Aus Cannes nach Kronstadt

Die zweite Auflage des „Les Films de Cannes a Brașov” erfreute die Zuschauer

Voller Saal vor der Ausstrahlung Radu Munteans neustem Film „Alice T.“ Foto: Laurențiu Zaharia

Preisgekrönte Schauspielerinnen, Regisseure und ein Drehbuchautor haben vergangene Woche den Kronstädter Kinoliebhabern über Film, Schauspiel und inspirierende Lebensgeschichten erzählt. Nachdem die Filme, an denen sie mitgewirkt haben, internationale Anerkennung der Kritiker und Zuschauer erhalten haben, waren sie nun auch in Kronstadt im Rahmen der zweiten Auflage des Filmfestivals „Les Films de Cannes a Brașov”, zwischen dem 1. und dem 6. November, im Kulturzentrum „Redoute” und im Kino „Cinema One” zu sehen. Insgesamt 11 Filme die, wenn überhaupt, erst später in die Rumänischen Kinos kommen, standen im Programm.


Von großen Träumen und knallharter Realität


Pamela, eine alleinstehende, junge Roma-Mutter aus einem armen Dorf in der Moldau erhofft für sich und ihr Kind eine bessere Zukunft. Ihr Plan: einen Franzosen zu heiraten. Sie trifft den wohlerzogenen Fanzosen Bruno, zieht zu ihm ein, sie kommen sich näher. Doch lässt ihre Vergangenheit ihr keine Ruhe und der ganze Plan droht zu scheitern. Für ihre Rolle als sich durchs Leben kämpfende Pamela in Marta Bergmans Debütspielfilm „Singur˛ la nunta mea“ (Alleine auf meiner Hochzeit)  wurde Schauspielerin Alina [erban, selbst Roma und Theater-Regisseurin als beste weibliche Darstellerin beim „Festival International du film de femmes de Salé” aus Marokko ausgezeichnet.
Eine bessere Zukunft erhofft sich auch die rumänische Krankenschwester Mara (M˛lina Manovici), Mutter des 9-jährigen Drago{. Für sie ist Amerika das Traumland, doch ist das Erhalten der Staatsbürgerschaft nicht so leicht wie erhofft und ist im mehrfach preisgekrönten Film „Lemonade“ von Ioana Uricaru zu sehen. Die Regisseurin sprach mit den Kronstädtern über den bei der Berlinale als „dramatischer Film mit Thriller-Akzenten“ beschriebene Film.


Alice T. trifft die Jugendlichen


Über 350 Schüler haben Radu Munteans neusten Film „Alice T.” in der „Redoute“ gesehen. Die Erlebnisse der rebellischen und unkontrollierbaren 17-jährigen Alice (Andra Gu]i), die sowohl in der Schule wie auch im Privatleben Zoff hat, waren Anlass für die Kronstädter Schüler, das anwesende Filmteam zu befragen. Die 18-jährige Schauspielerin, derenerste Hauptrolle Alice war, für die sie  bei den Filmfestspielen in Locarno auch preisgekrönt wurde, erzählte darüber wie schwer es war fünf Minuten lang auf Kommando zu weinen, dafür aber weniger kompliziert eine Nacktszene zu drehen, oder über ihren Traum, weiterhin in Filmen aufzutreten. Regisseur Radu Muntean erklärte den neugierigen Teens, dass das Blut, das sie auf dem Bildschirm sehen, eigentlich Fruchtsirup ist, aber die Schlägerei zwischen Alice T. und einer Schulkollegin nicht vorgetäuscht war und blaue Flecken verursacht habe.


Phänomen-Regisseur  in Kronstadt


Carlos Reygadas gilt als radikalste zeitgenössische Stimme des mexikanischen Kinos. All seine Filme hatten in bedeutenden Filmfestivals wie Cannes oder Venedig ihre Premiere, wurden von der Presse gleichzeitig geliebt und gehasst und brachten dem Regisseur bedeutende Preise. Der 47-jährige war heuer Ehrengast der neunten Auflage des „Les Films de Cannes a Bucarest“, wo er seinen neusten Film, „Nuestro tiempo“ (Unsere Zeiten), vorgestellt und ein Masterclass gehalten hat. Im Film erscheint der Regisseur, Produzent, Drehbuchautor, Editor auch als Schauspieler, neben seiner Frau, der Schauspielerin Natalia López und ihren Kindern, Rut und Eleazar. Das knapp drei Stunden lange Liebesdrama zeigt den Zerfall einer bürgerlichen Familie die eine Farm mit Kampf-stieren betreibt.
Der mexikanische Regisseur hat Ende Oktober in Kronstadt einen Privatbesuch mit seiner Familie abgestattet. „Es ist eine der schönsten Städte die ich hierzulande besucht habe, in allen Hinsichten sehr europäisch und ich freue mich sehr hier zu

sein” sagte der Filmemacher. Zudem sei es eine große Freude in Rumänien zu sein, einem Land mit vielen guten Regisseuren. In einer Videonachricht forderte er die Kronstädter auf, die Filme des Festivals “Les Films de Cannes a Bra{ov” zu sehen, da es notwendig sei, auch Sachen aus anderen Ländern zu sehen, die sich vom eigenen System unterscheiden und die sehr interessant und bereichernd für das Leben sein können, besonders in der standardisierten Welt, in der wir leben.