Auch ehemaliger Fabrikschornstein durch Explosion beseitigt

Anstelle des Zeidner Farbstoffunternehmens soll ein Immobilienviertel entstehen

Der 125 m hohe Colorom-Fabrikschlot ist nur noch auf Fotos zu sehen. Foto: codlea-info.ro

Der letzte Bau des auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Zeidner Farbstoffunternehmens, der 125 m hohe Schornstein, wurde durch eine kontrollierte Explosion nun zu Boden gelegt. Damit verschwand auch das letzte Zeichen des ehemaligen Farbstoffunternehmens Colorom aus dem Stadtbild. Und das geschah gerade in dem Jahr als der Betrieb sein 75-jähriges Bestehen unter der Benennung „Colorom“ hätte feiern können. Doch dazu kam es nicht mehr.

Nostalgiker aus der Stadt  am Fuß des Zeidner Berges, die aus sicherer Ferne beobachteten wie der Schlot zu Boden stürzte, und die da vielleicht früher eine sichere Arbeitsstelle hatten, sprachen ihr Bedauern aus, dass nun der letzte Großbetrieb der Stadt, die in den Jahren vor der Wende Tausende Arbeitsplätze sicherten, verschwunden ist. Vorher waren es die bekannten Glashäuser, die unter dem Namen „Serele Codlea“ Gemüse und Blumen nach ganz Europa lieferten und so Zeiden den Beinamen „Blumenstadt“ gegeben hatten. Auch der ehemalige mechanische Betrieb (IMC) oder die Möbelfabrik sind nur noch Erinnerungen. Nicht zu verneinen - da entstanden andere neue Betriebe, doch mit einer viel geringeren Anzahl von Arbeitsplätzen.

„Colorom“, das in den kommunistischen Jahren auf Farbstoffen profilierte Unternehmen von Zeiden, reduzierte nach der Wende stark die Produktion und wurde 2007 von der Immobilienfirma „Atlanta House“ für 7,5 Millionen Euro gekauft. Das Gelände umfasst eine Fläche von 46,42 ha  sowie eine Kläranlage und ein Auffangbecken. Der neue Eigentümer beabsichtigte, auf dem Gelände Eigentumswohnungen, Einkaufszentren, Büroräume zu bauen. Doch dafür hätte das Gelände entsorgt werden müssen, bedenkt man wie viele Schadstoffe im Laufe der Existenz von Colorom freigesetzt und auch in die Erde eingedrungen sind. Ein Jahr darauf wurde mit dem Abtragen der ehemaligen Produktionshallen begonnen. Kurz vor dem Ablauf des Termins bis zu dem die Entsorgung durchgeführt hätte werden müssen, verkaufte der aus Israel stammende Unternehmer das Gelände an einen Schweizer Geschäftsmann. Wie es weitergeht mit dem nun frei stehenden Gelände nahe des Stadtzentrum, ist noch ungewiss.

Einen ausführlichen Rückblick auf die Geschichte des Zeidner Farbstoffunternehmens bietet in ihrer jüngsten Ausgabe die Publikation der in Deutschland bestehenden Heimatortsgemeinschaft, “zeidner gruß“, dem wir einige weitere Daten entnehmen. Vor dem Farbstoffunternehmen Colorom wurde auf einem Teil des Geländes das an der Wolkendorfer Straße liegt, 1900 eine Mühle der Zeidner Unternehmer Christel, Göbbel, Tischler und Plajer gegründet in der Weizen gemahlen wurde. Allerdings hatten damals nur acht Personen da einen Arbeitsplatz. Da bestand auch ein Ölstampfwerk in dem Öl produziert wurde. Robert Christel gründete 1908 da eine Fabrik für Holzwaren in der nützliche Gegenstände für den Haushalt wie Gartenmöbel aber auch Kinderwägen  und Sportartikel wie Skier und Rodeln erzeugt wurden.

Auch eine Farbmühle nahm 1908 ihren Betrieb da als Vorgänger von Colorom auf. Hier wurden die bekannten Gallus-Farben erzeugt, die im Haushalt vielseitige Anwendung fanden. Die Anzahl der da erstellten Farbstoffe wurde in den darauffolgenden Jahren erweitert.  Verkauft wurde der Betrieb 1936 an die I.G. Farbenindustrie  und erhielt 1938 den Namen „Colorom“. Nach der Enteignung von 1948 erfuhren durch die sozialistische Industrialisierung und den Fünfjahresplänen mehrere Branchen, wie beispielsweise die Chemieindustrie, einen starken Aufwind. Allein in den Jahren 1955 bis 1965 wurden in den Ausbau des Betriebes 200 Millionen Lei investiert; das Betriebsgelände erreichte 27,5 ha. Fast 1300 Personen hatten da einen Arbeitsplatz. Der Ausbau wurde fortgeführt und weitere 437 Millionen Lei wurden zusätzlich investiert; neue Installationen und Anlagen nahmen in den Jahren 1970/1971 den Betrieb auf. Anfang der achtziger Jahren war Colorom ein wichtiger Zulieferer für die gesamte Chemieindustrie aber auch für die pharmazeutische und die Kautschukproduktion.  Die Anzahl der Angestellten näherte sich der Zahl von 2500 Personen.

 Im Zuge der nach 1989 eingeleiteten Privatisierung  ging es auch mit dem Farbstoffbetrieb unter dem Zeidner Berg abwärts. Auch war der gemeinsame Wirtschaftsmarkt der sozialistischen Länder (RGW) zusammengebrochen. Unter den neuen Umständen gab es immer weniger Abnehmer der Produkte, wie auch im Falle der meisten ehemaligen sozialistischen Betriebe, bis schließlich das Unternehmen 2006 ganz geschlossen wurde. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist es auch fraglich, ob das nun brachliegende Gelände tatsächlich für den Immobilienbau verwendet werden wird. Andererseits sollte solchen Unternehmen, die zu den großen Umweltsündern des Landes gehörten, nicht nachgetrauert werden.