Anforderungen an Schüler und Lehrer

Der 23. Siebenbürgische Lehrertag wurde in Zeiden abgehalten

Die Teilnehmer/innen am 23. Siebenbürgischen Lehrertag vor der Zeidner Kirchenburg. Foto: Ralf Sudrigian

Nach neun Jahren war Zeiden erneut der Treffpunkt derjenigen die in Siebenbürgen in Deutsch erziehen bzw. lehren. 2004 versuchte man auf die Frage „Stufenübergang – ein Problem?“ Antworten und Lösungen zu finden; diesmal ging es beim 23. Siebenbürgischen Lehrertag um „Mindestanforderungen im deutschsprachigen Unterricht“.

Im Zeidner Kulturhaus begrüßte Helmine Pop, Leiterin der Schulkommission des Siebenbürgenforums, rund 170 Erzieher/innen und Lehrer/innen aus ganz Siebenbürgen sowie Dr. Alexandru Szepesi, Direktor im Unterrichtsministerium, Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, Wolfgang Wittstock, Vorsitzender des Kreisforums Kronstadt, Gabriela Adam, Fachinspektorin zuständig für den deutschsprachigen Unterricht im Kreis Kronstadt, Virgil Udrea, Vizebürgermeister von Zeiden, die neue Fachberaterin in Siebenbürgen seitens der deutschen Zentralstelle für Auslandsschulwesen, Birgit van der Leeden, und Radu Creţulescu, Leiter des Zentrums für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache aus Mediasch.

Von den Grußansprachen ist vor allem jene der Fachinspektorin Adam hervorzuheben, weil sie kurz den Rahmen umriss in dem heute hierzulande in Deutsch unterrichtet wird, und weil sie klar die Zielsetzung des 23. siebenbürgischen Lehrertags definierte: ein Brainstorming um die Mindestanforderungen festzulegen die dieser Unterricht erfüllen sollte. Schon der Wandel vom deutschen zum deutschsprachigen Unterricht sei beredt, sagte sie, obwohl es hier noch den deutschsprachigen Raum gebe. Die Basis aber für das, was einst als „Volksbewusstsein“ bezeichnet wurde, sei nicht mehr da. Auch vermisse man einen Ansporn, eine Motivation, einen reformierenden Geist. Eine Qualitätsverbesserung sei von den Lehrern zu erwarten.

Wie erfolgreich das Brainstorming in Sachen Mindestanforderungen in der Gruppenarbeit gewesen ist, war aufgrund der Präsentationen im Plenum nach der Mittagspause nicht eindeutig zu erkennen.

 Die Kindergärtnerinnen waren sich einig und fassten sehr kurz ihre Schlussfolgerung zusammen: Die Anforderungen in der und an die Vorschule seien zu groß, da müsse noch vermittelt werden, was man im Grundschulunterricht erwarte.
Die zwei Arbeitsgruppen Grundschule besprachen Themen („Das Kinderbuch, eine Richtlinie für die Welt des Kindes“ und „Der Stellenwert der Kunst im Unterricht“), die wohl wichtig sind aber nur indirekt mit Mindestanforderungen in Verbindung zu bringen sind. Das Kinderbuch müsse das beinhalten, was Kinder/Schüler auch tatsächlich beschäftige; und Kunsterziehung (Gruppenleiter Klaus Untch bezog sich verstärkt aufs Zeichnen) müsse dazu beitragen, dass Schule auch Spaß machen kann.

Für den Bereich Gymnasium/Lyzeum gab es drei Gruppen. Die eine hatte neue Evaluationsmethoden zum Thema. Vorgestellt wurde, betreffend Methodenkompetenz, ein Stationentraining wobei auch der Sinn einer „Tratschecke“ für Schüler erläutert wurde. Dort können sich die Schüler austauschen, beraten, leichter gemeinsam Lösungen finden. Eine zweite Gruppe behandelte ein Thema mit psychologischer Konnotation: „Psychodynamik bei Erwachsenen und Kindern“. Dabei ging man auf die Grundmotivationen beim Lernen ein und unterstrich die Bedeutung eines Entfaltungsraums für Kinder, der Halt und Schutz sichern muss. Wenn das nicht gesichert werden könne, merke man das an einem Rückzug seitens der Kinder, manchmal auch an einem aggressiven Verhalten ihrerseits.

