Auch in diesem Jahr Klänge der feinsten Sorte

Musica Coronensis – „das wichtigste musikalische Ereignis der Kronstädter“

Die 12 „Napocelli“ – ein Erlebnis für die Kronstädter Konzertbesucher

(v.l.n.r.) Melinda Béres, Ana Dénes, Kurt Philippi und Margit Kardos spielten den Quartettsatz in B-Dur von Rudolf Lassel und zwei Quartette von Paul Richter

Der Bachchor und der „Astra“-Chor sangen unter der Leitung von Steffen Schlandt Mendelssohns Vertonung des Psalms Nr. 55, „Hör mein bitten“. Solistin: Bianca Manoleanu

Cristina Constantin spielte das „Hommage“ an Enescu in der Schwarzen Kirche.
Fotos: Christine Chiriac

Schon die Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen „Musica Coronensis“ stand im Zeichen des Burzenland-Jubiläums: Im Museum der Städtischen Zivilisation wurden am 11. Oktober die CD und der Band „Heimatlieder aus dem Burzenland“ vorgestellt. Einleitend hob Museumsdirektorin Ligia Fulga den dokumentarischen Wert des Projektes hervor; Projektkoordinator Steffen Schlandt berichtete über die Archivrecherchen und die zahlreichen Gespräche mit Burzenländern: nur so war es möglich, für jede einzelne der 16 Burzenland-Ortschaften ein Lied (oder mehrere) zu finden. Der Jugendbachchor war als Hauptdarsteller präsent, um vorzusingen – eine Freude fürs Ohr sind immer wieder die lustigen Lieder aus Honigberg oder Rothbach.  Schon eine Stunde später konnte das Publikum im Gemeinderaum der Honterusgemeinde ein „exklusiv Kronstädter Streichquartettprogramm“ mit Werken von R. Lassel und P. Richter hören, einfühlsam gespielt von Interpreten aus Klausenburg, Hermannstadt und Neumarkt, die sich den Namen „Sine nomine“ (!) gegeben hatten.

Der 12. Oktober war dem „Haus der Musik“ gewidmet. Es ging dabei nicht nur um die drei Ausstellungsräume  im Museum „Casa Mureşenilor“, mit Dokumenten, Noten und Fotos der wichtigsten Musiker Kronstadts. Solistinnen der Kronstädter Oper füllten die Räume mit lebender Tonkunst:  Maria Petcu-Catrina war beeindruckend im Lied „In der Nacht“ von P. Richter; Cristina Radu, eine dem deutschen Publikum bereits bekannte Stimme, sang eindrucksvoll rumänische Musik, darunter Ana Szilágyis „O petală de mister“. Aus dem Programm des „wichtigsten musikalischen Ereignisses der Kronstädter“, wie Museumsdirektor Valer Rus einleitend die Festspiele genannt hatte, fehlte nicht einmal Ironie: das Temeswarer Duo „Charisma“, oder Eugen Morăriţa (Violine) und Andreea Dumitrescu (Klavier), spielten u. a. Christoph Kellers lustige Stücke „Mozart in Argentinien“ und „Beethoven in Brasilien“.

Das sinfonische Konzert der Philharmonie vom 13. Oktober, dirigiert von Pablo Boggiano Mattei aus Italien, umfasste auch die „Sinfonietta“ von Helmut Sadler, ein vielfältiges, lebendiges Werk mit kristallklaren musikalischen Strukturen von majestätisch bis getanzt, mit charmanten, warmen Streichermelodien und imposanten Bläserkommentaren. Leider war dem Programmheft der Philharmonie nichts über Komponist und Werk zu entnehmen – das Manko holte die Broschüre der Festspiele nach, wo zu lesen war, dass Helmut Sadler heuer seinen 90. Geburtstag feiert. 

„Lieder aus Kronstadt und aus Italien“ interpretierten am 14. Oktober Bianca und Remus Manoleanu - zum ersten Mal auf einer Bühne der Zinnenstadt gemeinsam mit ihrer Tochter, Stanca, die den hellen Sopran ihrer Mutter und die musikalische Begabung der Familie weiterführt. Am 15. Oktober fand am Honterus-Hof die Enthüllung der Gedenkplatte zu Ehren von Rudolf Lassel statt  – an dieser Stelle muss betont werden, dass die ganze neunte Auflage der Konzertreihe den 150. Geburtstag des Musikers beispielhaft zu feiern verstand. Die mutigen Kronstädter, die trotz Schnee und Wind an der Feier teilnahmen, sangen in Begleitung der Turmbläser Lassels „Honteruslied“. Ein Event der feinsten Sorte war das Abendkonzert der „Napocelli“. Wie einer der 12 Cellisten einleitend scherzte, sei die Devise des Ensembles „Klausenburger Cellisten aller Länder, vereinigt Euch!“ Köstlich klangen die Werke von Schumann, Bizet („Carmen“ – exzellent!), Popper, Bartók oder Garner.

Am 16. Oktober bot Gedymin Grubba in der Schwarzen Kirche eine Orgelmatinee. In seiner Heimatstadt Pelplin – wenige Kilometer von Malbork, dem polnischen Marienburg, entfernt – spielt der polnische Organist auf einer Buchholz-Orgel: die überraschende Analogie zu Kronstadt, zur hiesigen Orgel und dem Burzenländer Marienburg war ein (glücklicher!) Zufall. Cristina Constantin spielte ein kurzes zeitgenössisches Soloviolin-Intermezzo: die Uraufführung des Werkes „Hommage à George Enescu“ von G. Mălăncioiu. Der Bachchor, das Vokalensemble Anatoly, der „Astra“-Chor und die Sopranistinnen Bianca Manoleanu und Asineta Răducan sowie die Organisten Eckart Schlandt und Steffen Schlandt – Letzteren hatte der deutsche Botschafter Andreas von Mettenheim „spiritus rector der Musica Coronensis“ genannt – beteiligten sich am festlichen Abschlusskonzert am Sonntagabend mit Chor- und Orgelmusik von F. Mendelssohn und seinen zwei Kronstädter Schülern – R. Lassel und G. Dima.