„Wir vergessen nicht, was ihr letzten Sommer getan habt“

Zehntausende demonstrieren landesweit gegen die PSD-ALDE-Regierung

Rund 25.000 Menschen, darunter auch viele extra dafür angereiste Auslandsrumänen, haben am Samstagabend trotz tropischer Hitze stundenlang vor dem Regierungssitz gegen das „inkompetente und korrupte“ Kabinett Dăncilă demonstriert. Foto: Agerpres

Bukarest (ADZ) – Ein Jahr nach der gewaltsam aufgelösten Großdemo vom 10. August 2018 sind am Samstagabend landesweit Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen, um den Rücktritt der Regierung Dăncilă zu fordern, der sie Inkompetenz, Korruption und Filz vorwarfen.
In Bukarest demonstrierten rund 25.000 Menschen vor dem Regierungssitz, wo sie „Rücktritt“, „Wir vergessen nicht, was ihr letzten Sommer getan habt“, „Justiz, nicht Korruption“, „Ohne Straffällige in Ämtern“ und „PSD, die rote Pest“ riefen. Viele Protestler trugen Transparente mit der Aufschrift „Korruption und Inkompetenz töten“ und zündeten Kerzen für die beiden in Caracal getöteten Mädchen an. Angesichts des krassen Behördenversagens in der Causa zogen die Menschen in einem Protestmarsch auch bis vors Innenministerium, wo sie „Schande“ riefen. Weitere Tausende gingen u. a. in Jassy, Hermannstadt, Kronstadt, Klausenburg, Konstanza, Craiova auf die Straße.
In Bukarest verlief die Großdemo ohne Vorfälle; die seit der Tragödie von Caracal schwer in der Kritik stehende Polizei hatte bereits am Vormittag versichert, dass man nur „zur Wahrung der Sicherheit“, keineswegs „zur Einschüchterung“ anwesend sein werde. 

Auch Staatschef Klaus Johannis hatte am Vormittag seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass „die Regierung diesmal von Gewaltanwendung absehen wird“. Die brutal aufgelöste Großdemo vor einem Jahr bezeichnete Johannis als „eine der größten Tragödien der Nachwendezeit“ – die Regierung sei auf „die eigenen Bürger mit Knüppeln und Tränengas losgegangen“. Johannis verwies darauf, dass sich auch ein Jahr danach niemand dafür zu verantworten hat; Konsequenzen stünden nach wie vor aus, die Öffentlichkeit wisse immer noch nicht, „wer den politischen Befehl dafür gegeben hat“.