Konkreter zum Thema der Lehrertagung ging es in der Gruppe, die „Zweisprachigkeit im Unterricht“ thematisierte. Der Zeidner Psychologe und Logopäde Paul Iacob führte dabei ein Gespräch, an dem sich Lehrer sowohl aus der Grundschule als auch aus dem Gymnasium beteiligten, manche von ihnen aus Deutschland und mit Erfahrung im Deutschunterricht außerhalb des deutschsprachigen Raums, andere wiederum, die keine Deutsch-Muttersprachler sind. Es ging  auch um Mittel und Wege um die deutsche Sprachkompetenz zu festigen. Martin Bottesch, der bekanntlich Mathe-Lehrer von Beruf ist und dessen Präsenz am Lehrertag, nach Jahren in denen er in der Hermannstädter Lokalpolitik aktiv war,  Helmine Pop begrüßt und als einen Gewinn für diese Veranstaltung bezeichnet hatte, schlug vor, aus der Zweisprachigkeit eine deutsche Einsprachigkeit zu machen. Also seitens der Lehrer darauf bestehen, in der Klasse nur Deutsch zu sprechen, auch wenn es um Fachwissen geht. Die Gruppe war sich einig, dass Deutsch in Kindergarten und Schule, aber auch außerhalb des Klassenzimmers, mehr erlebt als erlernt werden sollte. Das verlange Konsequenz seitens der Lehrer, die in diesem Fall auch als Deutschsprechende eine Vorbildfunktion erfüllen sollten. Das setze zum Beispiel voraus, dass zwei Lehrer miteinander vor den Schülern deutsch und nicht rumänisch sprechen.

Die Sondersituation der deutschen Schulen in Rumänien sprach auch Doz.Dr. Marianne Koch (Universität Bukarest) im Hauptreferat („Vermittlung von Mindeststandards im deutschsprachigen Unterricht“) im ersten Teil der Tagung an. Deutsch als muttersprachlicher Unterricht ist Teil der staatlichen Förderungspolitik gegenüber der deutschen Minderheit. In diesen Schulen lernen aber hauptsächlich Schüler, die Rumänisch zur Muttersprache haben. Sie müssen sich also auch Fachwissen aneignen in einer Sprache, die für sie eine Fremdsprache bleibt. Bei geringerer deutschen Sprachkompetenz der Schüler (oft auch der Lehrer) stellt sich die Frage, ob da nicht auch Methoden des Deutsch-als-Fremdsprache-Unterrichts angewandt werden müssten. Man sprach von einem „angemessenen“ nicht aber verminderten Gebrauch der deutschen Sprache.

Entscheidend bleiben gute Lehrkräfte, die den Schülern auch fächerübergreifende und überfachliche Standards vermitteln können, nicht zuletzt auch ein freies Denken, ein „Lernen lernen“. Zum Abschluss des Lehrertags wurde nochmals auf das Angebot des Mediascher Zentrums für Lehrerfortbildung aufmerksam gemacht.

Die Zeidner Lehrer waren sehr gute, aktive und aufmerksame Gastgeber. Einige ihrer Schüler boten in Eröffnung des zweiten Teils des Lehrertages in gutem Deutsch eine lustige „Musikstunde unmusikalischer Schüler“  – eine Sammlung von Witzen, vorgetragen mit viel Freude und Begeisterung. Andere Schüler führten zu Beginn deutsche Volkstänze auf. Das Tanzensemble des Kulturhauses bot einen alten Gesellschaftstanz an. All das rundete einen Lehrertag ab, der von der Schulkommission des Siebenbürgenforums veranstaltet wurde und vom österreichischen Bundesland Kärnten sowie vom Kronstädter Deutschen Kreisforum unterstützt wurde.