„Den Schatz, den wir hier haben, ist unsere Gemeinschaft“

30 Jahre seit Wiederaufnahme des Bartholomäusfestes

Dr. Peer Gebauer, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, Olivia Grigoriu, Vorsitzende des Kronstädter Ortsforums, Kurator Dr. Albrecht Klein, Sonja Gebauer, Leiterin des Kulturreferats der deutschen Botschaft Bukarest, Ovidiu Ganț, Abgeordneter des DFDR (v.l.n.r.) Foto: privat

Eine volle Kirche zum Gottesdienst Foto: die Verfasserin

Laut Wettervorhersage wurde für den letzten Sonntag mit einer Regenwahrscheinlichkeit von 90 Prozent gerechnet. Doch um 9.30 Uhr, als die ersten Gäste auf dem Pfarrhof der Bartholomäer Kirche eintrafen, strahlte die Sonne. 

„Das Wetter ist gut, weil unser Fest stattfindet“, sollte später der Organisator, Kurator Dr. Albrecht Klein sagen. Und so sollte es sein. Das gesamte Bartholomäusfest wurde von strahlender Sonne begleitet. Erst am Abend türmten sich Wolken über der Stadt. 

Das Gemeindefest der Bartholomäer, das in diesem Jahr am 21. August gefeiert wurde,  ist das einzige evangelische Kirchweihfest in Rumänien. Es wirkt wie jedes Patronats- und Gemeindefest identitätsstiftend und ist der große Stolz der Bartholomäer Kirchengemeinde. 

In den letzten Jahren standen wichtige Ereignisse im Mittelpunkt des Festes: 2017 wurde ein goldener Kelch nach 101-jähriger Abwesenheit wieder von der Gemeinde zurückgewonnen, wurde geweiht und wieder beim Abendmahl verwendet, 2021 wurde die Orgel wieder eingeweiht. In diesem Jahr feierte man 30 Jahre, seitdem im Sommer 1992 das Bartholomäusfest nach einer langen Pause wieder organisiert wurde. Und in zwei Jahren folgt ein wichtiges Jubiläum: 2024 wird die 800-jährige Existenz der Kirche gefeiert. 

Ein Fest der Begegnung 
Kränze mit Goldruten schmückten traditionsgemäß die älteste Kirche Kronstadts an diesem besonderen Tag. Die Kirche war voll- ein so schöner Anblick, den man nicht so oft zu sehen bekommt. Hunderte Gäste von nah und fern haben sich eingefunden, um zusammen zu feiern. Wie auch in den Vorjahren folgten nicht nur Bartholomäer der Einladung zum Fest. Kuratoren und Gemeindeglieder aus fast jeder Burzenländer evangelischen Kirchengemeinde, Bartholomäer und Burzenländer Sachsen, die heute in Deutschland leben, aber jeden Sommer in ihre Heimatortschaften kommen, trafen sich in der Kirche zum Festgottesdienst. Das Fest begann um 10 Uhr traditionsgemäß mit einem Gottesdienst mit Heiligem Abendmahl, der von Altdechant Pfarrer Klaus Daniel und Pfarrer Gerhard Wagner aus Karlsburg gestaltet wurde. 

