Bisher 30 unbekannte Briefe aus der Korrespondenz von Julius Teutsch entdeckt

Dr. Radu Ştefănescu stellt diese in einem neuen, kürzlich erschienenen Forschungsband vor

Unter dem Titel „Din trecutul muzeisticii din România. Julius Teutsch – Iulian Marţian. Corespondenţă“ (Aus der Vergangenheit der rumänischen Museumskunde. Julius Teutsch – Iulian Mar]ian. Korrespondenz) hat der Direktor des Geschichtsmuseums des Kronstädter Kreises, Dr. Radu Ştefănescu, kürzlich einen neuen Forschungsband im Istros-Verlag von Brăila veröffentlicht. Praktisch handelt es sich um 30 bisher unbekannte Briefe von Julius Teutsch (1867– 1936), Leiter des Burzenländer sächsischen Museums,  gerichtet an seinen Zeitgenossen Iulian Marţian (1867–1937), einer rumänischen Kulturpersönlichkeit Siebenbürgens.

Die Briefe wurden im Archiv von Bistritz aufgefunden und Dr. Radu Ştefănescu zur Verfügung gestellt, um sie wissenschaftlich auszuwerten, dieses auch dank seiner Bemühungen bezüglich der Nachforschungen um die Rolle, die das Burzenländer sächsische Museum, weit über diese Grenzen hinaus, in der Zwischenkriegszeit – gegründet wurde es 1908 und musste 1945 aufgelöst werden –, gespielt hat. Diesbezüglich ist der Band von Radu Ştefănescu „Julius Teutsch und das sächsische Museum des Burzenlandes im Zusammenhang mit der rumänischen und ausländischen Museumswissenschaft am Ende des 19. und in der ersten  Hälfte des 20. Jahrhunderts“ der in gleichem Verlag erschien ist, zu erwähnen.

Der fast vollständig, zweisprachig erschienene Band (rumänisch, deutsch) umfasst erstens die Originalbriefe in deutscher Sprache, dann deren rumänische Fassung, sowie eine einleitende, deutschsprachige Zusammenfassung des Autors, der ein guter Kenner der deutschen Sprache ist. Der Band kann im Geschichtsmuseums am Kronstädter Alten Marktplatz gekauft werden.

Doch wer war Iulian Marţian und welche gemeinsame Interessen verbanden die beiden siebenbürgischen Persönlichkeiten? Geboren wurde er am 23. Juni 1867, in Mintiu, Kreis Bistritz-Nassod. Nach Abschluss der Militärschule war er Infanterieoffizier in der österreichisch-ungarischen Armee in den Garnisonen von Triest, Sarajevo und schließlich Kronstadt, wo er auch Julius Teutsch kennenlernte.

Mit 25 Jahren, beherrschte er schon sechs europäische Sprachen, widmete sich der Geschichte und ganz besonders der Archäologie. Nach seinen in mehreren Zeitschriften erfolgten Veröffentlichungen wurde er als Mitglied der Anthropologischen Gesellschaft von Wien, der Kommission für Geschichtsdenkmäler und der rumänischen Numismatik-Gesellschaft gewählt.

Eine wichtige Rolle hat er im Rahmen der rumänischen Kulturgesellschaft ASTRA gespielt. Am 27. Mai 1933 wurde er zum Ehrenmitglied der Rumänischen Akademie gewählt. Auch hat er das Nassoder Museum gegründet, das am 2. August 1931 eröffnet wurde. Mit Julius Teutsch, den er während seines Kronstädter Aufenthaltes in der hiesigen Garnison kennengelernt hatte, verband ihn das Interesse an der Archäologie, vor allem aber als Sammler, was auch aus der im Band veröffentlichten Korrespondenz ersichtlich ist.

Die beiden verband aber auch eine ehrliche Freundschaft, was aus der Korrespondenz von Julius Teutsch an Marţian  – Briefe und Postkarten – ersichtlich ist. Aus dieser sind Daten beispiels-weise über  die  Gründung seiner Firma 1842, einschließlich der Telefonnummer 173, zu entnehmen.

Teutsch informiert ihn auch über seine Markensammlung, oder richtet ihm beste Wünsche zu Neujahr oder Weihnachten aus. Er berichtet seinem Freund über die archäologischen Grabungen und die dabei erzielten Forschungsergebnisse, über die Theorie eines römischen Weges, der von Zărneşti über  Rosenau, entlang dem Lempesch, bis  Bre]cu geführt haben soll. Teutsch schreibt ihm des Öfteren über das Burzenländer Museum und dessen Entwicklungen. Nach dem Ersten Weltkrieg wird die Korrespondenz zwischen den beiden seltener. Die Serie der 30 Schreiben von Julius Teutsch an Mar]ian  endet mit einer Postkarte vom 28. März 1929, in der er seinem Freund die besten Osterwünsche übermittelt.

Radu Ştefănescu vermerkt in seiner „Zusammenfassung“, dass die beiden Persönlichkeiten ein bemerkenswertes Erbe hinterlassen haben, für welches ihnen die Anerkennung der Nachwelt gebührt. Ein einleitendes Wort zu dem aufliegenden Band bietet Univ.-Prof. Dr. Ioan Opriş, der auf die Bedeutung dieses Fonds im Bistritzer Archiv hinweist, auf die Rolle, die die beiden Kulturpersönlichkeiten und mehrere ihrer Zeitgenossen  in Siebenbürgen gespielt haben.

Sämtliche 30 Schreiben werden auch in Faksimiledruck geboten, was den dokumentarischen Wert des Bandes  ergänzt. Auch bietet der Autor einen Index von denjenigen Personen, die in der Korrespondenz erwähnt werden. So findet man kurze biografische Angaben  über Friedrich Deubel, Karl Haldenwang, Adolf Resch, Franz Podek, Gustav Treiber, Alexandru Tzigara-Samurcaş u. a. Dr. Radu Ştefănescu, der sich eingehend mit der Existenz und Rolle des Burzenländer sächsischen Museums befasst, muss sein Verdienst anerkannt werden, die Rolle dieser Institution den heutigen Geschichtsforschern näher gebracht zu haben, die Mehrheitsbevölkerung des Landes durch seine Schriften aufklärt über die Rolle, die die Sachsen und ihr Museum da gespielt haben.