Allgemeines Aufatmen wäre verfrüht

Die dritte Auflage von „Smart Airport Cities“

Glückwünsche, Worte der Anerkennung, des Dankes, der Freude waren der Grundtenor der Grußworte bei der dritten Auflage der Tagung „Smart Airport Cities“ die am 11. Mai im Weidenbacher „Angelis Ballroom“ abgehalten wurde. Hauptveranstalter waren das Bürgermeisteramt und der Stadtrat Weidenbach/Ghimbav, das Institut der Regionen Europas (IRE) und der Verein „Smart City Brașov“, dessen Vorsitzender Christian Macedonschi durch das in vier Panels aufgegliederte Programm führte, welches mit einer Besichtigung des kurz vor der Eröffnung (am 15. Juni) stehenden Flughafen-Terminals endete.

Nachdem die Landes- und EU-Hymne erklungen waren, richteten Grußworte aus: Ionel Fliundra, Bürgermeister von Weidenbach, Adrian Veștea, Vorsitzender des Kreisrates Kronstadt/Brașov, Kreispräfekt Mihai Cătălin Văsîi, der Kronstädter Bürgermeister Allen Coliban, IRE-Präsident Prof. Franz Schausberger, die Honorar-Konsuln von Österreich in Hermannstadt und von Frankreich, Polen und Italien in Kronstadt sowie Werner Henning, Mitglied im Nürnberger Stadtrat. 

In den vier Panel-Diskussionen ging es um folgende Themen: die regionale geopolitische Lage, Entwicklungsperspektiven der Wirtschaft in Rumänien, die Rolle der Flughäfen und der angrenzenden Messegelände in der Förderung des Tourismus sowie die Bedeutung eines Flughafens in der Entwicklung der Region. 

Es ist aufschlussreich in diesem Zusammenhang, einige Charakterisierungen, Superlative und Rekorde des neuen Kronstädter Flughafens aufzuzählen, so wie sie in den verschiedenen Wortmeldungen zu hören waren: „ein neues Tor zu dieser Region“, „ein weiterer Baustein für die Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und Kronstadt“, der einzige von Grund auf neue Flughafen, der in den letzten 50 Jahren in Rumänien gebaut wurde“, „ein Beispiel für moderne und nachhaltige technische Lösungen“, „die wichtigste Investition in Kronstadt nach 1990“, „ein Motor (zusammen mit dem geplanten Messegelände) für Entwicklung der Wirtschaft, für neue Investitionen und zur Förderung des Tourismus in der Region“, „ein Zeichen der Stabilität in einer Zeit vielfältiger Krisen“.

In seiner leicht ironischen Art fand Dorin Iva{cu, ein Veteran des privaten Flugwesen in Rumänien und Generalmanager von Air Connect, eine besondere Beschreibung für den neuen Flughafen. Nachdem er diesen als „erfolgreiches Projekt“ und gut ausgestattet bezeichnet hatte, folgte eine Warnung: der Flughafen sei ein „schönes Spielzeug“, wichtig sei nun, wie damit umgegangen werde, damit es nicht kaputt gemacht werde. Die Behörden, die Gemeinschaft der Unternehmer, alle Kronstädter müssten zum Flughafen stehen. Damit gemeint war, dass die Schwierigkeiten erst dann anfangen, wenn der Betrieb begonnen hat, wenn die Kostenrechnung für alles, was ein Flughafen voraussetzt (Betrieb, Sicherheit, Gepäckabfertigung, Reinigung usw.) beglichen werden müsse. Iva{cu rief die Kronstädter Unternehmer auf, in sein Geschäft einzusteigen und Geld zu investieren, damit seine Gesellschaft ein Flugzeug für Kronstadt abbestellt. Er selber würde relativ kurze Flüge  vorschlagen, die Kronstadt mit regionalen Drehscheiben („Hubs“) wie Istanbul oder Budapest verbinden.

