Die angeblich lärm- und geruchlose Stadt

Vor allem Ortsfremde kennzeichnen die Stadt unter der Zinne nach einem kurzen Aufenthalt als die grüne, lärm- und geruchlose Stadt. Es ist ein schöner Werbeslogan, besonders jetzt, wo sich die Wahlkampagne nähert, wenn der Termin nicht doch noch aufgeschoben wird. Als eingesessener Bewohner von Kronstadt kann man mit diesen Einschätzungen nur teilweise einverstanden sein und das wegen der konkreten Lage, wenn man täglich und zu unterschiedlichen Stunden durch die Straßen der Stadt wandert.
Gehen wir auf den Lärm ein. Angeblich verzeichnen die Messstationen dessen Senkung auf die normalen Werte. Aufgeschreckt wird man aber gerade, wenn man in den Abendstunden glaubt, man kann in Ruhe einen Spaziergang unternehmen, von laut ratterndern Motorrädern oder aus dem Ausland importierten Gebrauchtwagen, deren Abgastrommeln beschädigt oder so eingestellt sind, um die Aufmerksamkeit auf die „Limousine“ zu lenken. Zudem gibt es mehrere Treffpunkte im Stadtgebiet, wo sich deren Besitzer die „Qualitäten“ ihrer Fahrzeuge vorstellen. Laut Gesetz könnten diese Vergehen von der Polizei geahndet werden. Doch wo sind die Polizisten?
Kürzlich stellte das Entsorgungsunternehmen Comprest ein neustes Mehrzweckfahrzeug vor, das die Straßen der Stadt säubert. Versprechend ist diese Investition beson-ders in der Pandemiezeit, wo Luftreinheit groß geschrieben sein müsste. Doch wo kommt dieses Fahrzeug zum Einsatz? Die Stadt besteht nicht nur aus Boulevards und Haupt-, sondern auch aus Nebenstraßen in den Neubauvierteln. Berechtigt stellt man sich die Frage, gehören diese nicht auch zur Stadtverwaltung? Die Müllplattformen, die  mehrere Container umfassen und für mehrere Wohnblocks zugeteilt sind, bilden das weitere Sorgenkind. Da werden nicht nur von den berechtigten Bewohnern die Abfälle hinterlassen, sondern meist tun das auch andere Personen, die mit dem Wagen ganze Säcke bringen. Weder Comprest noch die Lokalpolizei versuchen, da Ordnung zu schaffen. Wären jedem Wohnblock Müllcontainer zugeteilt und abgesichert, könnte auch die entsprechende Trennung vorgenommen werden, dem Geruch von diesen Ablagerungen Einhalt geboten werden.
In der „grünen“ Stadt mangelt es an Grünflächen. Laut europäischen Normen müssten pro Bewohner 26 qm in einer Ortschaft die Luftreinheit sichern. In Kronstadt wurden noch vor einigen Jahren wegen der Einrichtung von Parkplätzen in den Wohnvierteln ganze Baumflächen abrasiert. Die jetzigen Asphaltflächen haben den Platz eingenommen. Die Stadt kassiert hohe Mieten für das Parken - wer dafür als gewissenhafter Bewohner aufkommt. Da hinterlassen die Wagen ihre Abgase, die in die Wohnungen eindringen, Reparaturen werden vorgenommen. Auch da fragt man sich: wo bleibt die Lokalpolizei? Auf den mehrere Hektar umfassenden brachliegenden Flächen der abgetragenen Unternehmen im Stadtgebiet wuchert es an wild wachsendem Gestrüpp, der allergieerregenden Ambrosia, statt da die fragwürdig gewordenen Eigentümer zu verpflichten,  Grünflächen einzurichten. Der Kronstädter hätte auch andere Beanstandungen und Vorschläge zu machen. Doch kommen diese auch bei der Stadtleitung an?