Gemeinschaftsgefühl und mehr Dialog innerhalb der EU plädiert. In einer Rede in der Bukarester Nationalbibliothek mahnte der Bundespräsident mehr Diskursfähigkeit in Europa an – der europäische Geist sei „der Geist der Vernunft“. Die EU-Bürger warnte Gauck ausdrücklich vor Rechthaberei, Abschottung und zunehmendem Nationalismus – einerseits dürfe niemand „den Eindruck haben, es gäbe in Europa Meister und Lehrlinge“, andererseits müsse man wieder „lernen, an die intellektuelle und moralische Tradition des argumentativen Disputs anzuknüpfen“, sonst drohen „intellektueller Isolationismus und moralischer Autismus“. Gauck hob den Europa-Enthusiasmus der Rumänen lobend hervor und warnte angesichts der Krise in der EU: „Wie absurd und zerstörerisch wäre es, wenn die eine große Grenze durch Europa, die wir vor einem Vierteljahrhundert gemeinsam glücklich überwunden haben, nun durch viele neue Grenzen abgelöst würde.“ Anschließend reiste das deutsche Staatsoberhaupt nach Hermannstadt und Heltau, wo er mit Vertretern des Demokratischen Forums der Deutschen und der Evangelischen Kirche A. B. zusammentraf.