Valentin Iordache, unter anderem zuständig auch für Öffentlichkeitsarbeit an den Bukarester Flughäfen, meinte, dass ein Flughafen eigentlich nur ab 700.000-800.000 Fluggäste/Jahr als Profit einbringend betrachtet werden könne. Mit viel Interesse wurde die Wortmeldung von Matt Ian David, C.E.O. von Dan Air, erwartet. Der junge Mann, der aus Neapel stammt und perfekt Rumänisch spricht, widersprach der Meinung, „Dan Air“ sei ein Newcomer im rumänischen Flugwesen. Die Fluggesellschaft, die dem Kronstädter Piloten Dan Iuhas gehört, habe bisher über eine Million Fluggäste befördert, unter anderem für Fluggesellschaften wie Air Serbia oder WizzAir, alles ohne irgendwelche Zwischenfälle. Dan Air sei bisher auch die einzige Fluggesellschaft die Linienflüge in Kronstadt anbietet, zu vernünftigen Preise (die teuersten Flüge sind jene für 259 Euro), ohne einen Aufschlag aufs Gepäck zu verlangen und mit kostenlosem Essen an Bord. Dass in letzter Minute Änderungen im Flugprogramm vorgenommen werden mussten (vorläufig gestrichen wurden die Flüge von Kronstadt nach Budapest und Mailand, dafür gibt es je zwei Flüge pro Woche in Richtung München und Nürnberg; Stuttgart kommt als neues Reiseziel hinzu) sei fehlenden Genehmigungen zu verdanken. Die guten Verkaufszahlen geben Anlass, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.

Vertreter von Tarom oder von Wizz Air fehlten in dieser Diskussionsrunde. Dafür waren der Lufthansa-Generalmanager für Rumänien, Bulgarien und Moldau, Zatko Zlatic, der Generaldirektor der in Chișinău angesiedelten Fluggesellschaft HiSky (die Charterflüge von Kronstadt in Richtung Türkei und Griechenland vorsieht) und der Generaldirektor des Kronstädter Flughafens Alexandru Anghel an den Diskussionen beteiligt. Zlatic konnte keine Lufthansa-Flüge von Kronstadt nennen. Vielleicht sei das nächstes Jahr möglich, wobei seine Fluggesellschaft für Rumänien zurzeit gute Zahlen vorweisen könne. Allgemein rechne man bei Lufthansa, dass 2025 die Zahlen vor dem Covid-Einbruch wieder erreicht werden.

Als Überraschung kann die Wortmeldung von Călin Gologan gelten. Gologan stammt aus Kronstadt und ist Gründer der Firma Elektra Solar in Landsberg. Seine von ihm entwickelten ultraleichten Solarflieger erfreuen sich internationaler Anerkennung und erreichen emissionslos erstaunliche Reichweiten. Sein Angebot auch in Kronstadt Forschungen in dieser Richtung vorzunehmen, würde sicherlich dem Image Kronstadts, das sich als grüne Stadt profilieren will, große Dienste erweisen.

Neu, aber leider aktuell, war bei dieser Tagung das Panel zur geopolitischen Lage in Rumänien. General Laurian Anastasof, General-Manager des Flugzeugwerks IAR Ghimbav, und General Marius [erbeszki, Rektor der Kronstädter Flugakademie „Henri Coandă“, wiesen auf den Krieg in der Ukraine  und dessen Bedrohungen für die Nachbarländer hin – alles stehe noch im Zeichen des Ungewissen. Raimar Wagner, Projektmanager der Friedrich-Naumann-Stiftung für Rumänien und die Republik Moldau, unterstrich, dass Rumänien und Kronstadt in der Region für Stabilität und Resilienz stehen. Für Prof. Franz Schausberger war die Entscheidung der Kronstädter, ihr Flughafen-Projekt durchzuziehen, trotz vielfältiger Krisen und einem allgemein gegenwärtigen skeptischen Trend betreffend regionale Flughafen, eine mutige Entscheidung und damit ein Gewinn für Wirtschaft und Tourismus in der Region. In einer nächsten KR-Ausgabe veröffentlichen wir ein Interview zu diesem Thema mit Prof. Franz Schausberger.