„Ein Ansporn, dass wir zusammenfinden“ 
Zu diesem „traditionellen Fest der Begegnung“ begrüßte Altdechant Klaus Daniel als Ehrengast Dr. Peer Gebauer, den Botschafter Deutschlands in Rumänien, und erinnerte daran, dass dieser vor genau einem Jahr seinen Dienst in Bukarest angetreten hat. Der Botschafter kam mit seiner Familie zum Fest. Des weiteren begrüßte Pfarrer Daniel unter anderen „einen ofiziellen Freund der Kirchengemeinde Bartholomae“, den Abgeordneten des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Ovidiu Gan], die Pfarrer Tilman Schneider (Tüngen/Arnstein) und Johann Stefani (Deutsch-Tekes), den Beyirkskirchenkurator Ortwin Hellmann,  den Vorsitzenden der HOG Kronstadt Anselm Honigberger, den stellvertretenden Vorsitzenden der HOG Kronstadt Dr. Host Müller, den Chefredakteur der Neuen Kronstädter Zeitung Alfred Schadt, die ehemalige Chefredakteurin der ADZ, Rohtraut Wittstock und alle Kuratoren des  Burzenlandes, die  mit Mitgliedern ihrer Gemeinde gekommen waren, um mit den Bartholomäern zu feiern. Die Gäste von nah und fern „sind gekommen als Zeugen der Gemeinschaftsförderung über die Grenzen hinaus“. Ein großer Dank galt auch den über 30 Gemeindemitgliedern, die sich am Vortag getroffen hatten, um die Blumenkränze zu flechten und die Kirche zu schmücken. „Das Fest der Begegnung soll ein Ansporn sein, dass wir zusammenfinden. Aufeinan-der achthaben heißt nicht, aneinander vorbeigehen, sondern sich gemeinsam den Aufgaben stellen, welche das Leben von uns fordert. Die Gemeinde hat sich geöffnet über Bartholomae hinaus, um die Gemeinschaft zu fördern“, meinte Pfarrer Daniel. Es folgten Grußworte der Ehrengäste Dr. Peer Gebauer und Ovidiu Gan], die in ihren Reden über die Wichtigkeit des Miteinanders sprachen.
 
„Gemeinschaft wird hier groß geschrieben“ 
Auch der Gastgeber, Kurator Dr. Albrecht Klein, dankte den vielen Gästen, die zum Bartholomäusfest eingetroffen waren. „Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen?“  Klein zitierte aus Schillers  Gedicht „Die Kraniche des Ibykus“ und meinte anschließend: „Es sind mehr Leute hier, als ich kenne, und das ist sehr gut“. Er erwähnte, dass es der Bartholomäer Gemeinde ein großes Anliegen ist, in Frieden zu leben. „Den Schatz, den wir hier haben, ist unsere Gemeinschaft“. 

Zum Abschluss des Gottesdienstes folgte ein Festvortrag von Wolfgang Wittstock über Bartholomae als Mittelpunkt des sächsischen Burzenlandes. Er teilte Fakten und Gedanken zur Geschichte von Bartholomae als Kirchengemeinde und Kronstädter Stadtviertel sowie zu deren Positionierung in der historischen Landschaft und erwähnte auch, wie die Bartholomäusfeste in der Vergangenheit gefeiert wurden. 2022 sind es 30 Jahre, seitdem das Gemeindefest nach der politischen Wende von 1989 wieder aufgenommen wurde. Die Gemeinde hatte das Bestreben, diese wichtige Tradition  „trotz des schmerzlichen, der massiven Auswanderung zuzuschreibenden Seelenverlusts“ weiterzuführen und das betrachtete der Redner als erfreuliche Öffnung. „Gemeinschaft wird hier groß geschrieben und in verschiedentlichen Formen gepflegt. Die Gottesdienste finden hier weiterhin jeden Sonntag statt, was bei kleineren Kirchengemeinden im Rahmen unserer Landeskirche heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Außerdem gibt es hier eine Reihe regelmäßiger Gemeinschaftsveranstaltungen, die gern in Anspruch genommen werden, etwa die Seniorennachmittage oder die Männerabende, wo jede bzw. jeder willkommen ist. Von Öffnung zeugt zweifelsfrei auch die Art und Weise, wie hier seit etwa 30 Jahren das Bartholomäusfest – das einzige Kirchweihfest im Rahmen unserer Evangelischen Landeskirche, das die Reformation überdauert hat – gefeiert wird“. 


Nach dem dreistündigen Gottesdienst folgten die stimmungsvollen Momente: vor dem Mittag-essen wurde gemeinsam das Siebenbürgenlied gesungen, es folgten Auftritte der Jugendblaskapelle und der Burzenländer Blaskapelle, zu deren Musik manche Gäste getanzt haben. Ein paar Stunden lang wurde gefeiert, geplaudert und gemeinsam gesungen. Beim Basar des Frauenkreises Bartholomae hatte man die Möglichkeit, Honig, Stricksocken und Pullover zu kaufen. Ein fröhliches Singen bei Kaffee und Kuchen beendete den schönen Sommernachmittag. Am wichtigsten war, dass man zusammen sein konnte. Die schönen Stunden in denen man zusammen mit Familie, Freunden, Bekannten und der ganzen Gemeinde feierte, werden sicher allen Gästen in freudiger Erinnerung bleiben.