Verurteilter Ex-Regierungschef Adrian Năstase nach tagelangem Tauziehen inhaftiert

Antikorruptionsbehörde ermittelt wegen versuchter Verhinderung des Strafvollzugs

Das Behörden-Tauziehen hat ein Ende: Ex-Regierungschef Năstase trat seine Fahrt in die Strafvollzugsanstalt Rahova unter Blitzlichtgewitter und etlichen Buh-Rufen an. Gerufen wurde u. a. „ab in den Knast mit dir“ und „du hast das Land ruiniert“.
Foto: Mediafax

Bukarest (ADZ) - Sechs Tage nach seinem Suizidversuch ist Ex-Premier Adrian Năstase (PSD) am späten Dienstagabend endlich in die Strafvollzugsanstalt Rahova eingeliefert worden, wo er nun auf der Intensivstation des Gefängniskrankenhauses liegt. Năstase war letzten Mittwoch vom Obersten Gerichts- und Kassationshof rechtskräftig zu zwei Jahren Haft wegen illegaler Parteienfinanzierung verurteilt worden.

Seine Reise in den Knast trat der recht munter wirkende Verurteilte unter Blitzlichtgewitter, erheblichem Polizeiaufgebot und etlichen Buh-Rufen aus der schaulustigen Menge an, nachdem bis dahin tagelanges Tauziehen zwischen Ärzten, Staatsanwaltschaft und Polizei geherrscht hatte. Am Morgen hatte das Bukarester Stadtgericht entschieden, dass keinerlei Gründe vorliegen, um die Inhaftierung des Verurteilten weiter hinauszuzögern.

Davor hatte die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA strafrechtliche Ermittlungen gegen Năstases behandelnden Arzt Şerban Brădişteanu vom Notfallkrankenhaus „Floreasca“ eingeleitet, dem Falschdiagnose zwecks Haftverzögerung zur Last gelegt wird. Brădişteanu, ein ehemaliger PSD-Senator, hatte in den letzten Jahren durch seine Diagnosen bereits mehrere Parteikollegen, wie etwa den unter Korruptionsverdacht stehenden Kreisratsvorsitzenden von Argeş, Constantin Nicolescu, vor U-Haft oder Haftstrafen bewahrt. Weiters ermittelt die DNA gegen drei Polizisten wegen mutmaßlicher Beihilfe zur Haftverzögerung. Verhört wurden sowohl die Chefs der Bukarester Polizei als auch das Ambulanz-Team, das Năstase notverarztet hatte. Der Arzt gab zu Protokoll, dass Năstase durch einen Streifschuss lediglich oberflächlich verletzt worden war.

Generalstaatsanwältin Laura Kövesi bestätigte indes, dass der Verurteilte tatsächlich einen Selbstmordversuch unternommen hat – daran bestehe kein Zweifel mehr. Allerdings griff der anwesende Polizeibeamte Nicolae Costea blitzschnell ein, fiel dem Ex-Premier in die Hand, immobilisierte ihn und legte ihm schließlich Handschellen an. Im Gerangel löste sich ein Schuss, die Kugel streifte Năstase dabei am Hals, sagte Costeas Verteidiger.